Das scheinbar Offensichtliche war in Wirklichkeit nie wahr: Die heutige Pseudomoral

Verfasst am 21. September 2013.


Was unterscheidet die menschliche Sinneswahrnehmung von der der anderen Lebewesen im Tierreich? Wie und warum ist das so?

Im Tierreich scheint allein die Sinneswahrnehmung vorzuherrschen. Im Bereich kompetenten menschlichen Denkens, wie bei den heutigen wahrhaftigen Genies der Menschheit wie Max Planck und Albert Einstein (oder zuvor Bernhard Riemann) ist die Sichtweise eine völlig andere. Bei letzteren verliert die bloße Sinneswahrnehmung zunehmend an relativer Bedeutung und damit auch an Autorität, während die noetischen Kräfte des menschlichen Geistes immer dominanter werden, je mehr die relative Autorität der gewöhnlichen menschlichen Sinneswahrnehmung in ihrer Nützlichkeit abnimmt.

Die sich aus dieser Tatsache für uns ergebenden widersprüchlichen „Wertevorstellungen“ führen dazu, dass viele Menschen die heute verbreiteten Ansichten, insbesondere in Bezug auf Vorstellungen der Sinneswahrnehmung als solcher, oft rundweg ablehnen müssen, weil sie eine durch gängige Gewohnheiten verursachte Korruption spüren, die sich in der Unfähigkeit äußert, die wichtigsten Unterscheidungen zu erkennen, die die menschliche Spezies tatsächlich von den Tieren unterscheiden. Insbesondere große Intellektuelle wie Max Planck und Albert Einstein verkörperten die wirklich fruchtbare Bedeutung menschlichen Denkens. Beide waren in dieser Hinsicht zu ihren Lebzeiten überaus erfolgreich, und das trotz der zunehmenden wissenschaftlichen Degenerierung in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg unter dem bösartigen britischen „Hexendoktor“ Bertrand Russell.

Das problematische Thema, das wir hier erörtern wollen, ist also Gegenstand eines systemischen Irrtums namens „Sinnesgewissheit“, eines Irrtums, dem selbst vermeintlich Gebildete aufsitzen. Oft wird dieser Irrtum nicht als der notwendige Schlüssel erkannt, um die wenig bekannte Wahrheit von den eigenen Erfindungen zu unterscheiden, die zur Verteidigung der vermeintlichen Sinnesgewissheit vorgebracht werden.

Aus genau diesem Grund möchte ich Sie heute auf die Bedeutung der folgenden Tatsachen aufmerksam machen.

Albert Einstein, Max Planck
Albert Einstein, Max Planck

Die Tatsachen

Damit kommen wir zu der Wurzel jener „populären“ Torheit, die ich in diesem Bericht häufig kritisiere. Diese Torheit liegt in den Gewohnheiten begründet, die durch die Lehrkulte sowohl der traditionell herrschenden Oligarchien als auch ihrer zahlreicheren Opfer etabliert wurden. Diese Gewohnheiten stehen noch heute für die anglo-holländische, imperiale und global agierende Oligarchie. Das Problem besteht weiterhin als Ausdruck einer Oligarchie, deren hässliche Tatsachen hier betrachtet werden müssen. Es ist eine Oligarchie, die eine allgemeine Zustimmung zu einer Praxis verlangt, die nicht nur auf eine menschliche Selbsterniedrigung sondern auch von oben gesteuerte Massenextinktionen der Menschen unseres Planeten hinausläuft. Ich weise auf den Völkermord hin, den die gleiche „britische“ (anglo-holländische) imperiale Monarchie nicht nur fordert, sondern heutzutage auch begeht.1

Die entscheidende Tatsache, auf der der folgende Bericht beruht, ist, dass nur die menschliche Spezies tatsächlich einzigartig befähigt ist, ein heute nur selten erlebtes Vorauswissen der Zukunft zu entwickeln. Das heißt, ein Wissen, mit dessen Hilfe es bisher nur relativ wenigen Menschen gelungen ist, die erforderliche Einsicht in die relevanten Realitäten zu erlangen, die die Menschheit in ihre eigene Zukunftsgestaltung einbringen muss. Dieses Wissen ist der eigentlich wissbare Faktor, der in Betracht gezogen werden kann und muss, und zwar in dem Masse, in dem er als geeignetes Unterscheidungsmerkmal dient, das von der Menschheit verlangt wird – so außergewöhnlich selten solche Individuen auch in Erscheinung getreten sein mögen.

Als Beispiele dienen uns hier Nikolaus von Kues, Johannes Kepler, Bernhard Riemann, Max Planck und Albert Einstein. Sie verkörpern diejenigen, die aus der großen Renaissance des 15. Jahrhunderts in die Neuzeit aufgestiegen sind, um das zu begründen, was die jetzige, allerdings bereits wieder verfallende Zivilisation werden sollte. Und aufgrund dieses Erbes einiger weniger, die die wirklich herausragenden Präzedenzfälle geschaffen haben, können einige von uns die Tradition der amerikanischen Republik auch heute noch fortsetzen.

1. Die Thesen, die wir brauchen

Ich möchte mit meiner Darstellung der sogenannten „Volksmeinung“ entgegentreten, anhand derer die Tatsache untersucht werden sollte, dass der gegenwärtig am weitesten verbreitete Fehler in unserer Bevölkerung die selbstdestruktive, aber beliebte Gewohnheit ist, die oft auch als „Sinnesgewissheit“ bezeichnet wird. Diese gängige Praxis ist einfach eine schlechte, aber überaus selbstdestruktive Angewohnheit, die uns wiederholt als erbärmlich falscher, aber dennoch verbreiteter Standard einer immer noch aktuellen Volksmeinung nahegelegt wird: ein blindes Vertrauen in die einfache Sinneswahrnehmung.

