Kurznachrichten 04/2000

China sieht im Transrapid ein Symbol des kommenden Jahrhunderts

Als Bundesregierung und Deutsche Bahn im Januar 2000 die Transrapid-Strecke Hamburg-Berlin aufgaben, sah es ganz düster aus für die deutsche Magnetschwebebahntechnik. Doch jetzt ist in China eine schnelle Entscheidung gefallen: Es wird eine 35 km lange Transrapid-Verbindung zwischen Shanghai und dem internationalen Flughafen der Stadt in Pudong gebaut, die Anfang 2003 fertig sein soll. Mit den Bauarbeiten könne im Idealfall bereits im Frühjahr 2001 begonnen werden. Die Chinesen hoffen, die Baukosten der Trasse selbst auf (umgerechnet) 150 Millionen Mark beschränken zu können. Eine U-Bahntrasse gleicher Länge mit den dazu erforderlichen umfangreichen Erdbauarbeiten hätte das Vierfache davon gekostet, sagte Wu Wenqui von der Shanghaier Tongji-Universität, der mit Planungsstudien zum Projekt befaßt ist. Das Gesamtvolumen an Investitionen in das Projekt, bei dem der deutsche Anteil – die Lieferung der ersten vier Züge und die Magnettechnik selbst – ein Drittel betragen wird, liegt bei (umgerechnet) 3 Milliarden Mark. Für Chinas finanzielle Verhältnisse ist das eine riesige Summe, die aber trotzdem aufgebracht wird, um, wie es der Shanghaier Oberbürgermeister ausdrückte, den Transrapid „als Verkörperung der Hochtechnikzukunft, ein Symbol des kommenden Jahrhunderts,“ in China fahren zu lassen.

Die chinesische Regierung sieht die Trasse Shanghai-Pudong als Pilotprojekt für den Bau weiterer Transrapid-Strecken im Lande. So steht im Spätfrühjahr 2003, nur wenige Wochen nach der vorgesehenen Inbetriebnahme des Shanghaier Transrapid, die Entscheidung der chinesischen Regierung für den Bau der Hochgeschwindigkeitstrasse Peking-Shanghai an, mit knapp 1.300 Kilometern Länge und Baukosten (einschließlich rollendem Material) in Höhe von (umgerechnet) 50–60 Milliarden Mark ein Riesenprojekt für den Transrapid, das etwa dem zeitweilig auch in Deutschland diskutierten Projekt Hamburg-Budapest entspräche.

Ausstieg durch Nachwuchsmangel?

Der Nachwuchs an Fachleuten auf dem Gebiet der Kerntechnik geht infolge des grünen Zerrbildes dieses Forschungsbereiches ständig und drastisch zurück. Viele Kernphysiker arbeiten inzwischen auf ganz anderen Gebieten, und an den Universitäten entscheiden sich kaum noch Studenten für kerntechnische Fächer. Selbst die Großforschungseinrichtungen haben längst das Wort „Kern“ in ihren Namen durch „Umwelt“ ersetzt. Die Hermann-von-Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren hat jetzt eine detaillierte Studie über das gegenwärtige und mittelfristige kerntechnische Lehrangebot an deutschen Hochschulen angefertigt. Danach bieten in Deutschland noch 16 Universitäten und 11 Fachhochschulen das Studium kerntechnischer Fächer an. Und es ist absehbar, daß zwischen 2005 und 2010 die meisten dieser noch verbliebenen Studienmöglichkeiten auch noch wegfallen werden. 1999 haben nur 44 Absolventen eines kerntechnischen Fachs die Universitäten und nur 21 Absolventen die Fachhochschulen verlassen. In diesem Jahr werden es aller Voraussicht nach noch weniger sein. Es wird geschätzt, daß selbst in einer Ausstiegsgesellschaft noch bis 2010 wenigstens 1.000 Fachleute benötigt werden.

Watson: Konsens zum Töten

Der amerikanische Gen-Pionier und Nobelpreisträger James Watson hat mit einem Gastbeitrag in der FAZ vom 26. September Kritik und Empörung ausgelöst, worin er die Abtreibung erbkranker Kinder für legitim erklärte. Watson hält es für möglich, daß es in Zukunft als unmoralisch gelten könne, die Geburt behinderter Kinder zuzulassen. In den nächsten Jahren werde es „einen immer stärkeren Konsens darüber geben, daß Menschen das Recht haben, dem Leben erbgeschädigter Föten ein Ende zu setzen“, schreibt Watson weiter.

