Ein autobiographisches Memorandum: Meine Wissenschaft und unsere Gesellschaft

Lyndon LaRouche hat diesen Aufsatz am 25. Februar 2014 im Alter von 92 Jahren im Rückblick auf sein langes Leben als wahrscheinlich bester Wirtschaftsprognostiker seiner Zeit verfaßt.


In der vergangenen Woche nutzte ich die Gelegenheit, vor einigen Mitarbeitern mein seit langem bestehendes Wissenschaftsverständnis darzulegen. Ich argumentierte, daß es an der Zeit sei, einige uralte Gemeinplätze über Wissenschaft in den sprichwörtlichen Wind zu schlagen.

Lyndon LaRouche (1922–2019) hier bei einem Webcast im Oktober 2012. Bild: LaRouche Legacy Foundation/Stuart K. Lewis
Lyndon LaRouche (1922–2019) hier bei einem Webcast im Oktober 2012. Bild: LaRouche Legacy Foundation/Stuart K. Lewis

Ich bemerkte, daß es nur eine einzige Grundlage für wissenschaftliche Kenntnisse der Menschheit gebe: die Selbstentfaltung der menschlichen Gattung – die Bedeutung des menschlichen Geistes selbst, die nur durch den Fortschritt bei der Erschließung von immer mehr Unbekanntem durch die Menschheit begrenzt ist, wenn dadurch die Organisation dessen erfaßt wird, was wir als unser unmittelbares Universum kennen. Alles andere sind lediglich Fiktionen, die auf törichten Fantasien beruhen.

Die Vorstellung von rein abstrakten Theorien über das Universum war eine Katastrophe, eine schreckliche Verschwendung von menschlicher Zeit und Energie. Glücklicherweise gibt es in der wissenschaftlichen Erkenntnisgeschichte immer einen Kern von Ungewißheiten, der uns durch einen Prozeß experimenteller Entdeckungen mehr und mehr von dem universellen Geheimnis entlocken läßt, das den menschlichen Erkenntnisprozeß in Bezug auf das von uns bewohnte Universum umgibt.

In der Tat ist das Wissen darüber schon sehr alt und berührt den grundlegendsten Unterschied zwischen der menschlichen Gattung und allen anderen bekannten Gattungen. In diesem Zusammenhang wurden durch die Arbeiten von Filippo Brunelleschi, Kardinal Nikolaus von Kues und ihren Anhängern die Grundlagen einer modernen Wissenschaft für jene gelegt, die danach dem Weg folgten, den jene (sozusagen) durch die Felder und Wälder einer neuen, klassischen Wissenschaftsmethode „gebahnt“ hatten. Diese umfaßte die jeweiligen klassischen künstlerischen und physikalisch-wissenschaftlichen Bereiche, die in ein einheitliches Konzept eingebunden wurden.

Das menschliche Wissen definiert sich nicht durch Sinneswahrnehmungen als solche, sondern durch die Aneignung von experimentellem Wissen, ausgehend von der wichtigsten grundsätzlichen Entdeckung, daß unsere Gattung nicht die eines Tieres ist (ausgenommen die abartigen Meinungen einiger armer Irrer oder ihresgleichen).

Vom modernen wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet sind dies Dinge, die tatsächlich den Unterschied zwischen der menschlichen Gattung und allen gegenwärtig bekannten anderen Lebewesen ausmachen.

Filippo Brunelleschi (1377–1446) hat mit seinem genialen Entwurf der Kuppel des Doms von Florenz (großes Bild) eine Methode zur Gründung der modernen physikalischen Wissenschaft entwickelt – einer Wissenschaft, die an die einzigartigen Methoden von Eratosthenes zur Vermessung der Erde und ähnlichen Errungenschaften anknüpfte. Kleines Bild: Die Statue von Filippo Brunelleschi, der zur Kuppel des Domes Santa Maria del Fiore hinaufblickt. Bild: Wikipedia/Hydromel
Filippo Brunelleschi (1377–1446) hat mit seinem genialen Entwurf der Kuppel des Doms von Florenz (großes Bild) eine Methode zur Gründung der modernen physikalischen Wissenschaft entwickelt – einer Wissenschaft, die an die einzigartigen Methoden von Eratosthenes zur Vermessung der Erde und ähnlichen Errungenschaften anknüpfte. Kleines Bild: Die Statue von Filippo Brunelleschi, der zur Kuppel des Domes Santa Maria del Fiore hinaufblickt. Bild: Wikipedia/Hydromel

Ein Beispiel:

Im Rückblick läßt sich diese unsere Auffassung von der Einzigartigkeit des Menschen unter den gegenwärtig bekannten Lebensformen in dem grundlegenden Unterschied zwischen geistigen Prozessen und reinen Hirnfunktionen festmachen, von denen die biologische Unterstützung für das menschliche Denken, vielleicht leider, in einzigartiger Weise abhängt. Diese Unterscheidung ist von grundlegender Wichtigkeit wie auch von wissenschaftlicher Bedeutung, die nicht der bloßen Sinneswahrnehmung als solcher zugeschrieben werden kann; sie kommt vielmehr dem fundiertesten Wissen des Menschen nahe, und zwar fern von dem grundlegenden Unterschied zu den bloßen Tieren oder den meist fehlgeleiteten Annäherungen dessen, was viele fälschlicherweise als vertretbaren religiösen Glauben betrachten: kurz gesagt, dem menschlichen Geist.

Das entscheidende Unterscheidungsmerkmal des menschlichen Geistes besteht also darin, daß wir dem Glauben an die Sinneswahrnehmung als solche mit einer gewissen, tief verwurzelten Abneigung begegnen müssen. Dies erinnert an die Passage eines berühmten deutschen Films von 1960: „Die Hauptsache ist der Effekt!“((Aus: Das Spukschloß im Spessart, eine satirische Filmkomödie von 1960.)) Wir kennen Effekte, keine einfachen Gewißheiten; diese Effekte liefern im experimentellen Beweis die Grundlage für eine nützliche Annäherung an das, was der Mensch tatsächlich weiß. Wahre Prinzipien, die in einem tatsächlichen wissenschaftlichen Bezugsrahmen definiert sind, sind Invariablen, keine Lösungen für bloße Gleichungen. Sie lassen sich als Näherungen ausdrücken, aber sie bleiben Prinzipien in dem Sinne, wie Max Planck und Albert Einstein physikalische Prinzipien für die wirklich intelligenten Menschen definiert haben, als die besten Standards des 20. Jahrhunderts für die kernphysikalische Wissenschaftspraxis aufkamen.

