Eine neue Chance für die Menschheit

Seit einiger Zeit macht die internationale LaRouche-Jugendbewegung von sich hören. Hunderte von Jugendlichen in den USA, Iberoamerika und Europa sind begeistert von der Zukunftsperspektive, die LaRouches Programm für eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung, aber vor allem auch für eine kulturelle und wissenschaftliche Renaissance bietet. Diese Begeisterung für LaRouches Ideen verwundert nicht, da an keiner Schule oder Universität heute mehr die Frage nach wissenschaftlicher Wahrheit gestellt wird, aber besonders junge Menschen wissen wollen, wie die Dinge wirklich zusammenhängen. LaRouche hat in seinen Erziehungsprogramm vor allem die genialen Entdeckungen von Carl Friedrich Gauß herausgestellt, dem die epistemologische Flachheit zeitgenössischer Wissenschaftler wie Euler oder Lagrange zuwider war. FUSION will diese neue wissenschaftliche Begeisterung nach Kräften unterstützen. In diesem Heft besprechen wir eines der berühmtesten Probleme der antiken griechischen Geometrie, nämlich die Aufgabe, einen Würfel zu verdoppeln, wobei der platonische Philosoph und Mathematiker Archytas mit seiner Lösung die spätere Entwicklung der physikalischen Geometrie durch Leonardo, Kepler, Leibniz, Gauß und Riemann vorwegnahm.

LaRouche selbst hat in zahlreichen Vorträgen während der letzten zwei Jahre seine Vorstellungen einer praktischen Erziehungsarbeit für die neue Jugendbewegung dargestellt. Die folgenden Ausführungen sind einem Vortrag vor einer Gruppe amerikanischer Jugendlicher in Seattle am 27. Oktober 2002 entnommen.

So, wie die Dinge sich derzeit entwickeln, hat die Welt keine Zukunft. Dieses Problem ist jedoch in der Geschichte der Menschheit nicht ungewöhnlich. Wenn nämlich die jüngere Generation in einen Anfall von Verzweiflung gerät und sich gegen die Elterngeneration auflehnt, der sie vorwirft, versagt zu haben, wenden sich viele dann gegen die Gesellschaft und wollen sie zerstören. Genau das ereignete sich auch in den 60er Jahren nicht nur in den USA, als die Abfolge der Finanzkrise 1962, der Ermordung Kennedys, des Vietnamkriegs und anderer Schrecklichkeiten die damaligen Studenten massenhaft auf die Straße trieb und viele einer Art Gehirnwäsche unterzog, in deren Zug sich ein kultureller Paradigmawandel in der gesamten Bevölkerung vollzog.

Doch genauso gut kann eine junge Generation, wenn sie eine Chance zur Entwicklung erhält, eine positive kulturelle Entwicklung anstoßen, und das sogar dann, wenn die Jugendlichen selbst bisher in tiefster Unkultur aufgewachsen waren. Die Jugend kann eine verschüttete Kultur wiederbeleben, einfach weil sie in die Zukunft blickt und eine Zukunft zu schaffen versucht, wo es ansonsten keine gibt. In solchen geschichtlichen Abschnitten entsteht der meiste menschliche Fortschritt.

Manchmal drückt sich eine solche Entwicklung nur in einzelnen Individuen aus, etwa dem jungen Gauß, einem der größten wissenschaftlichen Entdecker der modernen Zeit. Manchmal wird von einer solchen Entwicklung aber auch ein großer Teil der jungen Generation erfaßt. Entscheidend ist dabei, daß eine Erneuerung der Gesellschaft stets von der Intervention junger Leute in der Altergruppe von 18–25 Jahren ausgeht, die in der Lage sind, die älteren Generationen neu zu inspirieren und verlorengegangene Tugenden in ihnen wiederzuerwecken. So kann eine wirksame kombinierte Kraft entstehen, die die Gesellschaft zum Besseren wendet. Genau das ist unsere Aufgabe heute.

Wenn die eingefahrenen Verhaltensweisen der älteren Generation aus den letzten 30–35 Jahren anhalten, ist die heutige Zivilisation am Ende. Dann gibt es keine Zukunft. Das heißt, die ältere Generation – die Elterngeneration der 68er oder Baby Boomer, die heute die meisten Führungspositionen in der Regierung und in den Institutionen besetzen ­– muß ihre schlechten Gewohnheiten aufgeben. Und die Jugendlichen müssen sie bei dieser Veränderung inspirieren. Sie müssen innerhalb der jungen Generation genügend Führungsqualität entwickeln, damit den alten eingerosteten Knochen Beine gemacht werden kann.