Vielleicht könnten Kinder sogar rechtlich gegen ihre Eltern vorgehen, „weil diese es nicht verhindert haben, daß ihre Kinder mit nur einer kleinen Chance auf ein Leben ohne physisches und seelisches Leid auf die Welt kamen“.

„Der bekennende Darwinist“ Watson folge der Logik der Nazis, konterte Ärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe in einer Stellungnahme. „Für ihn haben lebensfähig behinderte Föten nicht die gleichen existentiellen Rechte wie jene, denen ein gesundes und produktives Leben gegeben ist.“ Die Nazis hätten bekanntlich zwischen „lebenswertem“ und „nicht lebenswertem Leben“ unterschieden. Watson übersetze „lebenswert“ in den modernen Sprachgebrauch und spreche statt dessen von „gesund und produktiv“. Wer lebensfähigen Föten das Recht auf Leben bestreite, weil sie genetische Abweichungen aufwiesen, also beispielsweise einem ungeborenen Kind mit Down-Syndrom jede Existenzberechtigung abspreche, verfolge eugenische Zielsetzungen, so Hoppe.

Ritalin stört Hirnfunktion

Auf einer Konferenz des Internationalen Verbandes zum Studium von Psychologie und Psychiatrie in New York am 24.–25. September hat dessen Gründer Dr. Peter Breggin ausführlich die destruktiven Folgen der Wirksubstanz Methylphenidat (Ritalin) auf das Gehirn dargestellt. Ritalin wird vor allem in den USA, aber zunehmend auch in Deutschland zur Behandlung des „Hyperaktivitätssyndroms“ bei Kindern eingesetzt. Breggin führte vor allem Erkenntnisse aus Tierversuchen an, wobei deutlich geworden sei, daß nach Ritalingabe das spontane Verhalten von Tieren ausgeschaltet wird und mehr und mehr in zwanghafte, sinnlose Aktivität übergeht. Bei Kindern habe man ganz ähnlich einen Verlust der Verspieltheit und Eigeninitiative beobachtet. Wenn ein Kind durch Ritalin zu monotonem Verhalten gebracht wird, sei dies in den Augen vieler Lehrer und Eltern wünschenswert, es sei aber eindeutig eine negative Nebenwirkung des Medikaments. Der Wirkstoff greife in den Hirnstoffwechsel ein und störe den normalen täglichen Aktivitätszyklus des Wachstumshormons, so daß das Wachstum des Kindes gehemmt werde. Ritalin ist ein Amphetamin und fällt in Deutschland wegen seines hohen Suchtpotentials unter das Betäubungsmittelgesetz.

Blühendes Leben in Tschernobyl-Sperrzone

„Die ökologische Gesamtwirkung [des Tschernobyl-Unfalls] war positiv… für die Flora und Fauna in der hoch radioaktiven Sperrzone, was die Biodiversität und die Vielzahl der Einzellebewesen angeht,“ lautet die Bilanz eines kürzlichen Besuchs zweier amerikanischer Forscher in der Unglücksregion. Dr. Ronald Chesser vom Savannah River Ecology Laboratory und Robert Baker von der Texas Tech University, die beide auch an dem Internationalen Radioökologie-Laboratorium in Slawutych (Ukraine) arbeiten, schrieben in einem Leserbrief der Fachzeitschrift Environmental Toxicology and Chemistry (Vol. 19, Nr. 5, S. 1231–1232, 2000), sie hätten in der 10-km-Sperrzone zahlreiche Elche, Rehe, Wildschweine, Füchse, Flußotter und Kaninchen gesehen. Dagegen wären ihnen diese Tiere, von einem Kaninchen abgesehen, in der größeren 30-km-Sperrzone in vergleichbarer Beobachtungszeit nicht aufgefallen. „Die Vielfalt von Blumen und anderen Pflanzen in den hochradioaktiven Regionen ist beeindruckend und gleicht jener, die man in Naturschutzgebieten außerhalb der Zone beobachtet.“

Allerdings ziehen Chesser und Baker den Schluß, daß die positiven ökologischen Entwicklungen vor allem auf den Umstand zurückzuführen seien, daß keine Menschen in der Sperrzone mehr leben. Die Welt könne „sich nicht leisten, zusätzliches menschliches Bevölkerungswachstum zu erfahren“, wenn die Artenvielfalt gefördert werden soll.

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu.

Unsere Datenschutzerklärung