Tatsächlich sind Sinneswahrnehmungen Effekte, keine selbstevidenten Wahrheiten an und für sich. Die Bedeutung dieser Effekte muß sich aus der menschlichen Fähigkeit ableiten, sich Wissen über diese universellen Effekte (d. h. Prinzipien) anzueignen, nicht als Interpretationen von Sinneswahrnehmungen an sich. Dieser Methode bedienten sich die wahren Begründer der modernen Wissenschaft, die Genies der Goldenen Renaissance Filippo Brunelleschi, Kardinal Nikolaus von Kues und Kues‘ bedeutendstem wissenschaftlichen Nachfolger, Johannes Kepler.

Einige allgemeine Überlegungen

Man muß zur Kenntnis nehmen, daß Sinneswahrnehmungen lediglich Sinneswahrnehmungen sind – Schatten, die ohne eigentlich bekannte Substanz geworfen werden. In jeder wirklich kompetenten modernen Wissenschaft basiert wahres Wissen daher nicht auf bloßen praktischen Experimenten als solchen, sondern vielmehr auf der scheinbar geheimnisvollen Kraft beweisbarer universeller Naturprinzipien, niemals auf statistischen Ableitungen.

Dieser Begriff von Prinzip steht im Gegensatz zum bloßen Experiment, denn alle großen Wissenschaftler der Neuzeit hatten eine Vorstellung davon, was der Begriff eines wirklichen Prinzips ist. Johannes Keplers größte Errungenschaft war in diesem Zusammenhang die Entdeckung eines gesetzmäßigen Prinzips der solaren Raumzeit – ein herausragendes Beispiel für die Bedeutung des Prinzips in der Wissenschaft.

Dieses Prinzip gründete, wie Kepler selbst betonte, im Werk von Nikolaus von Kues (1401–1464). Das gleiche gilt für den etwas älteren Filippo Brunelleschi (1377–1446) mit seinen genialen physikalischen Entwürfen und seiner Methode zur Gründung der modernen physikalischen Wissenschaft – einer Wissenschaft, die an die einzigartigen Methoden von Eratosthenes zur Vermessung der Erde und ähnlichen Errungenschaften anknüpfte.

Die Pazzi-Kapelle ist der Kapitelsaal der Franziskaner-Kirche Santa Croce in Florenz. Den Auftrag zum Bau erhielt Filippo Brunelleschi von Andrea de‘ Pazzi. Bild: Wikipedia/Gryffindor
Die Pazzi-Kapelle ist der Kapitelsaal der Franziskaner-Kirche Santa Croce in Florenz. Den Auftrag zum Bau erhielt Filippo Brunelleschi von Andrea de‘ Pazzi. Bild: Wikipedia/Gryffindor

Brunelleschi drang noch weiter und tiefer in die Geheimnisse hinein, indem er durch seine Pionierarbeit die Mathematik mit einer auf den Grundsätzen systemischer Erkenntnisse beruhenden Physik überwand, wie beispielhaft an seinem revolutionären Entwurf für die Prinzipien der Physik und nicht nur für Experimente als solche deutlich wird – die Wissenschaft, die sich im Bau der Kuppel der großen Kathedrale von Florenz und der geheimnisvollen Ausstrahlungskraft der Pazzi-Kapelle ausdrückt (beides hat mich seinerzeit wissenschaftlich fasziniert, als ich mit einigen führenden italienischen Wissenschaftlern zusammenarbeitete, die die Prinzipien dieser wissenschaftlichen Entdeckungen der Goldenen Renaissance erforschten).

Das Übel des Euklid

Der Betrug, den ich bei meiner ersten Begegnung mit der Euklidischen Geometrie bereits in der Oberschule erkannt hatte, trug in hohem Maße zu meiner späteren dauerhaften Verachtung „praktischer“ Meinungen bei. Die Verachtung für Euklid hat mir sehr geholfen, nicht nur wegen seines ungeheuerlichen wissenschaftlichen Betrugs, sondern auch, weil er mich auf die bedeutsamen Lehren des Eratosthenes aufmerksam machte, die eine revolutionäre Methode der Wahrheit für die gesamte physikalische Wissenschaft darstellen.

Lyndon und Helga LaRouche besuchten 2002 eine Schuhfabrik in Ascoli Piceno, Italien, wo LaRouche mit Mitarbeitern über neue Produktionstechnologien diskutierte. Bild: Francesco Caprioli
Lyndon und Helga LaRouche besuchten 2002 eine Schuhfabrik in Ascoli Piceno, Italien, wo LaRouche mit Mitarbeitern über neue Produktionstechnologien diskutierte. Bild: Francesco Caprioli

Der ergänzende Einfluß, der für meine Forschungstätigkeit maßgeblich war, folgte der Methode Platons sehr genau; aber mein ursprüngliches Studium Platons war begrenzter, weil ich bereits im Laufe meiner Gymnasialausbildung und später die Bedeutung des Betrugs der Euklidischen Geometrie begriffen hatte, was mich auf den Weg brachte, die Bedeutung von Platons eigenem Werk zu erkennen. Mein „scheinbar impulsives“ Erkennen von Euklids Betrug hatte mein sprichwörtliches „Feuer im Bauch“ entfacht; ich war bereits sozusagen im Voraus davon überzeugt, daß Platon „meine Seite“ der Sache vertrat. Ich war praktisch bereits seit Beginn meiner Gymnasialzeit, d. h. seit dem Eintritt in die Pubertät, ein überzeugter Promethianer.

Aus diesen Gründen ärgerte ich mich sowohl in der Gymnasialzeit als auch an der Universität immer über die Formalitäten der üblicherweise gelehrten Geometrie. Als Jugendlicher hatte mich die Betrachtung der Stahlkonstruktion eines Hochhauses von Euklids Betrug überzeugt und mich dazu gebracht, alle Quellen abzulehnen, die implizit den in der euklidischen Methode enthaltenen systemischen Schwindel widerspiegelten. Das ist mir seither immer gut zustatten gekommen.

Auf diese Weise entging ich den verbreiteten akademischen Torheiten, in die viele meiner Zeitgenossen verfielen, weil sie die „falschen Götter“ anbeteten. Bei Gottfried Wilhelm Leibniz zum Beispiel fühlte ich mich zu Hause; später auch bei Gauß und Riemann. Für mich waren sie wie zwei enge Mitarbeiter, die ganz allgemein die Prinzipien der Naturwissenschaft vertraten; und seither auch Planck und Einstein wegen ihrer revolutionären Beiträge in den 1890er Jahren und danach.

Wie meine Karriere begann

In meiner eigenen Kindheit, Jugend und später im Erwachsenenalter habe ich einige besondere Beispiele für solche Prinzipien erlebt.

