Krafft Ehricke und das neue Paradigma der Menschheit

Diese Ausgabe von FUSION ist ganz der Konferenz gewidmet, die das Fusions-Energie-Forum und das Schiller-Institut aus Anlaß des 100. Geburtstages des deutsch-amerikanischen Weltraumpioniers Krafft Ehricke am 25. März 2017 in München veranstaltet hat.

Das Thema der Konferenz – „Krafft Ehrickes Vision für die Zukunft der Menschheit!“ – brachte es auf den Punkt, daß sich Krafft Ehricke sein Leben lang für ein neues Paradigma eingesetzt hat, das heute in den Bemühungen zum Aufbau der Neuen Seidenstraße einen zukunftsweisenden Ausdruck findet.

Werner Zuse vom Vorstand des Fusions-Energie-Forums begrüßte die Teilnehmer und Gäste, darunter auch den inzwischen 94jährigen amerikanischen Ökonomen Lyndon LaRouche. Drei Künstler – die Sopranistin Diana Milewa, der Bariton Roland Albrecht und die Pianistin Elena Arnovskaya – gaben mit Liedern aus Joseph Haydns Schöpfung und von Franz Schubert der Konferenz einen passenden Rahmen. Wir veröffentlichen in diesem Heft alle Reden und Beiträge der Konferenz, ausgenommen den Vortrag der EIR-Wissenschaftsredakteurin und Krafft-Ehricke-Biographin Marsha Freeman, deren Artikel „Der moralische Imperativ der Weltraumfahrt“ in FUSION 2/2016 bereits eine Vorab-Veröffentlichung ihres Konferenzbeitrags war.((Marsha Freemans Ehricke-Biographie „Hin zu neuen Welten“ wurde anläßlich der Konferenz neu aufgelegt.))

Helga Zepp-LaRouche, die Präsidentin des Schiller-Instituts, die Krafft Ehricke Anfang der 80er Jahre kennengelernt und mit ihm bis zu seinem Tod 1984 zusammengearbeitet hatte, stellte auf sehr persönliche Weise dar, wie Krafft Ehricke voll und ganz das neue Paradigma verkörpert hat, das sich heute mit dem Konzept de Neuen Seidenstraße durchzusetzen beginnt. Er sei fest davon überzeugt gewesen, daß die Menschheit sich als notwendigen nächsten Schritt in der Evolution von einer auf die Erde beschränkten Gattung zu einer Gattung im All weiterentwickeln müsse. Sie erklärte weiter:

„Ich bin auch sicher, daß Krafft Ehricke, wenn er heute hier wäre bzw. in unserer Zeit heute lebte, unglaublich optimistisch wäre, daß seine Vision, die zu seinen Lebzeiten oftmals bekämpft wurde – nicht nur seine Lebensvision, sondern überhaupt die Fortführung der Raumfahrt hatte mit großen Widersprüchen und Widerborstigkeiten zu kämpfen –, verwirklicht wird. Er würde erkennen, daß wir heute die strategische Konstellation haben, die die Realisierung seiner Visio nin greifbare Nähe bringt… Ich behaupte, daß wir gerade jetzt
einen Epochenwechsel erleben, in welcher diese Idee sich
durchzusetzen beginnt.“

Auch die Botschaft von Krista Ehricke (auf Seite 16 in diesem Heft), der ältesten Tochter Krafft Ehrickes, die leider nicht persönlich an der Konferenz teilnehmen konnte, ließ ein Bild von Krafft Ehricke entstehen, das ihn nicht nur als Wissenschaftler darstellte, der sich ganz der Entwicklung der Weltraumwissenschaften und -technologie widmete, sondern gleichzeitig auch als liebevollen Vater, der seine Töchter stets dazu anhielt, Konzepte zu verstehen und selbst neue Ideen hervorzubringen.

In diesen Rahmen paßten sich die übrigen Vorträge der Konferenz hervorragend ein:

  • Jacqueline Myrrhe, bekannte freie Journalistin für Raumfahrt aus Neubrandenburg und Mitherausgeberin der Zeitschrift Go Taikonauts! (http://www.go-taikonauts.com/en/homepage), beschrieb die Entwicklung des chinesischen Weltraumprogramms seit seinen Anfängen 1958 und in den schwierigen Zeiten des „Großen Sprungs nach vorn“ und der „Kulturrevolution“ unter der Herrschaft der Maoisten, die wirkliche Fortschritte in der chinesischen Wissenschaft und Technik unmöglich machten (Seite 6).
  • Der schweizerische Astronaut Prof. Claude Nicollier berichtete über seine eigenen „Schritte im Weltraum“ (Seite 32). Bei seinen insgesamt vier Missionen mit dem Space Shuttle (1992, 1993, 1996, 1999) war er u. a. als Spezialist für Reparatur- und Wartungsarbeiten am Weltraumteleskop Hubble im Einsatz. Nicollier, heute Präsident des Swiss Space Center in Lausanne, erklärte: „Ich bin zu dieser Konferenz gekommen, da ich etwas über Krafft Ehrickes Lebenswerk und seine Vision erfahren wollte, und ich habe wertvolle Einsichten erhalten.“ Er stimme vollkommen mit Krafft Ehricke darin überein, daß der Weltraum der notwendige nächste Schritt in der Evolution der Menschheit sei.
  • Prof. Carl-Otto Weiss, früherer Direktor und Professor an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig, sagte, die menschliche Kreativität sei die einzige Ressource, mit der sich die Menschheit ihre Zukunft sichern könne (Seite 42). Die Angriffe auf die Wissenschaft durch die „grüne“ Bewegung, von der Propagandakampagne des Club of Rome bis hin zum Klimaschwindel, hätten dazu geführt, daß die Menschen ihren Optimismus verloren haben.

Der Erfolg der Konferenz und der Optimismus, der die Redebeiträge bei den Teilnehmern hinterließ, waren für die Organisatoren die Bestätigung dafür, daß gerade die Raumfahrt und mutige Zukunftsvisionen eine neue Aufbruchsstimmung in der Bevölkerung erzeugen können.

In diesem Zusammenhang sei allerdings angemerkt, daß wir unseres Wissens die einzigen waren, die das Andenken an Krafft Ehricke hochgehalten haben. Immerhin war Krafft Ehricke der Raumfahrtvisionär, der entscheidenden Anteil daran hatte, daß 1969 Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betrat. Es wirft schon ein fragwürdiges Licht auf unsere Regierung und Institutionen wie das Deutsche Museum in München, die so tun, als sei das der Ballast von gestern.

Schlimmer noch: Die Konferenz zu Ehren von Krafft Ehricke hätte eigentlich im Ehrensaal des Deutschen Museums stattfinden sollen, wie Werner Zuse in seiner Begrüßung erwähnte. Die FEF sei sogar bereit gewesen, diesen Raum anzumieten. Doch das Museum, vertreten durch ihren Generaldirektor Heckl, lehnte dies ab. Darüber hinaus hatte Marsha Freeman aus den USA, die sich als Ehricke-Biographin international einen Namen gemacht hat, bei ihren Recherchen zu ihrem Buch über die Rolle der Deutschen in der Geschichte der Raumfahrt Herrn Prof. Heckl einmal persönlich auf die Abwesenheit von Büsten Wernher von Brauns und Krafft Ehrickes im Ehrensaal des Deutschen Museums angesprochen. Heckls Antwort, warum man diese dort nicht finde, lautete: „Sie haben für die Nazis gearbeitet!“ – Eine unerhörte Aussage: Nicht nur, daß Krafft Ehricke bei der Machtübernahme der Nazis gerade einmal 15 Jahre alt war, auch aus Mitteilungen von ihm selbst geht seine anti-nationalsozialistische Einstellung ganz zweifelsfrei hervor. So eröffnete Krafft Ehricke einen Vortrag in New York im November 1981, nachdem er bei einer Deutschlandreise kurz zuvor erschütternde Erfahrungen mit gewalttätigen grünen Kernkraftgegnern gemacht hatte, mit diesen Worten:

„Es bestürzt mich, daß ich am Ende meines Lebens die gleiche Art von Sturmtruppen und von emotionell aufgeheizten Kundgebungen erleben muß, wie sie in meiner Jugend in den Jahren 1929 bis 1932 in Berlin so häufig waren.“

Es ist bezeichnend, daß das gleiche Deutsche Museum, das es ablehnt, Krafft Ehricke zu ehren, im gleichen Jahr eine Ausstellung mit dem bezeichnenden Titel „energie.wenden“ organisiert, mit der die Jugend für Techniken des Mittelalters begeistert werden soll. Ein Technikmuseum sollte eigentlich über den Fortschritt informieren, mit dem heute mit der Kraft eines Atomkerns (durch Spaltung oder Fusion) ein Vielfaches der Energiedichte erzeugt werden kann, als es je eine Windmühle schafft, die sich eben bei Windstille noch nicht einmal dreht.

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