Kurznachrichten 04/2002

Brasilien: WWF verliert Klage gegen MSIA

Richter Paulo Mauricio Pereira vom 24. Zivilgerichtshof in Rio de Janeiro hat entschieden, daß die von der brasilianischen Sektion des Worldwide Fund for Nature (WWF) angestrengte Klage gegen die Iberoamerikanische Solidaritätsbewegung (MSIA) unbegründet ist. Die von der britischen Monarchie gegründete Umweltorganisation hatte 50.000 Real Schadenersatz wegen angeblicher moralischer Schadenszufügung durch wiederholte Angriffe der MSIA auf die politischen Aktivitäten der Gruppe gefordert. Der WWF Brasilien muß auch alle Verfahrenskosten tragen.

Der WWF hatte sich insbesondere über eine Broschüre der MSIA vom Mai 2000 erregt, auf deren Titel das etwas entfremdete „Warenzeichen“ des WWF, ein Pandabär, der einen Menschenknochen abnagt, abgebildet war. Nach Auffassung des WWF sei das Heft voll von „absurden, fehlerhaften und unbegründeten Informationen, eine wahre Übung in kreativer Spekulation, mit Texten voller Lügen und Absurditäten, ganz zu schweigen von dem rechtswidrigen Gebrauch des WWF-Logos.“

In seinem Urteil vertrat der Richter jedoch die Auffassung, die Angriffe der MSIA seien von der grundgesetzlich verankerten Meinungsfreiheit gedeckt. Im übrigen seien die ausgedrückten Meinungen keineswegs „Falschheiten oder Verdrehungen, da man sie als Diskussion darüber zusammenfassen kann, was Patrioten die ,imperialistische Politik der großen Weltmächte‘ und die ,Internationalisierung des Amazonas‘ nennen, Material, wie es seit einiger Zeit in den Medien diskutiert wird, darunter auch von Mitgliedern der brasilianischen Regierung und des Militärs, die ihre Pflicht darin sehen, unsere Grenzen und unsere Souveränität zu verteidigen.“

Im Abdruck des verfremdeten Panda-Logos sah der Richter keineswegs eine Herabsetzung des Klägers, „sondern einen mutigen Vortrag, eine spielerische Gestaltung in dem Zusammenhang, in dem es benutzt wurde.“ Man sollte sich außerdem daran erinnern, daß „Herr Luiz Inacio Lula da Silva einmal als ,Kinderfresser‘ hingestellt wurde, doch heute stehe er kurz vor seiner Wahl als Staatspräsident, was verdeutlicht, daß eine einfache Beschuldigung jemandes Ruf keinen Schaden zufügen kann, vor allem auch, weil darin immer auch ein wenig Humor und Spaß liegt. So sei an die Worte von Umberto Eco in Der Name der Rose erinnert: ,Wer lacht, nimmt das, worüber er lacht, nicht ernst, aber er haßt es auch nicht‘.“

Ist das Klima verhext?

Schon einmal in der Geschichte haben Klimaveränderungen zu wilden Auswüchsen des Aberglaubens geführt. So stand der Klimaeinbruch im Spätmittelalter (die sogenannte Kleine Eiszeit) in engster Verbindung mit dem Aufkommen und der Verbreitung von Hexenverfolgungen. Schuld an der damaligen deutlichen Abkühlung mit Unwettern und Überschwemmungen soll menschliches Fehlverhalten gewesen sein, nach damaligem Wissensstand auch als „Hexerei“ bezeichnet. Die sich mit zunehmender Verschlechterung des Klimas häufenden Hexenprozesse und -verbrennungen stehen nach zeitgenössischen Berichten in jeweils unmittelbarem Zusammenhang zu wetterbedingten Katastrophen und ihren Folgewirkungen: Mißernten, Teuerungen und Hungersnöte. Bis 1620 wurden auf diese Weise in allen Teilen Europas, aber zunehmend in dem vom Klimawandel am härtesten betroffenen Mitteleuropa 2.700 Personen nach Hexenprozessen „legal“ und aufgrund wissenschaftlicher Gutachten, die der damals herrschenden Meinung entsprachen, ermordet. Die heutigen „Klimasünden“ sollen in einem übermäßigen Verbrauch sogenannter fossiler Brennstoffe liegen, die den CO2-Gehalt der Luft ansteigen lassen.