Mein Großvater väterlicherseits und mein Vater kamen unter anderem aus der besonderen Berufssparte der Schuhherstellung und verfügten über ein gewisses Fachwissen in den Techniken dieser Branche. Sie waren beide ausgewiesene Experten in den Grundzügen dieses Handwerks. Aber ansonsten waren mein Vater und ich in unseren Neigungen sehr unterschiedlich.

Von meiner Kindheit bis zum Ende unserer Beziehung arbeiteten wir gelegentlich hervorragend zusammen, allerdings psychologisch gesehen eher in einer gewissen Distanz. Das lag in der Praxis vor allem daran, daß er ständig versuchte, mich zu Entscheidungen zu drängen, auf die ich mich nicht einlassen wollte.((Unter anderem weigerte er sich, zur Kenntnis zu nehmen, daß ich zu einer Baßbariton-Stentorstimme neigte und nicht wie er ein Tenor war. Er war so stolz auf seine genetische Veranlagung, daß er mir allein aus diesem Grund niemals verzeihen konnte, und machte seinen Standpunkt sehr deutlich. (Mein Großvater mütterlicherseits, ein kleiner, aber kräftiger Schotte, war ebenfalls zweifellos ein Baß). Seit einer Operation vor mehr als einem Jahrzehnt war meine Gesangsstimme in Verbindung mit den Auswirkungen des Pfeiferauchens für immer ruiniert. (Nichts hielte mich davon ab, in meiner Seele „Baß-Motive“ zu tragen.) Mein Urgroßvater väterlicherseits und mein Großvater stammten aus Rimouski in Kanada; mein Großvater war Musiker (wie sein Vater, ein Geigenbauer), und sie waren Fachleute in der Schuhherstellung; die französischen und schottischen Wurzeln meiner väterlichen Vorfahren hatten sich im Umfeld der Südküste von Massachusetts etwas überlagert.))

Meine Neigung war immer, mich aus dem täglichen Trubel einfacher praktischer Tätigkeiten herauszuhalten, eine Distanz, die sich mir aus tieferen Erwägungen ergab – selbst dort, wo unsere Aktivitäten als Vater und Sohn ansonsten übereinstimmten. Er bevorzugte die praktische Betätigung um ihrer selbst und der Aussicht auf ihren Gewinn willen; ich bevorzugte die wissenschaftliche Betätigung im Streben nach allgemeinen wissenschaftlichen Prinzipien, in Fragen, bei denen es um höhere Grundsätze ging. Das war mein Interesse, und mir war die kochbuchartige wissenschaftliche Ausbildung verhaßt, wie sie in der Oberschule und an der Universität üblich ist. Mein Widerwille entsprang keinem Verlangen, sondern einem Gefühl, daß dies nicht „mein Ding“ war; ich glaubte nicht daran. Ich verabscheute den verbreiteten törichten Glauben an das kultische akademische Gehabe, einfach nur das nachzubeten, was einem gelehrt wurde; ich strebte nach Wahrheit, die ich als meine eigene betrachten konnte – keine abgelegten intellektuellen Kleider.

Durch eine Verkettung von Umständen – auch weil ich mich von einer längeren, schweren Hepatitiserkrankung erholen mußte – wurde ich später als junger Erwachsener zu einer eigentlich belanglosen Managementaufgabe hinzugezogen, um einem Freund bei der Bewältigung von größtenteils selbstgemachten geschäftlichen Problemen zu helfen. Ich übernahm die damit verbundene Aufgabe wie die sprichwörtliche Ente, die auf die Entdeckung des Wassers gewartet hatte. Diese Tätigkeit ließ mich bald in meine spätere Rolle als Unternehmensberater für eine große solche Firma (die ich nicht immer guthieß) hineinwachsen und brachte mir bald den Aufstieg in eine Abteilung der Geschäftsleitung ein, die sich mit wissenschaftlichen Prognosen beschäftigte, da ich verschiedentlich eine Schlüsselrolle unter den Beschäftigten dieser Firma spielte.

Bis zu einem gewissen Punkt war ich als Fachmann und dann als Mitglied der Geschäftsleitung mehr als nur sehr erfolgreich gewesen. Meine Erfolge verstärkten sich in dieser Zeit besonders, als ich de facto als einsatzbereiter Wissenschaftler und allgemeiner „Brain-Truster“ fungierte. Meine Karriere schritt zügig voran, bis ich (in einem der vielen Aufzüge des Chanin-Gebäudes in New York City) wohl nicht so zufällig vom FBI angesprochen wurde, das mich außerhalb meiner regulären Aufgaben für ein Projekt engagieren wollte. Ich lehnte freundlich ab und sagte dem Agenten, daß das von seiner Organisation vorgeschlagene Projekt eine Verschwendung unserer gemeinsamen Zeit sei, daß ich aber gerne bereit wäre, an etwas mitzuwirken, das einer ernsthaften Untersuchung gleich käme. Das war, kurz gesagt, das Ende meiner damaligen, bereits mehrere Jahre anhaltenden Karriere als leitender Angestellter des Beratungsunternehmens, bei dem ich vor meinen Zusammentreffen mit dem FBI beschäftigt war. (Ich arbeitete dort als Berater in Teilzeit.)

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich jedoch bereits mit den besten Wirtschaftsprognosen der Branche hervorgetan, indem ich die genauen Daten für den Ausbruch einer schweren Industriekrise in jenem Jahrzehnt bestimmt hatte. Ich war zwar aus der Beratungsfirma ausgeschieden (mit freundlicher Genehmigung des FBI), aber immer noch einer der besten Wirtschaftsprognostiker, wie ich es schon 1957 und auch später gewesen bin. Schon Anfang der 1970er Jahre erhielt ich die Gelegenheit, den Beweis dafür anzutreten. Bereits im Sommer 1971 konnte ich mich als der beste Wirtschaftsprognostiker in den Vereinigten Staaten (und auch Großbritannien) beweisen. (Das ist nicht so sehr mein eigener Verdienst, sondern geht auch auf das Konto der Unfähigkeit meiner Berufsrivalen. Das Leben, so habe ich festgestellt, ist oft so.)