Es gibt einige Aspekte, die bei der intellektuellen Entwicklung berücksichtigt werden muß, damit die Jugendlichen fähig werden, diese historische Mission für die Menschheit insgesamt zu erfüllen. Es müssen einige Grundprinzipien definiert werden, auf denen die menschliche Gesellschaft basieren soll. Denn man kann nicht mit Rezepten, dem Zeitgeist oder Tricks hausieren gehen. Man braucht solide Prinzipien, die sich in Übereinstimmung mit dem Universum befinden. Die wichtigste Frage, die man wissen muß, ist: Was ist ein Mensch? Was ist der Unterschied zwischen einem Menschen einerseits und einem Affen oder einer Computeranlage andererseits, die vollständig aus nichtbiologischen Elementen besteht?

Menschen unterscheiden sich von den Tieren nur auf eine allgemeine Weise, und dafür muß man nur die „ökologische“ Entwicklung auf unserem Planeten in den letzten 2 Millionen Jahren ansehen. Während dieser Periode geologischer Eiszeiten ist keine Affenart über eine Population von einigen Millionen hinauskommen. Die Menschheit dagegen zählt heute fast 6 Milliarden. Das sind mindestens 5 Größenordnungen mehr. Es gibt demnach einen entscheidenden Unterschied, der über die gewöhnliche Biologie des Menschen und des Affen hinausweist. Man begreift diesen Unterschied vor allem, wenn man sich ansieht, welche grundlegenden physikalischen Prinzipien Menschen entdeckt haben, beispielsweise Keplers Entdeckung der universellen Schwerkraft. Nicht nur die Entdeckung, sondern vor allem die Umsetzung solcher experimentell bestätigter universeller Prinzipien verleiht der menschlichen Gattung die Fähigkeit, die Natur zu verändern. Und wenn diese Entdeckungen von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden, entwickelt sich eine wahrhaft menschliche Kultur.

Daraus leitet sich auch ab, was man die Menschenrechte nennen kann, denn der Mensch muß als das behandelt werden, was er ist. Man kann ihn nicht wie ein Stück Vieh oder wie einen Affen im Zoo behandeln. Wir müssen in jedem Menschen eine Person sehen, die mit schöpferischer Kraft begabt ist, die fähig ist, die Macht der Menschheit in und über die Natur zu erhöhen, und deswegen müssen diese Eigenschaften des Menschen unter allen Umständen geschützt werden. Es war ein stetiger Kampf, solche Gesellschaftsformen zu finden, unter denen die menschliche Natur und die wahren Menschenrechte anerkannt werden.

Heute hat sich die Zeit so gewandelt, daß gesagt wird: „Nein, wir glauben nicht mehr an die menschliche Natur in dieser Form, wir glauben nur noch an den Zeitgeist!“ Und der Zeitgeist läßt die Leute gleichgültig bleiben, wenn sie hören, zu welchen sozialen Mißständen der Wirtschafts- und Finanzkollaps bereits geführt hat. Man will die unmenschlichen Zustände in Afrika nicht zur Kenntnis nehmen, wo die angloamerikanischen Mächte seit einem Vierteljahrhundert Völkermord an der Bevölkerung begehen.

Dabei hat sich die amerikanische Wirtschaft durch schwere menschliche Fehler selbst ruiniert. Sie verwandelte sich von einer produktiven Wirtschaft in eine parasitäre Konsumgesellschaft, die – wie damals das antike Rom – auf Kosten des Rests der Welt lebt. Inzwischen können die USA nicht mehr selbst herstellen, was das Land braucht; die Landwirtschaft ist größtenteils zerstört, das Eisenbahnsystem und die Energieerzeugung sind am Boden, niemand kümmert sich mehr um die Wasserversorgung, das Bildungswesen usw. Wir haben also gegen die Menschenrechte verstoßen, indem wir den Menschen das Recht vorenthielten, vom Fortschritt der Menschheit zu profitieren.

Diese Lage erfordert eine große Anstrengung. Von der heutigen Jugendgeneration muß ein neuer Führungsfunken ausgehen. Und zusammen mit jenen in der älteren Generation, die eine solche Inspiration aufgreifen, kann man die Nationen und die Welt aus dem jetzigen Desaster herausführen.

Schauen wir deshalb auf die Geschichte der Menschheit zurück, auf die moderne europäische Zivilisation oder auf das klassische Griechenland, um jene Entwicklungen zu verstehen, an denen am besten klar wird, welche Fortschritte die Menschheit über die letzten tausend Jahre gemacht hat. Wenn man diese Prinzipien versteht und sie auf die heutige Situation anwendet, wenn sich jeder seine Verantwortung für das Gemeinwohl der gesamten Menschheit zu Herzen nimmt, wird die Menschheit eine neue Chance bekommen.

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