Tatsächlich war diese schlechte Angewohnheit noch nie Ausdruck eines wirklich kompetenten physikalisch-wissenschaftlichen Prinzips. Sowohl unter den Anhängern der klassischen Kunst als auch unter den Vertretern der wahren Wissenschaft war bekannt, dass es sich hierbei um einen törichten oder sogar bösartigen Umstand handelt. Zu ihnen zählten Filippo Brunelleschi und Nikolaus von Kues sowie die späteren Verfechter des wissenschaftlichen Fortschritts wie Johannes Kepler und Gottfried Leibniz, deren Arbeit von Bernhard Riemann, Max Planck und Albert Einstein fortgesetzt wurde. Die sogenannte „Sinnesgewissheit“ war stets lediglich eine spezifische Besonderheit dessen gewesen, was in Bezug auf die Irrtümer der vermeintlichen relativen Wahrhaftigkeit kaum besser war als eine weitere Form des gewöhnlichen, mehr oder weniger trivialen Geschwätzes: eine Eigenschaft dieses bloßen Geschwätzes, die oft fälschlicherweise als eine Variante des tatsächlich sogenannten „Wissens“ bezeichnet wurde.

Nikolaus von Kues, Johannes Kepler, Bernhard Riemann.
Nikolaus von Kues, Johannes Kepler, Bernhard Riemann.

Wie am Beispiel von Brunelleschi und Cusa bis hin zu Riemann, Planck und Einstein deutlich wird, haben diese Genies Entdeckungen in der Wirklichkeit gemacht, und diese Wirklichkeit ist nicht Ausdruck dessen, was gemeinhin als „menschliche Sinneswahrnehmung“ gilt. Es ist die Entwicklung der spezifisch noëtischen Kräfte des menschlichen Geistes, die unsere Spezies nicht nur biologisch, sondern auch funktionell definieren. Der Glaube an die bloße menschliche Sinneswahrnehmung ist im Grunde „schlimmer als eine fehlgeleitete Vorstellung von Wissenschaft“ – eine Vorstellung, die praktisch „eine Ansammlung von Erwachsenen-Babygeschwätz“ darstellt. Dabei lässt sich der menschliche Werdeprozess als aufeinanderfolgende Schritte der menschlichen Existenz verstehen: vom Fötus über den neugeborenen Säugling und das Kind bis hin zum Erwachsenen. Im besten Fall weist dieser Fortschritt eine gemeinsame Qualität sowohl des schöpferischen künstlerischen als auch des wissenschaftlichen Genies auf, wie die Beispiele von Max Planck und Albert Einstein zeigen.

Das bedeutet, dass die Sinneswahrnehmung an sich weder ein Grundprinzip noch ein „bestimmendes Merkmal“ des Lebens im Universum ist. Sie gehört vielmehr in eine Kategorie relativ oberflächlicher (d. h. nur sinnlich wahrnehmbarer) Vorstellungen von der Rolle des menschlichen Geistes. Sie stellt also einen niederen Glaubenszustand dar, der in eine oberflächliche und zweifelhafte Form gebracht wurde, die man wohl als „geistigen Müll“ bezeichnen kann. Sie ist das Beiprodukt eines Effekts, den jene verwirrten, wohl aber menschlichen Wesen erzeugen, die als Opfer der Geisteskrankheit des blinden Glaubens an die Sinnesgewissheit noch nicht erkennen, was sie selbst darstellen. Die Sinnesgewissheit ist sozusagen eine irrationalistische Variante des primitiven Menschenbildes, für die sich viele, ja die meisten Menschen entscheiden. Die Menschheit insgesamt ist leider immer noch nicht zu wirklicher Menschlichkeit herangewachsen, und es ist daher dringend erforderlich, von ihr zu verlangen, „endlich erwachsen zu werden“.

Die grundsätzliche Frage, die ich hier dargelegt habe, sollte uns die Notwendigkeit erkennen lassen, die entwickelten Fähigkeiten des menschlichen Intellekts herauszustellen. Diese dienen als notwendiger Fortschritt, der sich nicht auf Sinneswahrnehmungen stützt, sondern zu höheren Seinszuständen führt, ohne sich von der relativ festgelegten, bloßen Sinneswahrnehmung betäuben zu lassen. So entsteht die wahre klassische und naturwissenschaftliche Grundlage zum „eigentlichen Erwachsenwerden“. Es ist daher richtig, ja sogar dringend, die Weltsicht des erwachsenen Menschen zu ändern: statt nur zum Mars und zu den Asteroiden zu blicken, die den nahen Sonnenraum zu füllen scheinen, müssen wir uns entschließen, die Existenz der Menschheit aus dem Blickwinkel zu betrachten, als wenn der Mensch vom Mars oder vielleicht von einem noch weiter entfernten Bezugspunkt herabschaut, um so in die Zukunft einer ganz veränderten Existenz des Menschen auf der Erde zu blicken, weg von und jenseits des herkömmlichen, aber einfältigen Bildes des Menschen, der versucht, sich selbst im einfachen Spiegel nackter Sinneswahrnehmung zu sehen, wie man sie auf der Erde erlebt.

Es ist an der Zeit, „erwachsen zu werden“, sich von der relativ kindlichen Vorstellung von Sinnesgewissheit als solcher zu befreien und sich auf einen Standpunkt zu erheben, von dem sich unsere eigene wahre Existenz und unser Schicksal innerhalb des Sonnensystems erfahren lässt, indem wir die Erfahrung der Erde vom Standpunkt des Sonnensystems oder sogar noch von einem höheren, galaktischen Bezugspunkt aus betrachten. Die Menschheit kann nicht ewig in ihrem kindlichen Zustand einer infantilen Sichtweise erdverbundener Sinnesgewissheit existieren, denn dieses Universum enthält tatsächlich die Prozesse, die die Existenz unseres Planeten Erde bestimmen.

Diejenigen, die immer noch wie vernagelt an die bloße Sinneswahrnehmung als primäre Erkenntnisquelle glauben, missverstehen die Sinneswahrnehmung auf kindische Weise. Sie betrachten ihr Leben auf der Erde als „blosses Reiseerlebnis mit ihren Sinnen“ und glauben, sich deshalb wie Menschen benehmen zu dürfen, die davon besessen sind, sich, wie der abscheuliche Charles Darwin, im weitesten Sinne mit dem Produkt einer spezifisch sprachbegabten Affenart vergleichen zu können.

Die fünf Sinne des Menschen, nach C. Boilly.
Die fünf Sinne des Menschen, nach L. Boilly.