Die Berufswahl als Wirtschaftsprognostiker hat insofern Bedeutung, daß sie mit Blick auf Karrieremöglichkeiten implizit ganz oben auf der Liste steht. Nur sehr wenige Fachleute sind wirklich in der Lage, sich mit Fragen dieser Art oder in diesem Umfang zu befassen, wie ich sie im Sommer und Herbst 1971 und immer wieder auch danach unter Beweis gestellt habe. Reine Statistiker sind Versager in diesem Bereich beruflicher Tätigkeit. Ich bin (wissenschaftlich) der Beste auf diesem Gebiet, und zwar seit etwa 1968–1971, und dann auch international; zunächst in der englischsprachigen Welt, aber auch in einigen anderen Teilen des Planeten. Mein einziger scheinbarer Nachteil war, daß der größte Erfolg eines Fachmanns in meinem Beruf zu jenen vorhersehbaren Katastrophen führen konnte und führte, die ich später erlebte. Sie wurden von jenen verursacht, die wollten, daß ich plötzlich höchst unerwünscht war, nicht nur in meinem Berufsfeld, sondern auch in meiner Existenz selbst. Nichtsdestotrotz ist dies immer noch mein Beruf, und ich bin bekanntermaßen immer noch einer der Besten darin, wie die Ereignisse wiederholt gezeigt haben.

Über meinen Beruf

Dieser Aspekt meiner persönlichen Geschichte definiert am besten das, was ich tue: früher und auch heute. Dies ist eine Funktion, die sich am besten eignet, höchste Einsichten in die Prinzipien der Wirtschaft zu gewinnen, und zwar indem man von oben die Perspektiven einer Nation oder einer Reihe von Nationen im Laufe der Zeit betrachtet. Man muß tatsächlich fast alles, auch das Lokale, von oben nach unten sehen, nicht von unten nach oben. Mit anderen Worten: Die praktische Bedeutung für Personen in meinem speziellen Beruf besteht darin, daß wir die Dinge so (manchmal) zum Besseren und häufiger zum Schlechteren sehen – letzteres gilt für die Typen von der Wall Street. Letztere neigen ebenfalls dazu, die Welt aus einer relativen Top-down-Sicht zu sehen, so wie ich es gewohnheitsmäßig auch jetzt noch tue. Ich bin nur besser, und sie liegen furchtbar falsch; der Unterschied besteht darin, daß sie in ihren Urteilen von Natur aus immer unrecht haben (in dieser Hinsicht habe ich immer Alexander Hamilton vertraut).

Die Statue von Alexander Hamilton, dem ersten Finanzminister der USA, im Central Park von New York. Bild: Wikipedia/Zeete
Die Statue von Alexander Hamilton, dem ersten Finanzminister der USA, im Central Park von New York. Bild: Wikipedia/Zeete

Meine besondere Spezialität sind Vorhersagen, die alle meine beruflichen Fähigkeiten als Wirtschaftswissenschaftler, aber auch meine stets global-strategische Sicht von oben berücksichtigen. Darin bin ich sehr gut, wenn man bedenkt, wie begrenzt die Zeit und die Energie sind, die mir in der Praxis aufgrund meines Alters und der damit verbundenen Umstände zur Verfügung stehen. Heute ist es so, als wäre ich ein über neunzigjähriger Urgroßvater, der immer noch im Aufsichtsrat sitzt: hoffentlich nicht zu mürrisch, aber auch nicht mehr sehr lange in dieser Funktion.

In meinem Alter, in meinem Beruf und in meinem Zustand muß die Regel lauten: Dinge müssen erledigt werden, aber man warte nicht zu lange damit, wenn man will, daß sie tatsächlich erledigt werden!

Ich könnte noch vieles hinzufügen, aber das bisher Gesagte reicht aus, um zu beschreiben, welche Rolle ich im Rahmen dieses Berichts spiele.

Meine Verantwortung in diesem Moment ist folgenschwer. Wenn meine gegenwärtigen Bemühungen erfolgreich wären und ich in der Lage wäre, meine Arbeit in der gegenwärtigen Intensität fortzusetzen, würde ich „natürlich“ zu einer weniger intensiven Rolle tendieren, was die Zeit wie auch die Anstrengungen betrifft. Ich bin immer noch tatkräftig in der Lage, schwierige intellektuelle Situationen im Rahmen meines derzeitigen Wissens und der damit verbundenen Gewohnheiten zu bewältigen, ebenso Fragen relevanter wissenschaftlicher Entdeckungen, an denen ich beteiligt bin; aber meine derzeitige Situation ist notwendigerweise befristet, denn die Zeit läuft ab; das heißt – biologisch nach Maßgabe der gesundheitlichen Entwicklung – plus oder minus.

In diesem Bericht geht es darum, daß es bestimmte grundlegende Fragen der wissenschaftlichen Methode gibt, die ich in dieser Zeit auf einem relativ hohen Niveau intellektueller Kompetenz berühren möchte. Meine Aufgabe in diesem Bericht ist es, mehrere Orientierungspunkte zu benennen, die weitreichende Bedeutung für die unmittelbaren und zukünftigen Bedürfnisse der Nationen, einschließlich meiner eigenen, haben. In einem Teil davon setze ich lediglich das um, was ich gewöhnlich zu tun pflege, was im wesentlichen in mein eigenes Ressort fällt; es gibt jedoch einige wenige Fragen, in denen sich meine eigenen Fähigkeiten immer noch erweitern, aber auch unter den gegenwärtigen Bedingungen einer katastrophalen globalen Krise mehr oder weniger einzigartig sind. Ich wurde wiederholt als einer der besten heute noch lebenden Prognostiker in Wirtschaftsfragen (und verwandten Bereichen) bezeichnet; das ist mein Beruf; das ist, wer ich bin. Die gegenwärtige Bedrohung einer thermonuklearen Auslöschung der Menschheit ist ein höchst relevantes Beispiel dafür, wie ich auf Krisen reagiere; ich sehe mich immer wieder als Stratege. Das liegt auch in der Natur des Themas des vorliegenden Berichts, der nun folgt.

I. Was ist eigentlich Wissenschaft?

Die Lehre der Mathematik, die in der Regel auf der verqueren Annahme beruht, sie sei die Grundlage wissenschaftlicher Praxis, gehört zu den verbreiteten Anzeichen um sich greifender Verrücktheiten sowohl in den sogenannten „Wissenschaftsberufen“ als auch in den niederen Professionen der Finanzbuchhaltung, wie sie sich in den „Wucherpraktiken“ der Wall Street zeigen. Die wahren Fakten zu diesem Thema sind für alle heute denkenden Köpfe in Alexander Hamiltons vier Prinzipien der physikalischen Ökonomie für das Amerikanische System enthalten, das in dem unter der Führung von Benjamin Franklin geschaffenen Umfeld entstanden war.((1. Bericht über den öffentlichen Kredit (1790); 2. Bericht über eine Nationalbank (1790); 3. Stellungnahme über die Verfassungsmäßigkeit einer Nationalbank (1791); 4. Bericht über das Manufakturwesen (Dezember 1791).)) Das bedeutete den umfassenden kulturellen Sieg Amerikas über das britische Imperium jener Zeit; und es zeigte das Genie, das sich an den einzigartigen Entdeckungen der ersten Regierung der Vereinigten Staaten zeigte, insbesondere durch den ersten Finanzminister von Präsident George Washington, Alexander Hamilton.

