Wissenschaft und Wirtschaftskrise: Die Götzenanbetung von Isaac Newton – 1. Teil

Vorwort: Der Fluch des modernen Empirismus

Die häufigste Quelle des großen, wahrhaft tragischen Scheiterns von Gesellschaften bei dem Versuch, Naturwissenschaften zu betreiben, findet sich in der Kluft, die die lediglich beruflich ausgeübte Wissenschaft von jener Wissenschaft trennt, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Wahrheit zu entdecken. Im ersten Fall fragt der Wissenschaftler: „Wird es akzeptiert? Stimmt denn alles?“ Im zweiten Fall fragt er: „Habe ich bewiesen, daß es wirklich wahr ist?“

Man vergesse die gewöhnliche akademische Scheinheiligkeit. Man vergesse, was die Kollegen sagen! „Ist wirklich alles richtig? Wissen Sie wirklich, daß alles stimmt, oder erwarten Sie lediglich, daß die Kollegen ebenfalls zu glauben wünschen, daß alles stimmt? Glauben Sie nur daran, weil Sie fürchten, ansonsten ausgelacht zu werden?“

„Sollte man wirklich daran glauben, was man sagt?“ Dem sogenannten „Praktiker“, dem gewöhnlichen Banausen in Wirtschaft, Politik oder Wissenschaft dürfte der Unterschied zwischen den beiden Ansichten nur gering erscheinen oder höchstens triviale Bedeutung haben. Zwischen beiden Geisteszuständen tut sich tatsächlich aber eine tiefe, fast unüberbrückbare Kluft auf, eine Kluft, die oft einen tragischen Unterschied nicht nur für den Wissenschaftler, sondern für die Kultur selbst ausmacht.

In der heutigen Politik habe ich es beispielsweise mit neun kläglichen Rivalen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei der USA 2004 zu tun. Einige von ihnen sind kluge und fähige Abgeordnete, aber als Präsidentschaftskandidaten waren sie bisher ein einziges Desaster. Die wenigen dieses erbärmlichen Haufens, die überhaupt erwähnenswert sind, haben nicht das Problem, daß ihnen das geistige Potential zum Verständnis von Fragen des Krieges, der Wirtschaft und der sozialen Gerechtigkeit fehlte, welche unsere Republik heute bedrohen. Das Problem ist, daß ihnen in ihrer Rolle als Kandidaten einfach der „Mumm“ fehlt, diese Fragen überhaupt öffentlich anzusprechen, genauso wie sie allesamt nicht das Rückgrat hatten, mit mir, einem führenden Kandidaten für die Präsidentschaftsnominierung und einem weltweit führenden Wirtschaftsprognostiker, öffentlich über so wichtige Fragen wie die derzeitige wirtschaftliche Systemkrise zu debattieren. Die allgemeine Form der Psychopathologie, die für dieses emotionale Versagen ansonsten fähiger Männer verantwortlich ist, ist von entscheidender Bedeutung, um jene spezifischen wirtschaftswissenschaftlichen Fragen zu verstehen, mit denen wir uns im Hauptteil dieses Aufsatzes beschäftigen wollen.

Bevor ich meine Lösung für dieses Problem darstelle, möchte ich beschreiben, wie sich die bis heute anhaltende wissenschaftliche Inkompetenz, die man so häufig unter führenden Wirtschaftsfachleuten findet, hauptsächlich ausdrückt. Dies geschieht in dem unmittelbar folgenden Abriß der politischen Geschichte dieses Problems der Naturwissenschaft. Danach werde ich das Kernstück des Problems behandeln, wie es sich in dem jetzt heraufziehenden Zusammenbruch des Weltwährungs- und -finanzsystems ausdrückt.

Für diesen Zweck widme ich dieses Vorwort einem tragischen Fall: Leonhard Euler, dem berühmten, überzeugten Anhänger Isaac Newtons.

Euler hat zwar viel in der Mathematik als solcher geleistet, doch seine verschiedentlichen Angriffe auf Gottfried Leibniz‘ einzigartige Entdeckung der Infinitesimalrechnung waren nicht nur falsch, sondern eine Betrügerei, eine gemeine Lüge. Mehr als zwei Jahrhunderte lang wurden Eulers verschiedene – und jeweils hinterhältige – Betrügereien gegen Leibniz in fast allen maßgeblichen Lehrbüchern und Unterrichtsmaterialien mehr oder weniger direkt abgeschrieben. Heute sind die von Euler verwendeten falschen Prämissen selbst für viele Fachleute ein eigentlich selbstverständliches Dogma geworden. Zu den deutlichsten, wenn auch radikal extremen Vertretern dieses Dogmas zählen die Getreuen des kläglichen Ernst Mach und des durch und durch bösen Bertrand Russell wie Norbert Wiener (der Schwindel der „Informationstheorie“), John von Neumann (der Schwindel der „Systemanalyse“ und der „künstlichen Intelligenz“) und all jene, die dadurch noch heute in die Irre geführt werden.

Alles gemeine Lügen!

Wie ich zeigen werde, haben die Betrügereien Eulers und die seiner empiristischen Anhänger wohl nicht alle Systemmängel des heutigen Universitäts- und anderen Fachunterrichts im Bereich der Wirtschaftspolitik verursacht; allerdings viele davon, und sie repräsentieren die falsche Methode, die die Hauptursache für die übrigen Mängel waren.