Personen wie diese einfältigen Opfer bloßer Sinnesgewissheit teilen einen allgemein behaupteten, völlig irrigen und tatsächlich verdorbenen Glauben, wie er uns von vielen anglo-holländischen Berühmtheiten in der Geschichte bekannt ist. Ein spezifischer solcher Fall ist Adam Smith als Vertreter des Britischen Empire oder auch der elende Schwindler Charles Darwin. Aus derselben Schule fanatisch dummer Anhänger kommen auch der brutale H. G. Wells und der äußerst bösartige (und offen gesagt satanische) Bertrand Russell, aber auch die verlogenen Wallstreet-Typen samt ihrer Empire-Lakaien wie die britisch-saudischen Urheber des „9-11“-Anschlags auf die Vereinigten Staaten.

Einige relevante Punkte zum Hintergrund

Die wesentliche Wahrheit über so bösartige Kreaturen wie die Briten H. G. Wells und Bertrand Russell besteht darin, dass sie und ihre Anhänger mit einer gewissen seltsamen Leidenschaft meinten, lediglich Produkte derselben intellektuellen Entartungen zu sein, wie sie auch für die degenerierten „Wallstreet-Typen“ in den USA selbst typisch sind. Solche elenden (und oft auch bösartigen) Menschen haben sich als gehässig und oft auch wirklich hinterhältig erwiesen. Allein aufgrund ihrer verdorbenen Vorstellungen von „Zivilisation“ kann man sie daher nur als elende Kreaturen bezeichnen.

Das charakteristische Übel politischer Kreise wie der Wall Street und ihrer Mitläufer ist häufig, ja in der Regel, ein System, das von hoffnungslosen Narren als „Moral“ bezeichnet wird. Tatsächlich ist es aber Teil des Bereichs der sogenannten „Praktiker“ und nicht der „Ehrlichen“. Für die moralisch verkümmerten Kreaturen von der Wall Street und ihresgleichen definiert sich die Wahrheit durch das, was man als gegenwärtigen „praktischen Standard“ des „allgemein akzeptierten Verhaltens“ bezeichnen kann, wie man ihn ansonsten auch bei der transatlantischen Schwindlerklasse findet. Der Einfluss dieser Verhaltensnormen hat die gegenwärtige, weiterhin dominierende Praxis des „eigentlich Bösen“ begünstigt, wie sie an höchster Stelle des wirtschaftlichen Übels, der Wall Street, zum Ausdruck kommt. Diese Kreise fungieren wie wirkliche Kriminelle, die die natürlichen Rechte der Menschheit verletzen, eine Verletzung, die an den verheerenden Folgen des monströsen, hyperinflationären Schwindels, genannt „quantitative Lockerung“, deutlich wird, der als eine Form des offenen Diebstahls an den Menschen ganzer Nationen bezeichnet werden kann.

Die Bedeutung dessen, was ich im weiteren als wahrhaft menschliche Prinzipien bezeichne, muss vor allem in der besonderen, immer fortbestehenden Abhängigkeit der menschlichen Spezies von einer steigenden effektiven Energieflussdichte pro Kopf gefunden werden. Diese ist wiederum in dem zu finden, was wir als spezifisch beschleunigte Steigerungen einer vom Menschen realisierten Form der Energieflussdichte pro Kopf erleben können, wie sie sich auch in der aktiven Rolle der Menschheit im Rahmen des Sonnensystems und (letztlich) darüber hinaus manifestieren muss.

Die gängige Torheit der Sinnesgewissheit

Es ist beschämend, dass auch heute noch, während die Bürger des Planeten Erde in noch schlimmere Zustände als den bloßen Ruin gestürzt werden – sogar in einen jetzt drohenden Massenmord an ganzen Nationen bis hin zu einer beabsichtigten thermonuklearen Auslöschung unserer Spezies –, die Mehrheit eines Volkes praktisch wie antike Leibeigene in einen Zustand der Dummheit versetzt werden, der mur als Anbetung der reinen „Sinneswahrnehmung“ bezeichnet werden kann.

Sollte man nicht in Betracht ziehen, dass das Zusammentreffen dieser törichten, sogenannten „Tatsachen“, die sich auf die globalen üblen Praktiken der Wall Street und Londons beziehen, vielleicht kein bloßer Zufall ist? Tatsache ist, dass die sich derzeit beschleunigende anglo-holländische Korruption etwas mit den zerstörerischen Auswirkungen eines bestimmten weit verbreiteten Glaubens zu tun hat, der selbst unter den vermutlich gebildetsten Teilen der menschlichen Bevölkerung dieses Planeten weit verbreitet ist. Insbesondere besteht die Tendenz, den Glauben an den sogenannten „Umweltschutz“ zu verbreiten, der in Wirklichkeit zunehmend maßenmörderisch ist, aber auch ein absurdes System darstellt: eine Absurdität, die die gegenwärtige Tendenz zu einer weltweiten Auslöschung der Menschheit zum Ausdruck bringt.

Es gibt keinen guten Grund, daran zu zweifeln, dass das gegenwärtig vorherrschende Vertrauen der Menschheit in die bloße Sinneswahrnehmung als solche eine letztlich bösartige Form der Selbsttäuschung darstellt. Wie ich bereits oben betont habe, müssen wir weiterhin die Realität der Selbsttäuschung erkennen, die gegenwärtig immer noch in den meisten menschlichen Kulturen unseres Planeten grassiert. Wir erleben gegenwärtig die unheilvollen Auswirkungen weit verbreiteter Wahnvorstellungen, die gegenwärtig die nationalen Kulturen insbesondere in den transatlantischen Regionen durchdringen.

Die Orte der üblen Praktiken der globalen Finanzoligarchie: Die Britische City of London und die US-Amerikanische Wall Street.
Die Orte der üblen Praktiken der globalen Finanzoligarchie: Die Britische City of London und die US-Amerikanische Wall Street.

