Kurznachrichten 03/2000

Warnung vor Grippe-Pandemie

Spezialisten des Center for Disease Control (CDC) in Atlanta (USA) haben Mitte September vor der Gefahr gewarnt, daß in Kürze eine neue Variante des Influenzavirus entstehen und damit eine weltweite Grippe-Epidemie mit unabsehbaren Folgen ausgelöst werden könnte. Die meisten Menschen besäßen gegen ein solches neues Virus keinerlei Immunität, und die Entwicklung eines Impfstoffs könnte zu lange dauern, um noch als Schutz eingesetzt zu werden.

Schon 1997 war die Welt nach Auffassung führender Epidemiologen nur knapp einer erneuten Influenza-Pandemie entgangen, als man bei Hühnern in Hongkong ein Grippevirus fand, das auch dem Menschen hätte gefährlich werden können. Durch eine großangelegte Schlachtaktion waren damals alle potentiell infizierten Hühner und damit der Ausgangspunkt einer weltweiten Infektionskette vernichtet worden. Die größte Gefahr entsteht, wenn ein an andere Tierarten, meistens an Vögel, angepaßtes Virus auf den Menschen überspringt oder sich mit einem vorhandenen menschlichen Virus kombiniert, so daß sich dieses neue Hybridvirus verbreiten kann.

Wie gefährlich eine echte Grippe sein kann, war vor allem bei der größten Influenzapandemie 1918 deutlich geworden, die damals weltweit 20 Millionen Opfer gefordert hatte. Aber auch bei weiteren Epidemie-Ausbrüchen 1957 und 1968 waren weltweit Hunderttausende Menschen umgekommen.

Internet anfälliger als gedacht?

Am 23. August kam es im Internet zu einem schweren, bisher ungeklärten Ausfall, der in der Öffentlichkeit jedoch fast unbeachtet blieb. 35 Minuten lang blockierten vier der 13 zentralen „Rootserver“ die Weiterleitung zu Webseiten mit der Endung „.com“. Mark Rippe, Vizepräsident des Unternehmens Network Solutions, das einen der betroffenen Server betreibt, nannte dies einen „wirklich schweren Zwischenfall“. Die 13 „Rootserver“ bilden die Kerninfrastruktur des ansonsten dezentralisierten Internets. Zehn von ihnen stehen auf amerikanischem Boden, die anderen in London, Stockholm und Tokio. Von den vier betroffenen Servern steht einer an der Südkalifornischen Universität, zwei werden in Virginia vom US-Verteidigungsministerium betrieben, und einer steht in Tokio.

Schon im Juli hatte die Zeitschrift Nature in einer von drei Physikern der Universität Notre Dame (US-Bundesstaat Indiana) verfaßten Titelstory auf die Verwundbarkeit des Internets hingewiesen. Die drei Experten kamen zu dem Schluß, daß die Infrastruktur des Internets zwar sehr wirksam mit zufälligen Angriffen oder Ausfällen fertig werde – denn so wurde es vom amerikanischen Militär entwickelt –, für gezielte Angriffe auf die zentralen Knotenpunkte jedoch sehr anfällig sei. Wenn fünf der 140 Hauptknotenpunkte gleichzeitig durch Terroranschläge oder Hackerangriffe ausfielen, könnte der gesamte Internetverkehr zusammenbrechen.

Braucht man überhaupt embryonale Stammzellen?

In der kontroversen Debatte um das „therapeutische“ oder „reproduktive“ Klonen wird meistens von embryonalen Stammzellen gesprochen, bei deren Gewinnung ein Mensch in einer sehr frühen Zellteilungsphase vernichtet werden muß. Entsprechend wird eine solche Forschung auch „verbrauchende Embryonenforschung“ genannt. Dabei ist weiter zu bedenken, daß hierbei nicht nur wie bei einer Abtreibung werdendes menschliches Leben abgetötet wird, sondern die gewonnenen embryonalen Stammzellen werden u. a. zur Züchtung neuer Organe oder Gewebe weiter verwendet, d.h. instrumentalisiert – ein Umstand, der mit der Menschenwürde vollkommen unvereinbar ist.