Eulers Betrug gründete sich auf die Spielart des Empirismus, die auf die Anhänger des einflußreichen Venezianers Antonio Conti zurückgeht, der von Paris aus die Fäden zog, um einen bis dahin ziemlich unbedeutenden Dilettanten in schwarzer Magie, Isaac Newton, zu einer Berühmtheit der britisch-französischen „Aufklärung“ um Voltaire zu machen. Das als Empirismus bekannte System moralischer Korruption war zwar bereits im England und Frankreich des 17. Jahrhunderts über den Einfluß des Venezianers Paolo Sarpi auf anglo-holländische und französische Größen wie Sir Francis Bacon, Thomas Hobbes, René Descartes und John Locke eingeführt worden, aber erst die Eroberung der britischen Inseln 1688–89 unter Führung Wilhelms von Oranien und die weiteren politischen und militärischen Entwicklungen von 1689 bis 1714 verliehen Sarpis neo-ockhamistischer Lehre neue Wendungen. Nur von diesem historischen Blickpunkt läßt sich die politische Bedeutung von Reduktionisten wie Euler, Lagrange, Kant, Laplace, Cauchy u. a. für heute einordnen.

Das klinische Merkmal, das dem meisten Verhalten in der erwähnten Periode sowie dem entsprechenden Verhalten unter heutigen Akademikern und anderen gemein ist, ist eine hysterische Blindheit gegenüber dem offensichtlichen Irrtum bei der Wahl der Methode. Ein solches Verhalten unter Fachleuten kann man treffend nur als psychopathologische „Hysterie“ bezeichnen. Die belanglosen Gefühlsausbrüche, mit denen oft die Polemiken solcher Leute schöngefärbt werden sollen, müssen als nichts anderes erkannt werden. Ihre Ergüsse sind häufig Ausdruck von Erregungen, die man besser mit Neurosen oder Schlimmerem denn inhaltlichen Fragen in Verbindung bringen sollte. In ihrer Anbetung von Halbgöttern wie Newton, Euler, Lagrange, Laplace und Cauchy sind viele dieser Eiferer selbst unter Fachleuten um keinen Deut besser als religiöse Fanatiker.

Diese Pathologie drückt sich gewöhnlich folgendermaßen aus.

Die erwähnten Betrügereien Eulers u. a. sind Beispiele dafür, wie formale, deduktiv-induktive Geschlossenheit als eine Art Taschenspielertrick eingesetzt wird. Entscheidend zur Aufdeckung dieser Tricks ist die Feststellung, daß die reduktionistischen Ableitungen im wesentlichen durch fiktive (d. h. apriorische) Formen „selbstevidenter“ Definitionen, Axiome und Postulate bestimmt sind. Die gleichen Fiktionen liegen auch der Euklidischen Geometrie, dem Empirismus Wilhelms von Ockham und Descartes zugrunde. Genauso wie heute in der Industrie verbreitet tatsächliches technisches Konstruieren durch sogenanntes „Benchmarking“ ersetzt wird, dienen diese Fiktionen als relativ billiger Ersatz für jenen experimentellen Prinzipienbeweis, der erforderlich ist, um einen elementaren Satz in der mathematischen Physik zu definieren. Literaturwissenschaftler sollten dieses Verhalten unter Mathematikern als Phänomen des akademischen Lebens in Britannien Anfang des 18. Jahrhunderts wiedererkennen, das Jonathan Swift in seiner allegorischen Darstellung der Reise von Lemuel Gulliver nach Laputa beschreibt.

Blickt man in der europäischen Mathematikgeschichte etwas weiter zurück, so läßt sich die Frage von Betrügereien wie jenen von Euler auf Quellen in der Antike wie die Sophisten oder genauso auch auf die Rhetorikmethode zurückverfolgen, welche von dem Demosthenes-Schüler Aristoteles gegen Platons Werk angewendet wurde. Alle die berühmtesten Betrügereien in der modernen europäischen mathematischen Physik stammen entweder direkt von dem aristotelischen Sophismus oder von Paolo Sarpis radikalerem Sophismus des modernen Empirismus in Anlehnung an den mittelalterlichen Irrationalisten Wilhelm von Ockham.

„Kraft“ oder „Energie“

Anhand des klassischen Konflikts zwischen den Begriffen „Kraft“ und „Energie“ läßt sich diese Frage sehr gut darstellen.

Die entscheidende Frage der zeitgenössischen mathematischen Physik, die sich durch diesen Konflikt zwischen Platon und Aristoteles stellt – umfassend dargestellt von meinen Mitarbeitern Antony Papert und Dr. Jonathan Tennenbaum – ist ein Dreh- und Angelpunkt der tödlichen Kontroverse in der Geometrie. Wo Platon dynamis schreibt, was sich nach Leibnizschem Deutsch als „Kraft“ übersetzen läßt, schreibt Aristoteles „Energie“. In dieser Verwendung haben die beiden Begriffe „Kraft“ oder „Energie“ genau gegenteilige Bedeutungen und beziehen sich auf ganz gegensätzliche Gegenstände: Kraft repräsentiert die Rolle universeller physikalischer Prinzipien als Ursache einer spezifischen Wirkeigenschaft; Aristoteles‘ Energiebegriff hingegen, dessen heutige Verwendung durch die empiristischen Widersacher von Carl Gauß, Wilhelm Weber und Bernhard Riemann wie Clausius, Kelvin, Grassmann, Helmholtz, Maxwell, Boltzmann und der Bande radikal reduktionistischer, positivistischer Fanatiker aus dem Kult um Ernst Mach durchgesetzt wurde, repräsentiert einen Effekt.