Trotz dieses Umstandes gibt es tatsächlich hoffnungsvolle Alternativen, die jetzt ergriffen werden müssen. Dabei handelt es sich um bedingte Maßnahmen, die nur unter dem Einfluss der höheren menschlichen Geisteskräfte wirksam werden können. Diese Kräfte werden sozusagen „parallel“, aber tatsächlich in Opposition zu dem rücksichtslosen Vorgehen eingesetzt, mit dem die Mächtigen gegen die ärmeren sogenannten „unteren Klassen“ der Alten und Verarmten vorgehen. Unter einer solchen Politik wird selbst das, was als klassisch-künstlerische Komposition und Aufführung gedacht war, oft zu einem bloßen Beiwerk des groben allgemeinen Glaubens an reine Sinneswahrnehmung degradiert – selbst bei einer Mehrheit der heute als „gebildet“ geltenden Klassen. So beherrscht ein seltsamer Kult der „Sinnesgewissheit“ die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung. Wir sind also gegenwärtig alle auf die eine oder andere Weise Opfer eines Massenwahns der „Sinnesgewissheit“, dessen bloße Existenz den Namen „Wahrheit“ beschmutzt und selbst die Bezeichnung „menschlicher Geist“ zu einer schändlichen Verhöhnung macht.

An dieser Stelle ist es sehr nützlich, einige damit zusammenhängende Tatsachen zu berücksichtigen.

Gab es schon immer andere Optionen?

Der Kern des Wahns (ich muss an dieser Stelle erneut den Begriff „Wahn“ verwenden), den ich bisher beschrieben habe, ist der Zustand, der durch einen trunkenheitsähnlichen Glauben an die primäre, ontologische Existenz bloßer „Sinnesgewissheit“ hervorgerufen wird. Er endet erst, wenn der Mensch erkennt, dass bereits die bloße Vorstellung, „Sinneswahrnehmung“ als wesentliches Kriterium bekannter Werte zu betrachten, schon immer eine Quelle induzierter Wahnvorstellungen gewesen ist.

Im Gegensatz dazu ragten im Laufe der Renaissance des 15. Jahrhunderts und darüber hinaus zwei Persönlichkeiten besonders hervor: Der große Denker Kardinal Nikolaus von Kues und der etwas ältere berühmte Bildhauer und Baumeister Filippo Brunelleschi. Nikolaus von Kues war der am weitesten entwickelte Wissenschaftler seines Jahrhunderts. Er war das große Genie, das jene Bewegung vorantrieb, die Christoph Kolumbus dazu veranlasste, „den großen Ozean“ zu überqueren. Dies sollte vielen Europäern die Auswanderung und Niederlassung an Orten ermöglichen, an denen die Menschheit sich von den Übeln befreien konnte, von denen die Gesellschaften in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika bis zu diesem Zeitpunkt immer wieder praktisch satanisch beherrscht wurden.

Der berühmte Bildhauer und Baumeister Filippo Brunelleschi schuf die Kuppel des Doms von Florenz, im Bild das Kuppelfresko.
Der berühmte Bildhauer und Baumeister Filippo Brunelleschi schuf die Kuppel des Doms von Florenz, im Bild das Kuppelfresko.

Dank des Wirkens des damals bereits verstorbenen Nikolaus von Kues entwickelte sich in den in seinem Sinne errichteten amerikanischen Siedlungen ein Faktor, der wesentlich dazu beitrug, Europa vor den hoffnungslosen Folgen des Übels zu bewahren, das durch den erzwungenen Niedergang der sogenannten „Goldenen Renaissance“ herbeigeführt worden war.2 Dieser cusanische Faktor, der über den großen Ozean getragen wurde, war lange Zeit aktiv – sogar bis zu dem immer wieder aufwallenden Bösen, das Europa dem drohenden Untergang nahegebracht hat. Diese Gefahr ging von der nominell englisch-holländischen, imperialistischen Tyrannei aus, die die transatlantische Region und darüber hinaus in fortwährende Schübe praktisch globaler Kriege gestürzt hat, wie sie (mit nur vorübergehenden Unterbrechungen) bis zum heutigen Tag andauern, und zwar seit der Absetzung von Reichskanzler Bismarck, die eine fortwährende und jetzt zunehmende Bedrohung durch einen thermonuklearen Holocaust ausgelöst hat. Würde die thermonukleare Fusion hingegen richtig eingesetzt werden, stünde der menschlichen Spezies eine aussichtsreiche Zukunft bevor.

Was ich bis hierher geschrieben habe, ist lediglich die Quintessenz dessen, was als Ergebnis der nun folgenden Analyse absehbar sein sollte. Nach diesen wichtigen Einführungen müssen wir nun mit tieferen Einblicken in die tatsächlich zu erwartenden Zukunftsaussichten der Menschheit fortfahren.

2. Nur Narren tappen in die Falle der Sinnesgewissheit

„Aber vielleicht haben Sie meine Nachricht ja verkehrt herum gelesen!“

Die häufigste und zugleich gründlichste Inkompetenz, die dem Versuch entgegensteht, Werte festzulegen, die dem gängigen Verständnis für die sinnlich wahrnehmbaren Werte eines Planeten entsprechen, wäre mit dem Beispiel der menschlichen Besiedlung der Erde vergleichbar. Tatsächlich ist es so, dass die Werte, die für die Untersuchung der Sinneswahrnehmung der Erdlinge festgelegt wurden, selbst wenn sie sehr weit gefasst sind, nicht annähernd die Rolle des Verhaltens der Menschheit als lebende Spezies messen können, nicht einmal für die Erde selbst.

Um diesen Punkt noch einmal zu verdeutlichen:

Diese eigentlich sinnlose Annahme sollte umgedreht werden, um den Schwerpunkt auf den Prozess der Veränderung selbst zu legen. Mit anderen Worten: Der erkennbare ontologische Veränderungsprozess – und nicht ein „Objekt-Ding“ – muss als absolut primär für die Belange der Menschen gelten. Ich meine damit die Merkmale eines sich scheinbar selbst entwickelnden Prozesses fortlaufender Veränderung und nicht die Torheit eines kinematischen Prinzips, das der bloßen Beschreibung eines unsichtbaren „organisierten Prozesses“ zugrunde gelegt wird. All dieser leere Unsinn reiner Beschreibung wird tatsächlich als das dargestellt, was eigentlich nur reine „Empfindung“ ist.

Das wesentliche Merkmal eines Individuums ist das der Menschheit eigene Potential, die Zukunft vorauszusehen, soweit wir die Gegenwart kennen. Zugegebenermassen verfügt nur eine relativ kleine Minderheit der Bevölkerung über diese Fähigkeit, in die tatsächliche Zukunft zu schauen. Vor allem die kleine Minderheit der Denker in den Bereichen der klassischen künstlerischen Komposition und der Naturwissenschaften zeichnet sich durch ihre gegenwärtige Fähigkeit aus, in die Zukunft zu sehen, und zwar in Form einer spezifischen Einsicht in die Gestaltung der Zukunft.