Legendäre Bibliothek von Alexandria wiedereröffnet

Am 16. Oktober wurde der Neubau der berühmten Bibliothek von Alexandria offiziell wiedereröffnet. Die historische Bibliothek war nicht bloß eine unter vielen wertvollen Institutionen, die das Altertum hervorbrachte. Sie war vor allem Vorbild eines wirklichen „Dialogs der Kulturen“, eines freien und fruchtbaren Austausches von Ideen unter großen Geistern, von Kulturen und Zivilisationen. Die Idee für dieses Projekt geht auf das Jahr 1974 zurück, am 26. Juni 1988 legte der ägyptische Präsident Hosni Mubarak den Grundstein für das Bauwerk. Ein internationales Komitee brachte mit einer Spendensammlung 230 Mio. Dollar zusammen, hauptsächlich vom Irak, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Form des Gebäudes ist rund und stellt so die Sonne dar, ein zentrales Motiv der ägyptischen Kultur. In einer Erläuterung der ägyptischen Regierung heißt es: „Die Neigung des Bauwerks beschreibt dadurch den Lauf der Sonne, während seine Seite zur See den unendlichen weiten Raum und die Entfernung anzeigt, der die Suche nach Wissen darstellt.“ Das Gebäude ist von einer Granitmauer umgeben, in die alle Alphabete der Welt eingraviert wurden. In sieben kaskadenartige Ebenen sind die verschiedenen Wissensgebiete angeordnet: Religion, Philosophie, Geschichte (laut Bibliotheksdirektor Dr. Ismail Seragaldin die „Wurzel des Wissens“), moderne Wissenschaften und Technologie. Die Bibliothek hat eine Grundfläche von 69.000 Quadratmetern und soll acht Millionen Bände beherbergen können, zu denen noch Hunderttausende Handschriften, Tonbänder, CDs und Videos kommen. Der Komplex umfaßt ein Konferenzzentrum mit 3.200 Sitzplätzen, ein Wissenschaftsmuseum, ein Planetarium, eine Schule für Informatikstudien, ein Kalligraphie-Institut und ein Museum.

USA: Apartheidpolitik bei Weltraumforschung

Auf dem Zweiten World Space Congress, der am 10.–18. Oktober im texanischen Houston stattfand, war kaum mehr etwas von der Aufbruchstimmung zu spüren, die noch den ersten Kongreß dieser Art vor zehn Jahren unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Kommunismus geprägt hatte. Alle großen Weltraumnationen haben inzwischen ihre Gelder für die Weltraumforschung massiv gekürzt, so daß heute viele große Programme akut gefährdet sind. Hinzu kommt, daß die jetzige US-Regierung unter dem Deckmantel der „Terrorbekämpfung“ eine technologische Apartheidpolitik betreibt. Als sich die Konferenzteilnehmer in Houston versammelten, mußten sie feststellen, daß viele eingereichte Konferenzbeiträge, die bereits im Programm aufgeführt waren, nicht gehalten werden würden. Das US-Außenministerium hatte 80 chinesischen Wissenschaftlern (fast der gesamten Delegation) die notwendigen Visa verweigert. Die Fachzeitschrift Aviation Week berichtete später, daß der Leiter der chinesischen Raumfahrtbehörde Luan Enjie in Kanada festsaß und nicht in die USA einreisen durfte. Auch russischen, indonesischen, rumänischen, iranischen und algerischen Wissenschaftlern wurden Visa vorenthalten, angeblich weil man von amerikanischer Seite „Technologietransfer“ in die betroffenen Staaten fürchtete – eine offene Heuchelei, denn alle Beiträge waren als nicht geheim eingestuft, behandelten zivile Aspekte und waren öffentlich im Internet zu lesen. Auf der Konferenz wurde überlegt, künftig keine weiteren Weltraumkomgresse mehr in den Vereinigten Staaten abzuhalten.

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