„Kraft“ im Sinne Platons steht dafür, wie der Pythagoräer Archytas das Problem der Verdoppelung des Würfels mit rein geometrischen Mitteln löste. „Kraft“ verdeutlicht die praktische Wirkung (d. h. eine physikalische Wirkung), wenn man mit Hilfe eines experimentell definierten universellen Prinzips ein qualitativ höheres Ergebnis menschlicher Einwirkung auf unser Universum bewirkt. Aristoteles‘ „Energie“, wie sie von den Urhebern einer reduktionistischen mathematischen Thermodynamik im 19. Jahrhundert übernommen wurde, ist ein irrationalistischer „Dämon“ genauso wie der Maxwellsche Dämon, der nur unter den Fußbodendielen eines bösen Traums existiert. Die heutigen Sophisten meinen, wie man es von Sophisten erwartet, daß diese Empiristen als Wissenschaftler gesprochen hätten; in Wirklichkeit waren sie Sophisten, die Wissenschaft mit einer widerlichen Sorte religiösen Glaubens ersetzten. Die fragliche Religion läßt sich am besten als „Dämonen“-Verehrung bezeichnen.

Zum Beispiel behauptet Bernard Mandeville in seiner Bienenfabel, daß eine Gesellschaft blühen und gedeihen werde, wenn man den Willkür-„Dämon“ aller Laster und Übel der Individuen entfessele. Das laissez-faire des Physiokraten François Quesnay und Adam Smiths Plagiat hiervon als „Freihandel“ läuft auf genau die gleiche Anbetung des irrationalen „Dämonen“-Lasters wie in Mandevilles Bienenfabel hinaus.((Adam Smith, The Theory of Moral Sentiments (1759). Dieses Werk erschien drei Jahre bevor Lord Shelburne Smith damit betraute, u. a. die Physiokraten Quesnay und Turgot zu plagiieren. Dieses Buch von 1759 reflektiert hauptsächlich den Einfluß des gleichen David Hume, der entscheidenden Anteil an dem Denken seines deutschen Sprachrohrs Immanuel Kant hatte. Die methodischen Übereinstimmungen von Smith 1759 und seinen späteren Plagiaten der Werke Quesnays und Turgots sowie von Locke und Mandeville sind Ausdruck einer Konsistenz über die angebliche Natur des Menschen, die die gesamte „Aufklärung“ des 18. Jahrhunderts durchzieht.)) Mit gleicher Wirkung rief der Radikalpositivist Norbert Wiener die Kräfte des „Maxwellschen Dämons“ an, um seinen Schwindel von der „Informationstheorie“ zu begründen.

„Kraft“ in der Auffassung von Platon und Leibniz ist typisch für die grundlegenden Entdeckungen der physikalischen Chemie, durch die wir von dem Gebrauch einfacher Sonnenenergie über die Beherrschung der höheren prometheischen Kraft des Feuers und der in rotierenden Maschinen ausgedrückten immer höheren Kraft bis zur Nutzung nuklearer und thermonuklearer Reaktionen fortgeschritten sind. Jeder dieser Schritte läßt die Gesellschaft in bezug auf die Kraft des Menschen über seine Lebensumstände pro Kopf und pro Quadratkilometer vorwärtskommen. Dieser Fortschritt wird durch solche Prinzipienentdeckungen erreicht, mit denen sich bei gleichem Aufwand ein qualitativ besseres Ergebnis erzielen läßt. Platons Kraftbegriff liegt als Prinzip der erfolgreichen technologischen Anwendung zugrunde, mit der sämtliche erfolgreichen Phasen in der modernen europäischen politischen Ökonomie möglich wurden.

Dieser Kraftbegriff läßt sich heute direkt auf die voreuklidische Methode konstruktiver Geometrie durch die Pythagoräer zurückverfolgen, eine aus der antiken Astronomie abgeleitete Methode, die Sphärik genannt wurde. Aus der Betrachtung des sichtbaren Himmels als Abbild von Bewegungen innerhalb eines Kugelraumes sehr, sehr großen Durchmessers im Rahmen der Astronomie wie auch verwandter Navigationsfragen bei der Ozeanüberquerung hat die klassische griechische Kultur eines Thales, Solon und Pythagoras, welche wiederum durch das in der Bauweise der Pyramiden ausgedrückte hervorragende Wissen der Ägypter beeinflußt war, das Konzept „wirksamer universeller Prinzipien“ in die europäische Zivilisation eingeführt. Diese wichtige Frage sollte der Klarheit wegen noch einmal angesprochen werden.

Die pythagoräische Schule voreuklidischer, klassischer Geometrie betrachtete die wichtigen Paradoxe der konstruktiven Geometrie als Beispiel dafür, wie universelle physikalische Prinzipien wirken. Ihre Vorstellung von Universalität war deshalb mit dem Verhalten des um uns wahrgenommenen kugelförmigen Universums verbunden, und sie definierten universelle physikalische Prinzipien als jene unsichtbaren Ursachen, aus denen die gesetzmäßig wiederkehrenden Anomalien des beobachteten „kugelförmigen“ Bereichs entstanden. Für Kepler war dann die paradoxe scheinbare Rückläufigkeit der Marsbahn Ausdruck der Rolle der universellen Schwerkraft in der Organisation der Beziehungen unter den Planeten unseres Sonnensystems.