Fortan werde ich in diesem Bericht die bloße Sinneswahrnehmung systemisch von dem unterscheiden, was dem Maßstab der Wirklichkeit gerecht wird.

Stich von Jan Sanraedam (1565–1607) zum Höhlengleichnis nach einem Gemälde von Cornelis Corneliszoon van Haarlem (1562–1638).„Die gängige, aber inkompetente Betonung der ,Sinneswahrnehmung an sich‘ ist im Wesentlichen ein Hirngespinst – eine besondere Art von Lüge, die sich im naiven Denken festgesetzt hat.“
Stich von Jan Sanraedam (1565–1607) zum Höhlengleichnis nach einem Gemälde von Cornelis Corneliszoon van Haarlem (1562–1638).„Die gängige, aber inkompetente Betonung der ,Sinneswahrnehmung an sich‘ ist im Wesentlichen ein Hirngespinst – eine besondere Art von Lüge, die sich im naiven Denken festgesetzt hat.“

Das bedeutet, dass die gängige, aber inkompetente Betonung der „Sinneswahrnehmung an sich“ im Wesentlichen ein Hirngespinst ist – eine besondere Art von Lüge, die sich im naiven Denken festgesetzt hat. Anstatt lediglich sinnliche Wahrnehmungen zu beobachten, sollten wir uns an humorvollen Ironien wie dem Spruch aus dem berühmten deutschen Film von 1960 orientieren: „Die Hauptsache ist der Effekt“.3 Anstatt nur den Namen zu benennen, der einer Wirkung zugeordnet wird, sollte man die Wirkung selbst identifizieren, aber nicht in den groben Begriffen der Sinneswahrnehmung als solcher. Diese notwendige Korrektur liefert den einzigen vertrauenswürdigen Begriff für eine kompetente wissenschaftliche Vorgehensweise. Zum Beispiel: Statt nur auf den Namen eines lebendigen Prozesses zu verweisen, erzeuge man den Effekt und dann die Ursache des Vorgangs, der den Effekt hervorgebracht hat.

Shakespeares Blick auf die Wissenschaft

Nach diesen einleitenden Bemerkungen möchte ich Ihre Aufmerksamkeit erneut auf die Bedeutung von William Shakespeares Umgang mit der von ihm erfundenen Rolle des „Chors“ in König Heinrich V. lenken.4 Für mich persönlich gehört die tiefere Dimension dieses Stücks zu den profundesten Konzeptionen in praktisch allen großen klassischen Kunstwerken der Geschichte. Ich möchte damit hervorheben, dass seine Bedeutung keine rein wörtliche Funktion hat; es steht, wie ein wahres Drama, außerhalb der Dimensionen dessen, was gewöhnlich als Sinneswahrnehmung gilt, um so seine Relevanz für die selten anerkannte Tiefe hervorzuheben, die jenseits der bloßen Sinneswahrnehmung liegt, welche sich für ihren Gehalt auf die gewöhnliche physikalische Wissenschaft stützt. „Gespenster sind überall darin, aber sie sprechen die Wahrheit umso wirksamer aus, was das Stück tatsächlich enthält“, insofern es die Intentionen von Cusas De docta ignorantia berührt.

William Shakespeare
William Shakespeare

Ein Beispiel:

Nach glaubwürdiger altgriechische Darstellung war der Chor ursprünglich eine Gruppe von Denkern mit verbundenen Augen („um die Wahrheit besser ungestört sehen zu können“). Die funktionale Übereinstimmung von Shakespeares Chor mit dem klassischen griechischen Modus lässt keinen vernünftigen Zweifel daran, dass Shakespeare besonderen Wert auf die Wahl des Namens „Chor“ gelegt hat. Alles schwebt zwischen zwei Bereichen: Welches ist nun die Realität: die der Schauspieler oder die der Wahrheitssucher? Der „Chor“ ist die Realität der Schatten des sich entfaltenden Panoramas der Figuren, die man sieht und hört, während sie sich bewegen, als wären sie nur das Abbild von Schatten, die auf die Bühne geworfen werden.

Shakespeares Drama König Heinrich V. ist jedoch kein gewöhnliches Panorama. Das Wesentliche an diesem Stück ist die Notwendigkeit, die Menschheit von dem kindischen Aberglauben zu befreien, dass die bloße Sinneswahrnehmung lediglich ein solcher Aberglauben ist.

Die Figuren, die auf der Bühne dargestellt werden, sind von Shakespeare geworfene Schatten, die so wirken, als würden sie laut auf der Bühne träumen. Mehr als das; das Drama zeigt etwas Entscheidendes in der Vision von König Heinrich V.: ein Drama, das durch die eingebildete, aber tatsächliche Existenz der den Ereignissen zugeschriebenen Schauspielern gestaltet wurde, wenn sie so gesehen werden, als ob sie wirklich auf der Bühne erscheinen. Shakespeare präsentiert, vermittelt durch das Medium des Chors, eine getroffene Wahl, ein imaginäres Drama, das wie durch eine persönliche Erzählung von Shakespeare als Autor und Erzähler inszeniert wird, um dann eine reale Darstellung der Ereignisse auf einer imaginären Bühne zu präsentieren, aber sozusagen hinter dem Vorhang des Erzählers. Shakespeare ist sozusagen der einzige Sprecher auf der Bühne; er ist zu sehen und zu hören; die anderen Personen sind Geister, die als Schatten vorgestellt werden, deren Stimmen man als Substanz hört, verborgen hinter dem Vorhang der ablaufenden Ereignisse. Sie sind als Anblicke und Geräusche der erzählten Geschichte zu hören – eine Rezitation von Ereignissen, die sich tatsächlich hinter dem Vorhang abspielen könnten, um so ein Prinzip zu demonstrieren.

Was die Personen angeht, die von Shakespeare tatsächlich für die Aufführung vorgesehen sind, die Schauspieler auf der Bühne, sind in diesem Ausschnitt des Geschehens nicht direkt zu sehen; sie sind imaginäre Schöpfungen des Dichters und haben, wie das beste Drama auf einer klassischen Bühne, eine Überzeugungskraft, die kein gewöhnlicher Sprecher aus Fleisch und Blut hätte vermitteln können: Nur wirklich glänzende Darsteller und Regisseure könnten in einer von Shakespeare beabsichtigten Darbietung auf der Bühne eine so tiefe Überzeugungskraft entfalten. Das Handeln der vorgestellten Personen soll somit realer sein als das Drama selbst.