Diejenigen Meinungen, die meiner eigenen Auffassung von Wirtschaftswissenschaft zuwiderlaufen, sind in ihren Absichten und Auswirkungen zu Recht als potentiell gefährliche „Quacksalberei“ zu betrachten. Die großartigen Errungenschaften von Franklin Roosevelt zur Durchsetzung des Glass-Steagall-Trennbankengesetzes veranschaulichen dies und zeigen den geradezu chronischen Irrsinn aller gegenteiligen, rein monetaristischen Ansichten auf.

Die Prämissen für diese Schlußfolgerung, die ich oben identifiziert habe, sind jedoch in keiner wesentlichen Hinsicht finanzieller Natur; sie sind in ihrem Wesen rein „physikalisch“. Geld an sich ist im Grunde nur eine Frage der Masturbation, in der einen oder anderen Form. Genau das ist es wohl, was die Wallstreet-Banker in der Mittagspause oder bei der Abendunterhaltung mit Jungen und Mädchen so treiben.

Die sogenannte „Rose der Galaxien“ (Arp 273). LaRouche: „Wie großmächtig ist eigentlich unser Sonnensystem? Steht das Sonnensystem nicht selbst unter der mächtigeren Knute seiner Galaxie?“. Bild: NASA/ESA/Hubble Heritage Team (STScI/AURA)
Die sogenannte „Rose der Galaxien“ (Arp 273). LaRouche: „Wie großmächtig ist eigentlich unser Sonnensystem? Steht das Sonnensystem nicht selbst unter der mächtigeren Knute seiner Galaxie?“. Bild: NASA/ESA/Hubble Heritage Team (STScI/AURA)

Geld als solches „verdient“ in Wirklichkeit absolut nichts, wenn man es am Maßstab der menschlichen Realitäten mißt. Um es relativ konkret auszudrücken: Menschlicher Fortschritt läßt sich mit Blick auf seinen physikalischen Nettoeffekt pro Kopf als effektiver Anstieg der Netto-Energieflußdichte pro Kopf messen, entsprechend der Umgebung, in der die menschliche zielgerichtete Aktivität effektiv zum Ausdruck kommt. Die Auffassung von Chemie als solcher kann derzeit als sehr gute erste Annäherung an den kategorischen, ontologischen Gattungsunterschied zwischen Mensch und Tier dienen. Mangelnder Fortschritt in dieser Hinsicht ist der sichere Tod der Wirtschaft, wenn man sich die erbärmlichen Bedingungen vorstellt, wie sie unter den Amtszeiten der Präsidenten George W. Bush jr. und Obama geschaffen wurden – jeweils acht Jahre einer immer noch andauernden reinen Hölle für die Vereinigten Staaten!

Der populäre, aber völlig betrügerische Maßstab, der oft an die Stelle dieses Wirkprinzips gesetzt wird, indem man den Glauben an die Sinnesgewißheit als Maßstab verwendet, hat eine gewisse Relevanz für die Auswirkungen menschlichen Verhaltens, sagt aber an und für sich sehr wenig über die Beziehung des dem menschlichen Geist eigenen noëtischen Prinzips aus.

Der große, weit verbreitete Irrtum in den gängigen Anschauungen besteht in der Annahme, die Sinneswahrnehmung definiere die eigentliche Natur unserer Gattung. Die Wahrheit ist jedoch, die Sinneswahrnehmung bleibt immer nur Sinneswahrnehmung, sie ist immer vorübergehend, nie eine Schlußfolgerung und geht in ihrer Bewegungsrichtung in der Geschichte weder rückwärts noch vorwärts. Der wahre Test ist, wie sich der geäußerte menschliche Willen auf das Sonnensystem (und darüber hinaus) als solches auswirkt.

Diese Herausforderung kann und muß beurteilt werden anhand der zunehmenden effektiven Auswirkungen von qualitativen willentlichen Veränderungen auf die lebende Umwelt, in der wir als Inkarnation menschlicher„Erdlinge“ leben. Doch was sind diese Auswirkungen? Sie sind zu messen an der wirksamen physischen Zunahme oder Abnahme der Macht der menschlichen Gattung über die von uns bewohnte irdische Umwelt, unserer Macht pro Kopf verglichen mit den Veränderungen zwischen konkurrierenden tierischen und menschlichen Lebensformen und unserer relativen Macht, das große Universum, das wir als Gattung bewohnen, zu beeinflussen. Die Sinneswahrnehmung als solche hat in diesem Zusammenhang den Wert einer Art Selbstbefriedigung durch den menschlichen Geist: d. h. das „Lust-Schmerz-Prinzip“. Schmerz ist als Warnzeichen nützlich; ansonsten muß er, wenn er als Tatsachenbeweis als solcher dienen soll, durch die Betrachtung zuverlässigerer Beweise für die evolutionäre Aufwärtsentwicklung (oder Rückentwicklung) des Menschen als Gattung zurückgedrängt werden.

Es ist kein Zufall, daß wir seit einiger Zeit das Periodensystem der Chemie und seine experimentellen Eigenschaften als Beweismittel betrachtet haben; in letzter Zeit erfährt es zwangsläufig fortschreitende Revisionen im Rahmen des Aufkommens thermonuklearer Technologien. Doch selbst dann hat sich gezeigt, daß die Chemie als ein selbstevidentes System eine falsche Annahme war. Die Macht des Menschen, die von uns bewohnte Umwelt zum Nutzen unserer Gattung zu beeinflussen, ist der einzige kompetente Maßstab für die Messung von Wahrheit. „Vermeide unnötigen Schmerz“, wenn möglich, aber verehre über allem den Fortschritt innerhalb unseres Sonnensystems und darüber hinaus. Das muß an die Stelle des Lust-Schmerz-Prinzips treten. Schützen wir uns vor Schmerz, wenn man kann, aber ergreifen wir die Möglichkeit menschlichen Fortschritts innerhalb des Universums als integrales universelles Prinzip. Den Schmerz können wir mit Hilfe der Wissenschaft bewältigen. Der Fortschritt, wie ich ihn soeben definiert habe, ist absolut notwendig, komme was wolle.

Hier liegen wahre Freude und wahrer Schmerz, wenn man sie richtig einordnet.