Sie stellten deshalb folgende elementare Fragen:

  1. Man definiere die Bedeutung einer Linie. Nun versuche man, innerhalb der Grenzen der so definierten „Linienartigkeit“ die Länge einer solchen Linie durch Konstruktion zu verdoppeln. Ah! Dazu muß man ein zusätzliches, höheres Prinzip zu Hilfe nehmen, den Begriff einer Fläche: Von Flächen bestimmte Linien.
  2. Man verdoppele ein Quadrat durch Konstruktion, nicht rechnerisch. Das Paradox irrationaler Größen tritt an die Stelle einfacher Linearität. Das Prinzip eines Mittels zwischen dem Ausgangsquadrat und seiner Verdoppelung muß definiert werden.
  3. Nun verdoppele man durch Konstruktion einen Würfel; das sogenannte Delische Paradox erfordert hier nacheinander die Bildung zweier proportionaler Mittel. Die Vorgänge, mit denen man von einer scheinbaren Linie zu einer Fläche und von einer Fläche zu einem Körper übergehen kann, sind erforderlich, um mit einem Universum umzugehen, das sich uns durch die Sinneswahrnehmung in eigentlich paradoxer Form darstellt.

Das heißt, die Prinzipien konstruktiver Geometrie im Bereich von Astronomie und Sphärik sind wirklich universelle physikalische Prinzipien, Prinzipien, die sich als Phänomene der konstruktiven Geometrie ausdrücken und uns die physikalisch-experimentelle Grundlage einer kompetenten (d. h. Gauß-Riemannschen) Mathematik aufzeigen.

Ein besonderer vierter Fall über Linie, Fläche und Körper hinaus – die Einzigartigkeit der Konstruierbarkeit einer Reihe Platonischer Körper – beweist, wie Platon und Kepler diese Frage bekanntermaßen aufzeigten, daß das physikalische Universum kein selbstevidenter leerer Raum ist, in den irgendwie Teilchen eingedrungen sind, kein Raum mit „Fernwirkung“. Das Universum, auch das, was die Sinneswahrnehmung als Raum erkennt, wird vollständig (durchgehend und überall perfekt infinitesimal nach Leibnizscher Darstellung) von universellen physikalischen Prinzipien beherrscht; bereits die Existenz von Raum (und auch Zeit) ist von Prinzipien abhängig, die experimentell-physikalisch, nie a priori entdeckt werden müssen.

Um diese entscheidende Frage zu rekapitulieren und zu bekräftigen, betrachte man folgende Beispiele.

  • Keplers ursprüngliche Entdeckung der universellen Gravitation
  • Fermats Prinzip des schnellsten (nicht kürzesten) Weges
  • Leibniz‘ Definition eines infinitesimalen Kalküls
  • Leibniz‘ Entdeckung der Beziehung zwischen dem Konzept der Kettenlinie und einem physikalischen Prinzip der universellen geringsten Wirkung sowie dem damit verbundenen Begriff natürlicher Logarithmen
  • Die Unterscheidung zwischen Sinneswahrnehmung und universellen Prinzipien, die nicht direkt wahrgenommen werden, aber deren Existenz sich als tatsächliche Ursache auffälliger Paradoxe der Sinneswahrnehmung erweisen.

Das Problem, die Beziehung zwischen Sinneswahrnehmung und einem erwiesenen physikalischen Prinzip darzustellen – so wie es Keplers Entdeckung der Gravitation darstellte – wurde nacheinander durch die Arbeiten hauptsächlich von Carl Friedrich Gauß und Bernhard Riemann zur Definition der komplexen Zahlen gelöst. Diese Methode bewahrt das pythagoräische Konzept der Sphärik und verwendet im Fall des aus der Kettenlinie erwachsenen Begriffs der universellen geringsten Wirkung das von Archytas benutzte Prinzip, um die Verdoppelung des Würfels durch Konstruktion zu lösen. Letzteres Modell, so wie es in Gauß‘ Arbeit über den Fundamentalsatz der Algebra von 1799((Carl Friedrich Gauß, Demonstratio Nova Theorematis Omnem Funktionem Algebraicam Rationalem Integram Unus Variabilis, Werke III, S. 1–31, auf deutsch „Die vier Gauss’schen Beweise für die Zerlegung ganzer algebraischer Functionen in reelle Factoren ersten oder zweiten Grades“, herausg. Von E. Netto, Leipzig, 1890.)) aufgegriffen wird, diente als Anleitung, um eine geeignete mathematische Darstellung der Beziehung zwischen Sinneswahrnehmung und dem unsichtbaren, aber wirksamen Prinzip zu entwickeln.

Diese Prinzipien stellen so verstanden Kräfte im platonischen Sinn dar.

Die Zivilisation wich unter den Römern von der Wissenschaft und Kultur des klassischen und hellenistischen Griechenland leider einen riesigen Schritt zurück. Das verdrehte aristotelische Astronomiesystem des Claudius Ptolemäus, das die europäische Zivilisation bestimmte, bis Keplers Entdeckungen die Astronomie von Ptolemäus, Kopernikus, Brahe und Sarpis Galileo umstießen, ist beispielhaft für langwirkende Betrügereien wie den Empirismus, die über Euler und seine Anhänger bis auf den heutigen Tag nachwirken.