Eine Szene aus Shakespeares König Heinrich V.
Eine Szene aus Shakespeares König Heinrich V.

Drehen wir nun die oben beschriebene Szenerie um. Nun treten die Bilder der Schauspieler auf der Bühne in den Vordergrund, während der Chor in den Hintergrund tritt, aber die Stimme des Chors und die begleitenden Geräusche in der Vorstellung des Publikums verbleiben.

Lassen Sie mich nun über dieses Drama aus meiner eigenen Sicht sprechen, so als würde ich die Stimme von Shakespeares Chor sprechen.

Ich habe mit dem vorangegangenen Gedankenexperiment nicht ohne Zweck mit Ihrer Aufmerksamkeit gespielt. Es gibt einen tieferen Grund für mein Vorgehen hier. Folgen Sie mir bitte entsprechend.

Keine Tricks auf dieser Bühne

Jetzt ist es an der Zeit, zu revidieren, was das Drehbuch dieses Dramas gewesen zu sein schien. Jetzt übernimmt die Sinnesgewissheit die Rolle des Narren. Der ertappte Narr ist nun das, was man gemeinhin als Sinnesgewissheit bezeichnet. Nachdem das gesagt ist, haben wir über das hinaus, was der Diskussionsgegenstand dieses Kapitels gewesen ist, die grässliche Wahrheit der sich bereits entwickelnden Geschichte berührt: die Geschichte, die man Ihnen vorgegaukelt haben mag, war die der Sinneswahrnehmung. Es liegt in der Absicht Shakespeares, der Rolle des Chors die Funktion zuzuweisen, entweder eine Zeit in der Vergangenheit oder eine Zeit in der Zukunft zu wählen.

Verlegen wir nun den Schwerpunkt auf das klassische Bild des antiken griechischen Chors. Dazu werde ich jetzt für mich selbst sprechen.

Die wesentliche, aber leider nur selten anerkannte Tatsache, die den menschlichen Verstand von dem der Tiere oder ihrer lebenden Ebenbilder unterscheidet, besteht darin, dass nur der menschliche Verstand uns gegenwärtig als fähig bekannt ist, Wissen über ein physikalisch wirksames Prinzip zu erzeugen, das tatsächlich einen zukünftigen neuen Zustand in einer Gesellschaft bewirken kann.

In diesem Zusammenhang sei der Fall von Bernhard Riemann angeführt, der in seiner Habilitationsschrift für seine Sichtweise „spricht“, oder später die Fälle der beiden großen Wissenschaftler Max Planck und Albert Einstein, die ebenfalls, wie Bernhard Riemann, für die Zukunft sprechen, die in ihrem deutlichen Vorauswissen bereits existiert. Alle wesentlichen Entdeckungen einer zukünftigen Wahrheit durch menschliche Individuen drücken das wahre Prinzip der Fähigkeit des menschlichen Verstandes aus, tatsächliches Wissen über qualitative Veränderungen eines zukünftigen Prinzips zu verstehen und weiterzugeben. Dieses Prinzip liegt in der tatsächlichen Zukunft und nicht in der bloßen Sinneswahrnehmung als solcher. Im Gegensatz dazu vergleiche man den Fall von Bertrand Russell, der kein eigentliches Prinzip verfolgte, sondern dessen Vorhersagen eher aus einem ungepflegten Plumpsklo stammten, wo er kürzlich etwas Ekeliges hinterlassen hatte. Das hat vielleicht eine Ähnlichkeit mit jenem leichtgläubigen russischen Wissenschaftler Alexander Oparin, der sich wiederholt als Werkzeug für die britischen Kreise um Russell und Haldane angedient hatte, ganz im Gegensatz zu dem großen russisch-ukrainischen Wissenschaftler W.I. Wernadskij.

Das eigentliche Prinzip des menschlichen Geistes

An dieser Stelle sei auch die Tatsache betont, dass ich mehr als einige bemerkenswerte, recht weithin bekannte Entdeckungen zukünftiger qualitativer Veränderungszustände inmitten tatsächlicher zukünftiger Geschichtsverläufe gemacht habe, vor allem politisch-ökonomische Vorhersagen. Am bemerkenswertesten davon wurde meine Vorhersage des Zusammenbruchs der US-Wirtschaft Ende der 60er Jahre, bei der es im Sommer 1971 tatsächlich zur „Explosion“ kam. Zuvor und danach kam es zu weiteren solchen einzigartigen historischen Ereignissen. Diese waren bemerkenswert, weil sie als abrupte öffentliche Ereignisse im wirtschaftlichen Bereich oder sogar auf internationaler Ebene auftraten und somit wegen des betont politischen Charakters der jeweiligen Entwicklungen beachtenswert waren.

Insbesondere seit der Ermordung von Präsident John F. Kennedy und der anschließenden Ermordung seines Bruders Robert Kennedy ist in den Vereinigten Staaten ein beschleunigter Rückgang der Veröffentlichung tatsächlicher Entdeckungen von wirtschaftlich verwertbaren, grundsätzlichen Errungenschaften bei der Erforschung physikalischer Prinzipien zu verzeichnen. Im allgemeinen sind nicht nur kompetent erfasste „IQ“-Qualifikationen rückläufig, sondern das Intelligenzniveau der allgemeinen Bevölkerung hat einen sich immer noch beschleunigenden Rückgang erfahren. Dies ist an der Rate von Entdeckungen validierbarer Prinzipien ersichtlich, allerdings verdeckt durch die Anhäufung böswilliger Dummheiten im Zusammenhang mit der „grünen“ geistigen Degeneration, die sich unter den sogenannten „Umweltschützern“ ausbreitet.

All dies sind jedoch im Wesentlichen nur Phänomene, obwohl sie prinzipielle Fragen widerspiegeln, die im Grunde viel tiefer gehen. Wir wollen uns nun mit diesen wichtigen Punkten befassen. Das Argument, das ich vorhin in bezug auf William Shakespeare angeführt habe, bleibt der wichtigste Punkt, der hervorzuheben ist.