Keplers größte Errungenschaft, die Entdeckung eines gesetzmäßigen Prinzips der solaren Raumzeit, ist ein hervorragendes Beispiel für die Bedeutung eines Prinzips in der Wissenschaft. Im Bild: Johannes Kepler und rechts oben sein erstes geometrisches Modell des Sonnensystems als verschachtelte platonische Körper. Unten rechts seine Studie über die harmonischen Beziehungen zwischen den Planeten, ausgedrückt in musikalischen Noten.
Keplers größte Errungenschaft, die Entdeckung eines gesetzmäßigen Prinzips der solaren Raumzeit, ist ein hervorragendes Beispiel für die Bedeutung eines Prinzips in der Wissenschaft. Im Bild: Johannes Kepler und sein erstes geometrischen Modell des Sonnensystems als verschachtelte platonische Körper, darunter seine Studie über die harmonischen Beziehungen zwischen den Planeten, ausgedrückt in musikalischen Noten.

Wahre Freude, nach der der Mensch streben muß, liegt in Erfahrungen, die wir als gesetzmäßig komponierte Musik (nur die klassische), Poesie, Drama und wirkliche physikalische Wissenschaft bezeichnen können, die von uns Menschen auf der Erde und darüber hinaus praktiziert wird, soweit wir durch die Entwicklung unseres Verstandes dazu in der Lage sind. Alles andere ist als Müll zu behandeln. Alles, was menschlich ist, muß von einer entsprechenden Hingabe an den universellen Schöpfungsprozeß geleitet werden. Das ist unsere unsterbliche Bestimmung; das ist es, was wir wirklich sein sollten – als praktiziertes Mittel zu diesem Zweck.

Das Prinzip, das ich hier beschrieben habe, muß der Kern unserer Motivation sein, und zwar einer Motivation, die sich aus den wahren Maßstäben des Fortschritts des menschlichen Geistes ableitet, der einzigartig ist für das, was wir als klassisches künstlerisches Erlebnis bezeichnen können. Dies sind die Maßstäbe, Standards und der menschliche Nutzen einer wahrhaft klassischen Kunst und Wissenschaft.

Wenn wir eine höhere Qualität menschlicher Zukunft auf der Erde entdecken, wie zum Beispiel in den nahen Planeten und Asteroiden, der noch rätselhaften Überlagerung des Sonnensystems mit seiner Galaxie und so weiter, ist das der wirklich natürliche Ausdruck menschlicher Intentionen und des daraus resultierenden Fortschritts. Es muß uns ein wahres Vergnügen sein, wirklichen Wert in dem zu finden, was die schöpferischen (noëtischen) Kräfte des menschlichen Geistes noch lange nach dem Tod des ursprünglichen Entdeckers nachwirken lassen, eine Wirkung, die im gesamten Himmel für immer nachhallt. Das ist eine Ahnung für die wahre Bestimmung und den Sinn des menschlichen Lebens. Von Adam bis Einstein und darüber hinaus offenbart dies die zugrunde liegende, unsterbliche Erfahrung jener, die gelebt haben, um höhere Prinzipien in unserem Universum zu schaffen.

II. In den Grenzen des Lebens

So muß es sein, von Generation zu Generation. Auf den ersten Blick scheint es ein Mysterium zu sein, das von niemandem wirklich erklärt werden kann. Es ist sozusagen einfach da! Und doch wissen wir heute, daß es dumm wäre, so etwas zu denken oder zu sagen. Was wir denken (oder zumindest denken sollten), ist, daß in all dem eine Art Bedeutung stecken muß. Die Tatsache, daß wir den Sinn von einigen praktischen Betrachtungen vielleicht nicht kennen, bedeutet nicht, daß die Beziehung nicht existiert. Es bedeutet einfach, daß wir sie noch nicht zufriedenstellend verstanden haben. Welches Baby hat denn jemals gewußt, warum es geboren wurde? Ob einem die Idee gefällt oder nicht, ist an und für sich eine ziemlich irrelevante Frage.

Die Frage, die sich uns stellt, ist einfach: Was wäre ein kluges, in unserer Natur implizit angelegtes Vorgehen, und zwar aus eben diesen Gründen?

Um solche Fragen und damit zusammenhängende Überlegungen zu beantworten, würde ein vernünftiger Riddler seine Chancen auf das prüfen, was er mit Fug und Recht als vernünftige Möglichkeit ansehen würde, sich an der gegebenen Situation zu erfreuen. Warum nicht einfach die Fähigkeit genießen, etwas zu entdecken? Das scheint eindeutig das zu sein, was „der Boß“ verlangt; „Er“ läßt uns im übrigen keine andere wünschenswerte Option. Daher scheint die Zusammensetzung des Universums, wie auch immer es zustande gekommen sein mag, eindeutig der „einzig richtige Weg“ zu sein: Genießen wir die Fahrt, die wir „Leben“ nennen. Schließlich hatte „der Boß“ in Wirklichkeit immer das Sagen. Vielleicht ist er auf seine Art viel klüger als wir.

Eine wichtige Tatsache ist außerdem, daß die schöpferischen Kräfte der Menschheit der einzige moralische Ausdruck menschlicher Existenz sind. Kreativität ist das Gesetz, das über dieses Universum herrscht, soweit wir es kennen. Man stelle sich lieber nicht auf die falsche Seite des Schöpfers; die Folgen wären absehbar. Die „politische Krankheit“ der britischen Queen zum Beispiel ist zweifellos ein satanischer Wesenszug, wie er es schon immer war, und diese sollte somit eine Verdammnis aller Kultisten Zeusscher Gesinnung sein, die das Römische Reich und seinen erklärten Enkel, das Britische Reich, bis in die heutige Zeit anbeten.

Also nahm der gutmütige Großvater, der Handwerker, seinen Enkel mit, um ihm das gewaltige Bauwerk zu zeigen, das das Kind begreifen sollte. Der Großvater sagte: „Ich war einer derjenigen, die das gebaut haben!“ Dieses Verhalten ist nicht Ausdruck des „Egos“ des Großvaters, sondern Ausdruck seines Glaubens, seines wahren Wesens, des Geistes, der an den Enkel weitergegeben werden soll.

Das ist das Vorspiel; was ist die Substanz? Mit anderen Worten: Was bedeutet die wahre Wissenschaft für den „kleinen Mann“, der die Menschheit repräsentiert?

Unser törichter Hochmut

Der Narr, und er ist zahlreich, sagt zu sich selbst: „Das habe ich erlebt!“ Was hat er aber tatsächlich erlebt? War das nicht der törichte Hochmut von Sinnesgewißheiten? Was sind eigentlich unsere Sinne? Sind Sinnesgewißheiten real? Wozu sind sie eigentlich nütze, wenn wir versuchen zu erklären, wie das Sonnensystem tatsächlich funktioniert? Sind Sinneswahrnehmungen wirklich die unseren? Oder sind sie nur tröstliche Phantasien? Wie spielt sich die Evolution unseres Sonnensystems tatsächlich ab? Durch bloße Sinneswahrnehmung?