Nun ist aber seit längerem bekannt, daß es in fast allen Geweben des erwachsenen Körpers auch sogenannte „adulte Stammzellen“ gibt, die nach neuesten Erkenntnissen eine erstaunlich hohe Flexibilität in der Entwicklung haben. Schwedischen Forschern des Karolinska-Instituts in Stockholm ist es im Tierversuch gelungen, Gehirnstammzellen von Mäusen so zu behandeln, daß sich aus ihnen andere Körpergewebe entwickelten (Science, 2. Juni 2000, Vol. 288, S. 1660–1663). Je nachdem, in welchen Bereich von Mäuseembryonen die adulten Stammzellen plaziert wurden, entwickelten sie sich zu Lungen-, Herz-, Darm- oder Nervenzellen. Auch Stammzellen aus dem Knochenmark, so zeigten britische Forscher, können sich zu Leberzellen differenzieren.

Es wäre denkbar, daß adulte Stammzellen für therapeutische Zwecke entweder direkt in erkrankte Organe oder Gewebe eingebracht oder im Labor zu fertigen Organen weitergezüchtet würden, welche dann transplantiert werden könnten. Abstoßungsreaktionen wären nicht zu befürchten, da der Organspender auch der Empfänger wäre. Geforscht wird auch an einer anderen Alternative: adulte Stammzellen werden gar nicht dem Körper entnommen, sondern ihre Entwicklung wird in dem erkrankten Organ von außen beeinflußt. So ist es bereits gelungen, Stammzellen der Bauchspeicheldrüse zur Produktion von Insulin anzuregen. Forschungen in diese Richtung wären allemal sinnvoller als das aus ethischen Gründen abzulehnende Klonen embryonaler Stammzellen.

Bessere Krebsbestrahlung

Mit einer modifizierten Strahlentherapie können jetzt auch kompliziert geformte oder ungünstig liegende Geschwülste gezielt behandelt werden. Bei der neuen Technik wird nicht mehr wie bisher eine gleichmäßige Dosisverteilung über das gesamte Bestrahlungsfeld gewählt, sondern das Feld in viele kleine Teilbereiche zerlegt. Es wird dort schwächer bestrahlt, wo sich in unmittelbarer Nähe ein strahlenempfindliches Risikoorgan befindet oder der Tumor in gesundes Gewebe eingewachsen ist. Inmitten des Tumors kann indes die volle hohe Intensität erreicht werden.

Die ersten klinischen Erfahrungen mit der neuen Methode, genannt „Intensitätsmodulierte Strahlentherapie“ (IMRT), die unter Führung des Medizinphysikers Thomas Bortfeld im Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg entwickelt wurde, liegen jetzt vor. Seit 1998 sind in Deutschland 70 Patienten mit kompliziert liegenden Tumoren etwa im Kopf-Hals-Bereich, an der Schädelbasis und in Rückenmarksnähe erfolgreich behandelt worden. Ärzte am amerikanischen Memorial Sloan Kettering Cancer Institute haben auf diese Weise sogar schon 700 Patienten mit Prostatakarzinomen behandelt. Das Resultat: fünf Jahre nach der Bestrahlung erhöhte sich die krankheitsfreie Überlebenszeit von 47 % mit herkömmlicher Therapie auf 70 % mit IMRT. In Europa laufen klinische Studien in Heidelberg, Gent und Brügge.

China droht rapide Ausbreitung von AIDS

Nach einem offiziellen Bericht des China News Monthly könnte es in China noch in diesem Jahr zwischen 600.000 und 1 Million HIV-Infizierte geben und dem Land über 100 Mrd. Mark an jährlichen Kosten aufbürden. Zeng Yi, ein AIDS-Forscher der chinesischen Akademie der Wissenschaften, erklärte: „Wenn nicht sofort Maßnahmen ergriffen werden, wird China die meisten AIDS-Opfer der Welt haben, und die Verbreitung von AIDS wird zu einem nationalen Desaster führen.“ Eine unkontrollierte Epidemie würde die Ergebnisse der hart erarbeiteten Wirtschaftsreformen zunichte machen.

Noch vor 15 Jahren war AIDS in China praktisch unbekannt, doch nach vorsichtigen Schätzungen gibt es heute dort mindestens 500.000 HIV-Infizierte bei einer jährlichen Zuwachsrate von 30 %. Die offiziellen Angaben des chinesischen Gesundheitsministeriums von 15.088 AIDS-Fällen seit 1985 beschrieben nicht ansatzweise die AIDS-Gefahr, so der China News Monthly. Ein Forscher meinte, die offiziellen Zahlen würden die Politiker „falsche Schlüsse ziehen lassen“ und dazu führen, daß „eine günstige Möglichkeit zur Bekämpfung von AIDS verpaßt wird.“

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