3. Das noëtische Prinzip

Die Herausforderung, die sich durch meine bisher dargelegten Argumente ergibt, wird am deutlichsten an der inhärenten Korruption der absurden, aber weit verbreiteten reduktionistischen Lehre des unglückseligen Euklid. Ich begegnete dieser Lehre bereits in meinen ersten Geometriestunden an der Sekundarschule. Sie führte mir den Betrug der aristotelischen Methode vor Augen, der in der ontologischen Farce der Euklidischen Geometrie zum Ausdruck kommt.

Betrachten wir nun den folgenden, bedeutungsschwangeren Auszug aus Shakespeares Hamlet in seiner Reise ins Verderben. Das Thema, auf das ich Ihre Aufmerksamkeit lenken möchte, besteht aus den zehn abschließenden Zeilen des berühmten Hamlet-Monologs im dritten Akt:

Nur dass die Furcht vor etwas nach dem Tod,
Das unentdeckte Land, von des Bezirk
Kein Wandrer wiederkehrt, den Willen irrt,
Dass wir die Übel, die wir haben, lieber
Ertragen als zu unbekannten fliehn.
So macht Bewusstsein Feiglinge aus uns allen;
Der angebornen Farbe der Entschließung
Wird des Gedankens Blässe angekränkelt;
Und Unternehmen, hochgezielt und wertvoll,
Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt,
Verlieren so der Handlung Namen…

Während Hamlet auf seiner langen und törichten Flucht den Tod suchte, wurde dieser Wunsch für ihn zu einer Zwangsvorstellung, so dass sein wahnsinniges und gequältes Leben mit jedem weiteren Schlag dem Ende zuging. Das Ende seiner Äußerung drückt eine Erfahrung aus jenem Moment in Hamlets Leben aus, in dem sich durch die stillschweigende Absicht, sich seinen schrecklichen Todeswunsch zu erfüllen, alles verwandelt hatte – die Mission des mordenden Feiglings, der nichts so sehr fürchtet wie sein eigenes, grausam gequältes Innenleben. Sein Wille, sich den Tod zu wünschen, lebte er als eine brutale Besessenheit aus, die ihn an einen Ort jenseits eines langwierigen, grausamen Endes trug. Trotz allem ist dies seither eine Art Verbrechen, das sich heute unter vielen Völkern der Welt wieder ereignet.

Die Fackeln des Nero (1877). Historiengemälde von Henryk Siemiradzki aus dem 19. Jahrhunderts, das die von Nero lebendig verbrannten Christen zeigt.
Die Fackeln des Nero (1877). Historiengemälde von Henryk Siemiradzki aus dem 19. Jahrhundert, das die von Nero lebendig zu verbrennenden Christen zeigt.

Die Frage, die sich damit den Ländern der Welt heute wiederholt stellt, ist immer noch unheilvoll prophetisch, wenn man sich den gegenwärtigen, unruhigen Moment vor Augen führt, angesichts der vielen selbstverschuldeten Dummheiten, die sich unsere Länder derzeit zumuten.

Wenn wir einen Vergleich zwischen Shakespeares Dramen wie König Heinrich V. und Hamlet anstellen und wir ihn auf die kritischen, realen Momente der Welt von heute beziehen, können wir uns mit Recht fragen, ob in bestimmten Werken Shakespeares ein Echo, eine Art Prototyp, dessen zu finden ist, was unser tatsächliches Schicksal ausmacht, das jetzt unmittelbar in unserer Nähe lauert. Das ist in der Tat ein Vergleich, der keine müßige Spekulation ist: so sehr, dass wir gezwungen sind, einige Vorkommnisse der Geschichte als Omen zu betrachten, die uns von denjenigen geliefert wurden, die sowohl weise als auch geneigt sind, zu fragen: Ist dies wirklich eine Vorhersage, die die natürliche Überlegenheit des menschlichen Individuums gegenüber den Tieren zum Ausdruck bringt, um große Vorhersagen über die gegenwärtige Zukunft zu machen, was ich, wie auch andere, bei einer Reihe von Gelegenheiten getan haben? Das wäre das Vorzeichen einer einzigartigen natürlichen Gabe der Menschheit als Gattung und der daraus resultierenden Fähigkeit, den Ausgang eines Vorauswissens über eine tatsächlich bevorstehende Zukunft wahrhaftig vorherzusagen. Andere sollten damit die Natur bestimmter menschlicher Angelegenheiten erkennen können.

Es gibt zwei besondere alternative Erklärungen für das, was als ein solches Vorauswissen über die tatsächliche Zukunft erscheinen mag. Ich möchte den entsprechenden Hinweis auf bestimmte Vorhersagen Shakespeares aus einigen seiner quasi-historischen Dramen erklären: erstens die Rolle des „Chors“ in König Heinrich V. und zweitens aus dem später entstandenen Hamlet.

Meiner Erfahrung nach gibt es in diesen Vorhersagen nichts, was sich nicht auch in anderen Dramen Shakespeares finden ließe, und auch nichts, was nicht einer realen Erfahrung mit erfolgreichen Vorhersagen entspräche, so wie ich sie bei einer beträchtlichen Anzahl tatsächlich historischer Anlässe gemacht habe. Dabei wurde dieselbe implizite Methode der Vorhersage eingesetzt, die Shakespeare in bestimmten wichtigen Beispielen selbst als Idee tatsächlicher Vorhersagen gestaltet hatte. Auch sollten solche Verbindungen nicht als unwahrscheinliche Übereinstimmungen betrachtet werden.

Die beiden Beispiele, die ich aus Shakespeares Werken ausgewählt habe, haben etwas, was man als untrügerischen Beweis für einen solchen Effekt ansehen könnte. Ich möchte das weiter beschreiben.

Was ist ein „Genie“ im eigentlichen Sinne?