Unsere Sonne befindet sich derzeit in einer relativ ruhigen Phase, und das ist sehr schlecht für uns, besonders westlich des Mississippi. Das ist in der Tat beängstigend. Als Folge dessen ist die lebenswichtige Wasserversorgung im gesamten Gebiet der Vereinigten Staaten westlich des Mississippi zusammengebrochen. Das war schon einmal der Fall, und dieser Zustand dauerte Jahrhunderte lang an. Das Wasser zum Leben im westlichen Teil unserer Nation trocknet in der Tat aus; wie soll dann Leben in den kommenden Jahrhunderten möglich sein? Was bringt uns die bloße Sinneswahrnehmung unter vergleichbaren Umständen?

Diese beängstigenden Effekte und verwandte Effekte hohnlachen unserem törichten Hochmut – den törichten Hochmut zu sagen: „Das habe ich getan.“ Die Sinneswahrnehmung ist eine der schlimmsten Huren, die wir kennen, aber deshalb auch die wahrscheinlichste sexuelle Phantasie der Narren.

Wir, die Menschen auf der Erde, sind in eine Zeit eingetreten, in der jetzt neue große Herausforderungen für unsere Gattung auftauchen und unsere Aufmerksamkeit erfordern.

Wie großmächtig ist eigentlich unser Sonnensystem? Steht das Sonnensystem nicht selbst unter der mächtigeren Knute seiner Galaxie? Geschüttelt und zugerichtet von den Machtwellen, die die sich entfaltende Galaxie darstellt? Wo bleibt dann euer alberner Hochmut über die eingebildete Lust an bloßer Sinneswahrnehmung?! Man kitzelt dich: du lachst. Man verletzt dich: du stöhnst und verfluchst dein Schicksal. Du herrschst!? Du, mit deinen „Ich, ich, ich!“-Gesängen? Deiner dummen Sinneswahrnehmung und deinen noch dümmeren Wünschen? Ist die Sinneswahrnehmung tatsächlich Realität? Oder ist sie nur eine Art Hütevorrichtung für Menschen, die sich in ihren Meinungen von den Peitschen des Schicksals leiten lassen müssen, die man auch die blutigen Riemen bloßer Sinneswahrnehmung nennt? Oder sind sie nur die Peitschen für einen verblendeten Menschen, der durch die Blindheit der Sinneswahrnehmung in den Lauf seines Schicksals geprügelt werden muß und so mehr als alles andere von den Begierden und dem Gewinsel von Schlägen und Verführungen oder Verlockungen und Schmerzen – oder bloßen Sinneswahrnehmungen – geleitet wird?

Läßt sich nicht irgendwie ein besserer Wegweiser für unser eigenes Schicksal finden als die bloße Sinneswahrnehmung? Lediglich Vergnügen und Schmerz? Ich behaupte, daß wir genau dieses Heilmittel für unseren Existenzschmerz finden können; und daß dies die Lehre der Realität ist, die die wahre menschliche Existenz definiert. Das ist der wahre Sinn der Wissenschaft; das wiederum ist der wahre Sinn der Existenz unserer menschlichen Gattung. Das ist unsere einzig wahre Unsterblichkeit als lebende Gattung.

Beginnen wir mit den nötigen Vorkehrungen, um die Evolution unseres bescheidenen Sonnensystems neu auszurichten. Bewegen wir Asteroiden! Verändern wir die Bahn von Planeten! Wie funktioniert die Galaxis? Was liegt jenseits davon? Wie lange muß unser Universum lediglich der Schoß sein? Welcher Plan zwingt uns, uns zu paaren? Welchen Sinn hat das Sehen, das Hören, das Unterscheiden von Schmerz und Lust? Wie kleingeistig sind unsere Bürger im allgemeinen? Sinneswahrnehmung? Du kindischer Dummkopf!

Du glaubst, du kannst Gott messen? Entwirf seine Kleidung. Gestalte seine Reisepläne. Wähle seine Gewänder. Ein Blinder könnte die Wahrheit viel besser erkennen als du mit deinem erbärmlichen Stolz auf deine Sinneswahrnehmung. Ist es nicht so, daß du als kleines, dummes Ding auf die Welt gekommen bist, das nicht wußte, was es war und warum: alles bestand nur aus Lutschern und Tränen, Schmerz und Vergnügen. Was sollten all diese Peitschen und Verlockungen? Und warum?

Erst wenn wir dem Mythos bloßer Sinneswahrnehmung entkommen, beginnen wir zu entdecken, welche Gattung wir wirklich darstellen. Wir müssen uns aus den Kinderschuhen unserer bloßen Existenz als Gattung erheben und über die unmittelbaren Erfahrungen hinaus gehen, dort, wo wir einen höheren Zweck für die Existenz dessen suchen können, von dem wir gegenwärtig noch fast nichts wissen. Wir müssen uns über die Zwänge kindlicher Existenz, jener bloßen Sinneswahrnehmungen, hinaus erheben und uns zu einer möglichst sinnvollen Kreativität über das von uns bewohnte Universum erziehen.

Es ist an der Zeit, unsere geistigen Windeln zu wechseln, freiwillig und ohne alles um uns herum in ein schreckliches Durcheinander zu stürzen. Das uns zugedachte Schicksal ist nicht das eines dicken, dummen Riesenbabys, das der Phantasie des weisen Rabelais und seiner Einsicht in die Figur eines Panurg entsprungen ist! Überwinden wir den Punkt, wo wir uns auf unsere uralten und inzwischen sehr ekelhaften geistigen Windeln stützen mußten; wählen wir nützliche, zu uns passende Berufe! Helfen wir mit, das Universum in Ordnung zu bringen, und zwar auf eigene Rechnung; dann werden wir in unserem Universum vor Ort etwas Nützliches bewirken – so wie Brunelleschi und Cusa. Dann werden wir nicht länger stolpernde Kleinkinder in unseren ziemlich stinkenden geistigen Windeln sein.

III. Die Bedeutung der menschlichen Mission

Was ich in diesem Bericht bisher geschrieben habe, läßt sich an dieser Stelle nochmals betrachten, wenn meine vorangegangenen Argumente entsprechend berücksichtigt werden.

