Kurznachrichten 04/1997

Neuer Weg zur Kernfusion?

Im amerikanischen Wissenschaftsmagazin Science (5342, 278, S. 1419 ff.) wird berichtet, daß US-Kernphysiker von den Universitäten Kalifornien und Florida einen möglicherweise einfacheren Weg zur Nutzung der Kernfusion entwickelt haben, den „Colliding Beam Fusion Reactor“ (CBFR). Das scheint die amerikanische Antwort auf das Bekanntwerden von Zweifeln an der Realisierbarkeit des internationalen Testreaktors ITER zu sein, der ein Tokamak ist. Das CBFR-Konzept sieht vor, daß hochenergetische Protonen mit dem Bor-Isotop 11 fusionieren und dabei eine Energiemenge von 8,7 Mega-Elektronenvolt in Form von Alpha-Teilchen freigesetzt wird. Deren Energiegehalt soll um das Vierfache größer sein als die Ausbeute des ITER bei der Verschmelzung von Deuterium mit Tritium. Der mechanische Aufbau des CBFR ist einfacher als beim Tokamak-Konzept, und Plasma-Anomalien und -Instabilitäten können vermieden werden. Der CBFR arbeitet mit der sog. Feldumkehr-Konfiguration, die seit 1960 am Naval Research Laboratory und in Los Alamos erforscht wird. Das Plasma wird dabei in einer kreisförmigen Umlaufbahn um einen Magneten (und nicht einer spiraligen wie beim Tokamak) gehalten. Nach den Vorstellungen der US-Forscher ist der neue Fusionsreaktor eine Art inverses Cyclotron, das bei einer Frequenz von etwa 5 Megahertz arbeitet und mit einem Magnetfeld von etwa 6 Kilo-Gauß auskommen könnte. Der Bau einer kleinen Demonstrationsanlage dürfte technisch keine großen Probleme stellen. Es fragt sich allerdings, warum solche neuen Ansätze zur Nutzung der Kernfusionsenergie erst jetzt „auf den Markt“ kommen, nachdem Jahrzehnte vergangen und Milliarden an Investitionen fast ausschließlich in die Tokamak-Variante geflossen sind.

Wird der Transrapid doch zum Exportschlager?

Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit Carl-Dieter Spranger wurde im 21. Oktober in Peking von Vizepremier Zhu Ronghi mit dem Bekenntnis überrascht, der Magnetschwebezug Transrapid sei das ideale Transportmittel für die geplante Neubaustrecke Peking-Shanghai. Mitte November bekundete der stellv. chinesische Planungschef Ye Qin gegenüber Thyssen-Vorstandschef Eckhard Rohkamm erneut, die Strecke von Peking nach Shanghai sei gut für den Magnetschwebezug geeignet. Ye Qin hatte nach einer Probefahrt mit dem Transrapid auf der emsländischen Teststrecke vor einigen Monaten einen ausführlichen Bericht an die chinesische Regierung verfaßt und darin empfohlen, der Magnetbahntechnik bei der Planung der erwähnten Neubaustrecke den Vorzug zu geben.

Auch der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Norbert Lammert setzte sich bei einem Besuch der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Anfang November für den Transrapid ein. Seine Initiative ist Teil einer umfassenden diplomatischen Offensive der Bundesregierung, um den Transrapid stärker im Ausland ins Gespräch zu bringen. Am 30. Oktober hatten bereits 120 in Bonn akkreditierte Diplomaten auf Einladung des Bundespräsidenten eine gemeinsame Probefahrt auf der Teststrecke im emsländischen Lathen absolviert.

In die gleiche Richtung zielten auch Äußerungen des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit Bernhard Jagoda gegenüber dem Spiegel, die Massenarbeitslosigkeit lasse sich nicht mit „neuen Statistiken oder Berichten“ bekämpfen, sondern nur mit einem „Aufbruch zu neuen Ufern“. Die Europäer könnten ja vereinbaren, „Moskau und Madrid, Norwegen und den Südzipfel von Italien mit einer Magnetschwebebahn zu verbinden“. Das würde „eine riesigen Schub für Innovation und Beschäftigung bringen“.