Die Unterscheidung zwischen dem wissenschaftlichen Prinzip der „Kraft“ und dem reduktionistischen „Dämon“ (oder „Laster“) genannt „Energie“ ist bereits in den ursprünglichen Entdeckungen Keplers und Leibniz‘ impliziert, aber begannen durch den Einfluß, den die großen Erzieher des 18. Jahrhunderts, Abraham Kästner und Hofrat A. W. von Zimmermann, auf ihren Studenten Carl Friedrich Gauß ausübten, noch deutlicher zutage zu treten. Kästners Ansatz forderte eine Rückkehr zur antieuklidischen (und auch voreuklidischen) konstruktiven Geometrie. Dies drückte sich einfach und deutlich in Gauß‘ Fundamentalsatz der Algebra von 1799 und in der anschließenden Entwicklung der allgemeinen Krümmungsprinzipien aus, die schließlich zu der berühmten Habilitationsschrift Bernhard Riemanns von 1854 führte, worin ein umfassender Begriff universeller physikalischer Geometrie definiert wurde. Für mich (während 1952–53) ergab sich daraus die gewünschte praktikable Form einer Wissenschaft der physischen Ökonomie, die sich in diesem Aufsatz reflektiert.

Über die gesamte Spanne besonders der europäischen Zivilisation seit Thales, Solon und den Pythagoräern gab es ein Auf und Ab im Kampf zwischen den Kräften der klassischen humanistischen Wissenschaft, für die Platon steht, und den gegnerischen Kräften des Reduktionismus, für die der Delphi-Kult des pythischen Apollo, die Sophisten und jene gefeierten „federlosen Zweifüßler“ stehen, die als Aristoteliker bekannt sind. Der Justizmord an Sokrates durch die Demokratische Partei Athens, auch als die Sophisten bekannt, verdeutlicht das Wesen der grundlegenden Spaltung der gesamten europäischen Zivilisation von der Zeit vor Perikles bis heute. Der moderne Reduktionismus, wie er in den erwähnten Werken Eulers und Lagranges zum Ausdruck kommt, ist im wesentlichen ein Symptom der anhaltenden Kontroverse, einer Kontroverse, die die Mörder des Sokrates als Religionsfrage definierten, wobei der gleiche heidnische religiöse Fanatismus in Eulers Betrug an Leibniz in Erscheinung tritt.

Die neoaristotelischen und empiristischen Lehren in der spezifischen Form des 16. Jahrhunderts in Europa gründeten in dem Bemühen der aus der mittelalterlichen Gesellschaft übrig gebliebenen reaktionären Kräfte, den führenden Einfluß der auf Italien konzentrierten Renaissance des 15. Jahrhunderts auszulöschen. Eine Darstellung der Euler-Kontroverse muß klinisch in diesen Zusammenhang gestellt werden.

Die Ursprünge von Eulers Empirismus

Beschäftigen wir uns mit der politischen Geschichte der Betrügereien Eulers u. a.

Die Renaissance des 15. Jahrhunderts hatte die ersten modernen Nationalstaaten hervorgebracht, die sich auf das Prinzip nationaler Souveränität solcher Regierungen stützten, welche das Gemeinwohl der gesamt Bevölkerung und ihrer Nachkommen verteidigten und förderten. Diese Prinzipien waren als solche nicht neu; bereits das klassische Griechenland von Solon, Sokrates und Platon hatte diese Prinzipien definiert. In dem von den Aposteln Johannes und Paulus geprägte Christentum stand der platonische Grundsatz des agapé („Gemeinwohl“) im Mittelpunkt des Handelns. Jedoch erst fast zwei Jahrtausende nach Platon traten in der bekannten Weltgeschichte das Frankreich Ludwigs XI. und das England Heinrichs VII. als die ersten beiden Staaten in Erscheinung, die sich auf das Gemeinwohl gründeten.

Die moderne politische Ökonomie geht genau auf die Reformen zurück, die von der Renaissance des 15. Jahrhunderts institutionalisiert und dann unter Ludwig XI. und Heinrich VII. in konkreter Form umgesetzt wurden. Der moderne Staat beginnt, wenn der Staat die Degradierung großer Teile der Bevölkerung zu menschlichem Vieh, d. h. zu Sklaven und Leibeigenen, nicht länger duldet. Wenn der vollkommen souveräne Staat die unveräußerliche Verantwortung für das Gemeinwohl der Bevölkerung und ihrer Nachkommen übernimmt, entsteht die unerläßliche naturrechtliche Grundlage für souveräne Nationalstaaten und eine Lehre der politischen Ökonomie. Wenn die Regierung ihrer Verantwortlichkeit für Erhalt und Verbesserung des Wohlergehens all ihrer Bürger und deren Nachkommen nicht nachkommt, handelt diese Regierung nicht als legitimer Nationalstaat unter dem moralischen Recht, d. h. dem Naturrecht.

Das giftige Unkraut, jene Gesellschaftsform, die die Renaissance überwinden wollte, bestand in den kombinierten Kräften der imperialen Seemacht von venezianischer Finanzoligarchie und normannischem Rittertum, die fast ganz Europa und angrenzende Gebiete beherrschten. Diese letzteren, unverbesserlichen Kräfte unter Führung Venedigs schlugen zurück, um die Renaissance zu vernichten; zu diesem Zweck zettelten sie zwischen 1511 und 1648 wiederholt Religionskriege an.