Wir sind in der Tat von einem bestimmten Schicksal beherrscht, von dem wir keine Kenntnis haben, und doch gibt es, wie meine bisherigen Ausführungen erkennen lassen, einen Zugang zum Verständnis menschlichen Lebens jenseits der bloßen Sinneswahrnehmung als solcher – keine tröstliche Phantasie, sondern einen Vorgeschmack auf die Wirklichkeit, einen flüchtigen Blick auf die Zukunft des Menschen in unserem Universum. Damit ist das gemeint, was ich ansonsten als den Übergang von der Kindheit in die erwachsene Realität von Mitgliedern unserer Gattung bezeichnen würde. Wir sollten uns nicht länger auf die Sinneswahrnehmung beschränken, wie sie uns im Kindergarten beigebracht wurde, sondern wir müssen uns entscheiden, freiwillig eine Rolle zu spielen, die keine geistigen Windeln mehr erfordert. Diese Rolle ist nicht weit entfernt von der Notwendigkeit, menschliche Schafe zu hüten, wie es der überaus fromme Rabelais gemeint haben muß, als er die Geschichte der „Schafe von Panurg“((„Panurg schmeißt, ohne ein Wort zu sagen, seinen schreienden, blökenden Hammel Knall und Fall ins hohe Meer. Die andern Hammel, all miteinander, schreiend und blökend wie aus einem Maul, ihm nach, und schnurgerad ins Meer. Es war ein Drängen um die Wette, wer seinem Kameraden als erster nachspräng.“ – Auszug aus François Rabelais, Gargantua und Pantagruel, Viertes Buch, Kapitel VIII.)) schilderte und auch den damit verbundenen Fall der Dirne von Paris.((„Ein anderes Mal umwarb Panurg in Paris eine Dame. Sie aber wies ihn ab. Panurg war gekränkt, weil sie ihn nicht ,ein bißchen drüberlassen‘ wollte. Am Fronleichnamsfest reichte er ihr zusammen mit dem Weihwasser einen Zettel mit einem Liebesgedicht. Als sie das Blatt las, streute er ihr ein Pulver in die Falten und Ärmel ihres Kleides, was alle Hunde der Umgebung dazu veranlaßte, sich auf sie zu stürzen und sie anzupinkeln.“ Aus Rabelais, Gargantua und Pantagruel, Insel Verlag, 1994.))

Es ist der schiere Infantilismus unserer Mitmenschen, der uns so schockieren muß, daß wir eher erkennen, was wir nicht geworden sind, als das, was wir zu sein glauben. Dies könnte uns zur Einsicht in eine Realität bringen, die wir als gewöhnlich kindliche Geschöpfe oft lieber ignorieren wollen. Es ist ein Empfindungsvermögen für ein höheres Ziel, das eine infantile Gesellschaft lieber ignoriert.

Gustave Dorés Illustration von Panurgs Schaf, das vom Schiff springt und dem alle anderen Schafe folgen. Aus dem Meisterwerk von François Rabelais, Gargantua und Pantagruel. Bild: Wikipedia
Gustave Dorés Illustration von Panurgs Schaf, das vom Schiff springt und dem alle anderen Schafe folgen. Aus dem Meisterwerk von François Rabelais, Gargantua und Pantagruel. Bild: Wikipedia

Die Unterscheidung, die in diesem Zusammenhang zu treffen ist, liegt im Begriff der Kreativität an sich, dem Herauskommen aus dem Infantilismus der Sinnesgewißheit zur Notwendigkeit, das zu tun, was (sinnlich) noch nie erlebt oder gewünscht wurde: wahre menschliche Kreativität. Nicht länger von den kindlichen Freuden der Sinnesgewißheit verführt, empfindet man das größte Vergnügen an dem, was Cusa, Kepler, Rabelais, Shakespeare und Schiller, Benjamin Franklin, Alexander Hamilton, John Quincy Adams und andere gezeigt haben, um den Menschen besser zu machen, ihn aus der Kindheit zu kreativen Visionen eines Lebenszwecks heranwachsen zu lassen. Über die Fesseln kindlicher Gewohnheiten hinauszuwachsen, zum Wohle der freiwilligen Zukunft, die noch vor uns liegt.

Das sind die größten Freuden, die ich bisher kennenlernen durfte.((Man muß unbedingt die Tatsache berücksichtigen, daß Rabelais wie auch Shakespeare gläubige Christen waren, wie auch Friedrich Schiller auf seine Weise. Womit man sich aus diesem Grund beschäftigen muß, sind die Fehler und höheren Ziele der Menschheit innerhalb der Ordnung des wahren Universums, nicht notwendigerweise des der reinen Sinneswahrnehmungen. Der Übergang von den Fesseln der Sinneswahrnehmung zur Freiheit des menschlichen Geistes, die jenseits davon liegt, definiert den wahren menschlichen Intellekt und den tieferen Zweck des Erwachsenenlebens nach dem Larvenstadium und der wahrhaft unsterblichen menschlichen Seele. Das größte und beste Streben ist es, eine solche wahrhaft freie menschliche Seele zu sein.

Alle großen Wissenschaftler und Dichter haben vor allem für dieses Ziel gelebt. Für uns muß es unser einziges wahres Streben sein. Wir sind die wahren, wirklich unsterblichen Wissenschaftler der menschlichen Seele: Es ist der richtig angenommene Sinn unserer Existenz, so gelebt und gehandelt zu haben. Auf diese Weise werden wir niemals sterben; wir sind Teil der Existenz unseres Universums, wie unsere größten Wissenschaftler dies bewiesen haben – selbst wenn wir schon lange verstorben sind, so wie es die größten unserer Wissenschaftler und Dichter zuvor getan haben. Wir sind nicht der Besitz von Zeus und werden es auch nie sein; somit haben die Märtyrer den Teufel selbst betrogen und werden eine wahrhaft süße Rache an dem Bösen genießen. Alle unsere größten Wissenschaftler und Dichter haben das gleiche getan: Wir gestalten die Zukunft, das ist unser Beruf, das ist unsere Strategie, die, so sind wir sicher, durch nichts verhindert werden kann. Planeten mögen zerstört werden, Sonnensysteme und dergleichen mögen vergehen, aber wir sind immer da und ziehen dem Teufel wie mit unsichtbarer Hand am Schwanz, wo immer und was immer wir im Jenseits sein mögen. Wir sind in dieser Mission miteinander verbunden, in allem, für immer. Das ist der Sinn eines gelebten Menschenlebens.)) Die so gestellte Frage ist der Sinn der Existenz des menschlichen Lebens. Im bloßen Fleisch ist wenig zu gewinnen. Aber es gibt eine höhere Mission, die uns nicht genommen werden kann, weder lebend noch tot. Das zu wissen, ist unser wahres Glück, die Leidenschaft, die unser Dasein lenkt, solange wir dazu in der Lage sind. Wir sind die unsterblichen Soldaten der menschlichen Seele.


Deutsche Erstübersetzung von Dr. Wolfgang Lillge

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