Drei-Schluchten-Damm: Entscheidende Bauphase hat begonnen

Nachdem im Beisein von Staatspräsident Jiang Zemin und Ministerpräsident Li Peng der Oberlauf des Jangtse Anfang November abgesperrt und in einen Seitenkanal umgeleitet wurde, können nun die Hauptarbeiten zur Errichtung der Staumauer und der hydroelektrischen Anlagen am Drei-Schluchten-Dammprojekt beginnen. Von den westlichen Medien, „Umweltschützern“ und Wirtschaftsliberalen massiv attackiert, wird dieses größte Wasserkraftprojekt der Welt Mittelchina mit dringend benötigter Energie versorgen, aber vor allem Millionen von Menschen am Unterlauf des Jangtse vor den immer wiederkehrenden verheerenden Überschwemmungen schützen. Der Siemens-Vorstand und KWU-Chef Adolf Hüttl, dessen Konzern drei große Generatoren für den Drei-Schluchten-Damm liefern wird, hat in einem Interview mit der Zeit vom 7. November die Bedeutung dieses Großprojekts gewürdigt. „Millionen Menschen erhalten umweltfreundlich erzeugten Strom, Aussicht auf Wohlstand und Sicherheit vor Überflutungen“, sagte Hüttl. Auf den Einwand, die Chinesen würden damit nur „Maos Traum“ verwirklichen, verweist Hüttl darauf, daß „schon Sun Yatsen, der Gründer der chinesischen Republik, 1919 das Projekt in Erwägung gezogen hatte.“ Außerdem sei dem Baubeginn eine jahrzehntelange Planung und Beratung mit internationalen Experten und den betroffenen Provinzen vorausgegangen. Die elektrische Leistung von 18200 MW, die der Staudamm einmal erzeugen werde, müsse man im Verhältnis des gigantischen Strombedarfs in China sehen, wo Jahr für Jahr 15000 MW zusätzliche Kraftwerksleistung gebraucht werde. Zu den Kritikern des Projekts sagte Hüttl: „Die Kontroverse findet doch wohl primär außerhalb Chinas statt, unter Leuten, die nicht die Verantwortung für Chinas Zukunft zu tragen haben.“ In diesem Zusammenhang sei der Drei-Schluchten-Damm ein wichtiger Teil eines „Industrialisierungsprogramms, das sich nicht kleinräumig auf die unmittelbare Umgebung konzentriert“, sondern es gehe dabei „um die bisher vernachlässigte Entwicklung des chinesischen Landesinneren.“

Wasser verbieten?

Umwelthysterie macht blind, sogar wenn es sich dabei um so alltägliche und überlebenswichtige Dinge wie das Wasser handelt. Die Probe auf dieses Exempel machte kürzlich der Cambridger Umweltökonom Roger Bate, wie der Daily Telegraph am 15. September berichtete. Bate hatte sich an eine Londoner U-Bahn-Station gestellt und den Passanten folgende Frage gestellt: „Die chemische Industrie benutzt routinemäßig eine Chemikalie namens ,Dihydrogenmonoxid‘. Sie wird in großem Umfang eingesetzt, wird häufig verschüttet und gelangt regelmäßig in unsere Flüsse und in die Nahrung. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des sauren Regens und führt zu Erosionen. Sie vermindert die Wirksamkeit von Autobremsen. In ihrer Dampfphase ist sie eines der wichtigsten Treibhausgase. Sie kann zu starkem Schwitzen und Übelkeit führen. Versehentliche Inhalierung kann zum Tod führen. Sie wurde in Tumoren von unheilbar kranken Krebspatienten gefunden. Soll diese Chemikalie streng kontrolliert oder sogar von der Regierung oder der EU verboten werden?“

Nur fünf Prozent der 123 Befragten sagten nein, 19 Prozent waren unentschlossen, der Rest – immerhin 76 Prozent – sagten ja. Drei Viertel der Leute ließen sich also allein von dem „gefährlich klingenden“ Namen Dihydrogenmonoxid (H2O) zu ungerechtfertigtem Umweltalarmismus und radikalen Verbotsmaßnahmen hinreißen. Immerhin, so merkt der Daily Telegraph an, seien die Argumente gegen die meisten vom Menschen hergestellten Stoffe mindestens genauso mittelbar wie die hier in bezug auf das Wasser.

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