Ganz deutlich wurde die Reaktion Venedigs in der Rolle des Kardinals Pole, Thomas Cromwells und des königlichen Eheanbahners Zorzi (auch bekannt als „Georgi“), um den englischen König Heinrich VIII. für Venedig zu gewinnen. Der neue venezianische Aristotelianismus des 16. Jahrhunderts sowie die gleichzeitige Einführung des Empirismus durch den Venezianer Paolo Sarpi und seines Hauslakaien Galileo Galilei brachten religiöse und andere Kriegsformen mit dem politischen Einfluß der Habsburg-Dynastien zusammen, um die mittelalterlichen Praktiken wiederzubeleben, d. h. die meisten Menschen auf den inhumanen Zustand von Vieh zu degradieren; hierzu versuchten sie systematisch, jene Naturrechtskonzeptionen des 15. Jahrhunderts wieder auszumerzen, wonach alle Menschen vollkommen von den Tieren unterschieden sind. In diesem Aufsatz soll besonders betont werden, daß der Empirismus, jener Kult, der als ganz charakteristische Erscheinungen Leute wie Isaac Newton und Leonhard Euler hervorgebracht hat, von Sarpi und seinen Anhängern für den spezifischen Zweck entworfen wurde, das individuelle Bild des menschlichen Geistes (und damit der Seele) zu zerstören, von dem jede wissenschaftlich gültige Unterscheidung des Menschen von menschlichem Vieh abhängt.

Wie ich darstellen werde, definierte die Einführung des Empirismus zur Ablösung des jüdisch-christlich-moslemischen Menschenbildes – des Menschen als Abbild des Schöpfers – den Empirismus eigentlich als satanistische Form der Religionsausübung. Mit dem Begriff „satanistisch“ wird in dieser Verwendung die Allgemeingültigkeit aller systematischen Bestrebungen bezeichnet, den Menschen zum Tier zu reduzieren, wie es auch Thomas Huxley, Friedrich Engels, Friedrich Nietzsche, Bertrand Russell und die sogenannte „Frankfurter Schule“ getan haben. Die Geschichte des modernen Empirismus seit Sarpi läßt sich folgendermaßen zusammenfassen.

Der anhaltende Kampf der venezianischen Tradition, die Institutionen der Renaissance des 15. Jahrhunderts auszumerzen, nahm eine etwas gewandelte politische Form an, als Venedig, der Staat mit seinen früheren imperialen Seemachtsansprüchen, Ende des 17. Jahrhunderts seinen Niedergang erlebte. Die Zeit der Kriege des französischen Königs Ludwig XIV., der Putsch Wilhelms von Oranien und die Thronbesteigung Georg I. 1714 verlagerten den Ort der bisher von Venedig wahrgenommenen imperialen politischen Macht auf jene reine Klone der venezianischen Finanzoligarchie, die in Form des beginnenden britisch-holländischen Liberalismus in Erscheinung trat, welcher dann im Laufe des 18. Jahrhunderts als die „Venezianische Partei“ bekannt wurde. Aus diesem Veränderungsprozeß entstand eine modifizierte Organisation der empiristischen Sache unter dem Namen „französische und britische Aufklärung des 18. Jahrhunderts“.

Seit 1689, aber besonders mit der späteren Thronbesteigung des britischen Königs Georg I. geriet die entstehende Aufklärung des 18. Jahrhunderts in zunehmenden Konflikt mit einem wachsenden Impuls im damaligen alten Europa, unter den englischen Kolonien Nordamerikas eine wirkliche moderne Republik zu errichten. Nach dem britischen Friedensvertrag mit Frankreich 1763 machte sich Lord Shelburnes britische Ostindiengesellschaft und deren Marionettenkönig Georg III. daran, die aufkeimenden amerikanischen Unabhängigkeitsbestrebungen „präventiv“ zu zerschlagen. Den wilden Empiristen der „Venezianischen Partei“ im Besitz der britischen Ostindiengesellschaft stand die neue klassische humanistische Bewegung im Umkreis von Leuten wie Abraham Kästner, Gotthold Lessing und Moses Mendelssohn in Deutschland entgegen. Diese klassische Bewegung, die ihren Einfluß gegen den Empirismus in fast ganz Europa geltend machte, bildete bis zum Zeitpunkt des Juli 1789 und den anschließenden Jakobinerterror die intellektuelle Basis für die geistige und materielle Unterstützung der amerikanischen Unabhängigkeit.

Aus verwandten Gründen befand sich der europäische Mittelpunkt des Konflikts zwischen dem klassischen Humanismus und dem Empirismus (der „Aufklärung“) im Berlin Friedrichs des Großen, wo sich die empiristischen Kräfte um Voltaire, de Maupertuis, Euler, Lambert, Lagrange u. a. in erbittertem geistigen Kampf mit den gegnerischen Kräften im Umfeld der Leibniz-Tradition von Kästner, Lessing, Mendelssohn und ihren Anhängern befanden. Erst der Tod Mendelssohns und Lessings ebnete den Weg für das Erscheinen eines Immanuel Kants, der politisch vernichtet worden wäre, hätte er seine Sophistereiensammlung, genannt die Kritiken, zu einer Zeit veröffentlicht, als Lessing und Mendelssohn als die Geistesgrößen Berlins, Leipzigs usw. aktiv waren. Die Französische Revolution und deren napoleonisches Nachspiel verhalf dann der Romantik hinter der Aufklärung des 18. Jahrhunderts zu einer unversöhnlichen Hegemonie über das meiste politische und kulturelle Leben Europas und ebnete dadurch den zwei großen Kriegen des 20. Jahrhunderts den Weg.

Euler hatte während der Periode des Einflusses von Lessings und Mendelssohn führenden Anteil an der Anti-Leibniz-Kabale. Die Schriften Lagranges und Immanuel Kants Mitte bis Ende der 1780er und 1790er Jahre ließen die breiteren philosophischen Implikationen für Eulers empiristische Korruption im weiteren Sinn darin erscheinen, was der Aufstand der deutschen Romantik von Kant, G. W. F. Hegel u. a. im napoleonischen Europa des 19. Jahrhundert werden sollte.

Die Regeln dieses Newton-Kults werden wie auch von Euler gewöhnlich ausschließlich als geistige Indoktrinierung mit einem blinden Utopismus präsentiert, einer Form des Utopismus, der ohne Übertreibung eigentlich nur eine erbärmliche Abart religiösen Glaubens ist. Oder, um es noch einmal zu sagen, der in einem solchen klinischen Fall gezeigte Glauben drückt jene Art Meinungsgleichmacherei aus, die man mit Phänomen der Massenpsychose oder des Massenwahns verbindet. Die bekannten Verfechter dieses Empirismuskults wissen im Grunde gar nicht, was sie sagen; sie bauen vielmehr auf ihren bloßen Wunsch, im blinden Glauben bestimmte willkürliche, axiomatische Annahmen zu vermuten. Dieser Wunsch nimmt dann die Funktion eines unbewiesenen, „selbstevidenten“ Axioms an.

Die hier angesprochene, besondere Form religiösen Glaubens, der von Euler geteilte Kultglauben, muß als britisch-holländischer Empirismus im Zusammenspiel mit dem berüchtigten Lumpenkerl der britisch-französischen „Aufklärung“ des 18. Jahrhunderts, Voltaire, gesehen werden. Die persönliche Beziehung zwischen den Leibniz-Hassern Euler und Voltaire in Berlin ist typisch für die Beziehungen unter der „Aufklärer“-Fraktion jenes Jahrhunderts.

Leibniz und Gauß gegen den Empirismus

Der im 18. Jahrhundert von den Kreisen um Conti, Voltaire, Euler, den französischen Enzyklopädisten u. a. verbreitete Schwindel ist der gleiche Schwindel, der von Carl Friedrich Gauß in seinem Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra 1799 zur Begründung der komplexen Zahlen aufgedeckt wurde. Es gibt einen schlagenden Beweis dafür, daß Eulers Argument ein vorsätzlicher Betrug ist; dem Mathematikexperten und Leibnizhasser Euler war sich der Eigenschaften der allgemeinen Kegelfunktionen vollkommen bewußt, die zeigen, daß die Krümmungsänderung einer elliptischen Funktion an sich – und ontologisch – eine Infinitesimalfunktion ist, wie Kepler, Pascal, Leibniz und Jean Bernoulli sie definiert haben. Euler kannte außerdem die Arbeiten von Leibniz und Jean Bernoulli, vor allem über das Prinzip der physikalischen geringsten Wirkung, die Infinitesimalrechnung und den Begriff der natürlichen Logarithmen, den sich Euler von Leibniz‘ ursprünglichem Ansatz entlieh. Dies war der Kern der Tatsache, die Gauß 1799 offenlegte.

Um zwei wesentliche experimentelle Beweise hat sich Euler heuchlerisch herumgedrückt. Ich greife hier in diesem speziellen Zusammenhang erneut einige der obigen Fragestellungen auf.

Der erste dieser Beweise war Johannes Keplers Hinweis, daß es im Grunde notwendig sei, für die Astronomie eine Infinitesimalrechnung zu entwickeln. Genau diese Notwendigkeit hatte er in seiner Neuen Astronomie von 1609 experimentell aufgezeigt, um die Planetenbahnen berechnen zu können. Nach entsprechenden Studien der Arbeiten Fermats und Pascals in Paris und aufgrund seiner Zusammenarbeit mit Christian Huyghens entwickelte Leibniz seinen ursprünglichen Kalkulus und legte seine Entdeckung 1676 in Paris zum Druck vor. Der zweite, umfassendere Beweis war das Ergebnis weiterer Arbeit hieran bis in den Anfang des folgenden Jahrhunderts hinein, welche Leibniz in Zusammenarbeit mit Jean Bernoulli zur genauen Ausarbeitung des physikalischen Prinzips der geringsten Wirkung brachte. Dies war eine gründlicherere Fassung seiner früheren Entwicklung des Kalkulus, basierend auf einer genaueren Prüfung der Beweise für das physikalische Prinzip des schnellsten Aktion (anstatt des naiven Begriffs des kürzesten euklidischen Wegs).

Leibniz hatte diese Frage in einer ausführlichereren Darstellung seiner früheren eigenen Entdeckung der Infinitesimalrechnung angesprochen, worin er das universelle Prinzip der geringsten Wirkung darstellte; darauf bezog sich dann Euler in seinem betrügerischen Angriff aus Berlin. In dieser weiteren Arbeit klärte Leibniz die universelle physikalische Bedeutung der Kettenlinie und definierte den Begriff natürlicher Logarithmen, bevor Euler sich bemühte, diese Logarithmen aus seiner reduktionistischen Sicht umzudeuten. Leibniz‘ Arbeit sollte Carl Friedrich Gauß von 1799 an als Ausgangspunkt dienen, um den Bereich der komplexen Zahlen und entsprechende allgemeine Prinzipien mathematisch-physikalischer Krümmung zu definieren.

Eine Betrachtung der praktischen Implikationen des Weges von Gauß‘ Entwicklung des allgemeinen Krümmungsprinzips zu Riemanns Habilitationsschrift von 1854 verdeutlicht die entscheidende Bedeutung dieser Fragen für die heutige wissenschaftliche Forschung und Lehre.

Eulers haßerfüllte Angriffe auf Leibniz‘ Arbeit waren somit das Produkt einer Argumentation, deren Falschheit Euler selbst kannte. In der Folge konnte sich dann auch Immanuel Kant in seinen Kritiken auf Eulers und Lagranges Argumente stützen, um seinen axiomatischen Irrationalismus zu verteidigen. Wie ich bereits oben angekündigt habe, möchte ich hier erläutern, daß der Gegenstand von Eulers Betrügereien nicht nur ein inneres formales Problem der mathematischen Schulphysik ist; er ist eine reine religiöse Frage, eine Frage grundlegender Ansichten über die Natur des Menschen im Universum. Mathematiker dürfen sich nicht hinter ihren Schiefertafeln oder ihren digitalen Computern verstecken; diese Frage geht auch nicht nur die mathematischen Fachbereiche an, sondern betrifft den Bereich religiösen Glaubens, aus dem der Empirismus seine Überzeugungen gezogen hat, welche er als Axiomatik der empiristischen Mathematikausübung aufgenötigt hat. Man den Empirismus deswegen nur in seiner Beziehung zum religiösen Glauben kompetent beurteilen.

Die geeignete Abhandlung einer solchen Frage gehört deshalb nicht in den Bereich der Arithmetik, sondern in den Bereich der Philosophie. Mit Philosophie verweise ich auf die Epistemologie, in der sich die Aufmerksamkeit darauf richtet, welche glitschigen Vermutungen der moderne Sophist Euler willkürlich seinen Argumenten gegen Leibniz unterschob. Vom epistemologischen Standpunkt waren Eulers Argumente bei seiner wilden Diffamierung des modernen Sokrates, Leibniz, im wesentlichen eine Parodie auf die Methoden der antiken Sophisten.

Das gesamte Argument, das ich hier soweit zusammengefaßt habe, ist allein als mathematisch-physikalischer Satz als solcher bereits wahr. Jedoch die bloße Vorlage des formalen Tatsachenbeweises ist nicht ausreichend. Die erwiesenen Tatsachen, die ich bisher angeführt habe, erklären nicht die entscheidenden praktischen Implikationen von Eulers Betrügereien für die politische Lage in Europa und den USA noch heute. Man muß zeigen, wie und warum die betrügerische Verteidigung Issac Newtons in der Frage der Mathematik zu einem zentralen Aspekt der seit dem 18. Jahrhundert bis heute anhaltenden Attacke auf die politische Bewegung hinter der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 wurde.

Das politische Motiv war das gleiche wie hinter den wiederholten Bemühungen der britischen Monarchie zwischen 1763 und 1865, die amerikanische Republik in ihren Anfängen zu zerschlagen. Dieses gleiche spezifische Motiv hinter dem Newton-Schwindel zu verstehen, ist von entscheidender Bedeutung, um den Schwindel selbst zu verstehen. Der Schlüssel zum Verständnis dieses Motivs findet sich, wenn man den philosophischen Empirismus als das behandelt, was er ist, ein heidnischer Religionskult, der sich auf den phrygischen Dionysoskult, den Delphikult des Apollo und den Justizmord an dem erhabenen Sokrates durch die Sophisten zurückführen läßt.

Wie ich zeigen werde, hat es folgende Bewandtnis damit, den Newton-Mythos als Schwindel auf diese Weise aufzudecken. Nur jemand mit der persönlichen Integrität und Beherztheit, ein religiöses Sophisterei-Problem wie den Empirismus anzugehen, ist fähig, die Menschheit in die Freiheit zu führen, weg von einer Wiederholung der schlimmsten Schrecken, die die weltweit ausgedehnte moderne europäische Zivilisation bis heute erlebt hat.

Was ich bisher in diesen einleitenden Bemerkungen geäußert habe, wurde bereits und dürfte demnächst von meinen Mitarbeitern (unter anderen fähigen Referenten) gesagt werden. Ich stelle nun diese gesamte Frage in einen anderen Bezugsrahmen, die Rolle von Gefühlen bei wissenschaftlichen Entdeckungen und beim Glauben. Ich bringe damit in die Naturwissenschaft die entscheidende Bedeutung einer Moralfrage hinein, der Frage, ob man lediglich seine Pflicht tut in dem Sinne, eine gestellte Aufgabe zu erledigen, oder ob man eine Pflicht erfüllt, die man sich im Dienste einer notwendigen Lebensaufgabe mit unvergänglicher Bedeutung gesucht hat.

Anders gesagt, man muß beispielsweise zwischen Wissenschaft als Mittel zum Zweck und der Ausübung von Wissenschaft als Zweck an sich unterscheiden. Wissenschaft als Mittel zum Zweck bedeutet die Frage: „Funktioniert es?“ Wissenschaft als Ziel an sich bedeutet die Frage: „Aber ist es auch wahr?“ All die traurigen oder gar häßlichen Fehlschläge einer technisch scheinbar kompetenten Wissenschaft versinken in dem Spalt, der zwischen diesen beiden klar unterschiedenen Wissenschaftsauffassungen liegt.

Ein Weg, vielleicht der beste, um diese Frage einem heutigen Publikum zu verdeutlichen, ist wie bereits gesagt, die Tatsache zu betonen, daß die Betrügereien von Leuten wie Leonhard Euler einer widerlichen Abart eines explizit religiösen Glaubens zugeschrieben werden muß.

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