Die wesentliche funktionale Eigenschaft dessen, was als menschliches „Genie“ bezeichnet wird, besteht darin, dass es sich erkennbar um einen natürlichen Vorgang handelt, der nach unserem gegenwärtigen Wissen einzigartig für den menschlichen Geist ist und sich von den Fähigkeiten anderer bekannter Arten unterscheidet. Die Relevanz dieses Zusammenhangs besteht unter anderem darin, dass er tatsächliche Beweise voraussetzt, die auf bemerkenswerte Weise der Gestaltung der Handlung in den beiden oben erwähnten Shakespeare-Stücken entsprechen. Ein ähnliches Phänomen zeigt sich bei den Werken ähnlich begabter Dramatiker, klassischer Dichter und außergewöhnlicher Komponisten – von Bach bis Brahms – sowie bei den bemerkenswertesten musikalischen Aufführungen Wilhelm Furtwänglers, wie etwa seiner unvergleichlichen Interpretation des Schlusssatzes von Schuberts 9. Symphonie.

Diese Qualität des „wahren Genies“ durchdringt Wissenschaft, Poesie und die Entdeckung physikalischer Prinzipien in gleicher Weise. Es ist dieselbe Qualität, die die Werke von Nikolaus von Kues (Cusa) auszeichnet, ebenso wie die von Johannes Kepler. Tatsächlich sind die einzigen wahren Genies, die wir kennen, diejenigen, die diese allgemeine Qualifikation individueller menschlicher Kreativität aufweisen.

Der beste Beweis für die Wirksamkeit wirklich „kreativer“ Persönlichkeiten besteht darin, auf jene Beispiele zu verweisen, in denen es keinen wesentlichen Unterschied in der praktizierten Methode zwischen klassischen Werken wahrer Entdeckungen im Bereich der physikalischen Wissenschaften und der klassischen Kompositionsweise im allgemeinen gibt, die auch die größten klassischen Dichter und klassischen Künstler als Kategorie definieren. Es ist die Kategorie selbst, die sich so definiert, und nicht isolierte Äußerungen einer solchen grundlegenden Kreativität.

Aufgrund solcher Überlegungen sollte man das interessante Thema der vielfältigen fehlgeschlagenen Versuche beachten, wahrhaft klassischen Kompositionen vermeintliche Ersatzwerke gegenüberzustellen. Insbesondere seit dem Tod von Präsident Franklin Roosevelt und der Ermordung von Präsident John F. Kennedy ist dieser Trend ein Beispiel dafür, die das Genie dieser Präsidenten und seine Auswirkungen aufzeigen – ganz im Gegensatz zu den bekanntesten Vertretern dreier Generationen der Familie von Prescott Bush, der sich mit der finanziellen Rettung der politischen Ambitionen von Adolf Hitler einen Namen gemacht hat. In der bisherigen Geschichte der USA kann man mit Fug und Recht behaupten, dass das Scheitern unserer Republik größtenteils auf moralisch bankrotte Amtsinhaber zurückzuführen ist, die als Präsidenten unseres Landes installiert wurden.

Die Frage des Unterschieds zwischen einer kleinen Handvoll großartiger Kandidaten für das Amt des US-Präsidenten und den zahlreichen misslichen Alternativen sollte ein Hauptthema sein, mit dem wir uns beschäftigen sollten. Die Geschichte der relativ alten und der zeitgenössischen europäischen und amerikanischen Traditionen ist in dieser Hinsicht sehr lehrreich.

Gut oder böse?

Entsprechend dem Verständnis antiker, mittelalterlicher und moderner Gesellschaften und ihrer Regierungen lassen sich die gegensätzlichen Qualitäten von Nationen und ihren Regierungssystemen grob in zwei Kategorien einteilen. Diese Kategorien entsprechen sehr genau William Shakespeares Konzept von zwei gegensätzlichen Vorstellungen von der Qualität der Menschheit: Die eine zielt darauf ab, die moralischen und intellektuellen Qualitäten der Menschheit zu ruinieren, die andere will Nationen und Völker von den oligarchischen Gesellschaftsmodellen befreien. Die Wall Street ist beispielsweise absolut oligarchisch, d. h. sie ist typisch für herrschende Gesellschaftssysteme, die in der Praxis unmenschlich sind.

Dies gilt beispielsweise für den Massenmord in der antiken Gesellschaft von Troja, für das Römische Reich oder für das heutige anglo-holländische Imperium (mit dem William Shakespeare und später die Siedler von Massachusetts einschlägige Erfahrungen gemacht haben), ein britisches Imperium, das durch die Tyrannei der niederländischen Imperialisten entstanden ist.

Das Hauptmotiv für die Hinterhältigkeit tyrannischer Systeme nach dem Vorbild des Imperialismus war stets die Unterdrückung moralisch überlegener kultureller Bewegungen, wofür der Massenmord an Christen durch das Römische Reich und auch durch dessen Nachfolger steht.

Was war eigentlich der Schlüssel für die Überlegenheit der christlichen Apostel gegenüber den römischen Machthabern? Das Neue Testament ist voll von entsprechenden Darstellungen der Apostel.5

Der Effekt einer reduktionistischen Weltsicht zeigt sich mit beachtlicher Präzision an Beispielen wie dem Konflikt zwischen großen Wissenschaftlern wie Max Planck und Albert Einstein und dem rabiat bösartigen Bertrand Russell und seinen heutigen Gesinnungsgenossen.

Der Effekt von einschlägigen reduktionistischen Ideologien zeigt den Mangel (oder den Verlust) der Fähigkeit, die Funktion der Menschheit auf der Erde oder auch im Sonnensystem zu verstehen. Der Verlust einer wirklichen menschlichen Geisteshaltung zugunsten sogenannter „praktischer“ Ideologien hat den Verlust einer ganzen Kategorie menschlicher Geistesfunktionen zur Folge, wie man bei Leuten im Umkreis der Wall-Street-Bande heute oder bei Kaiser Nero damals sehen kann.

Dieser Gegensatz, den William Shakespeare mit seiner Dichtkunst aufzeigt, wenn er sie mit der seit Königin Elisabeth und den Stuarts versammelten anglo-holländischen Fraktion und ihrem Zusammenschluss zum britischen Imperium vergleicht, zeigt, dass die Verbindung zur menschlichen Seele verloren gegangen ist, was durch kein noch so großen Aufwand an Predigt oder wissenschaftlicher Bildung wirklich korrigiert werden könnte.

Das ist nicht nur zufällig mit den Meisterwerken von William Shakespeare verbunden, sondern auch mit dem Werk des Kardinals Nikolaus von Kues und dessen Erben in der Wissenschaft, Johannes Kepler. Das ist es, was alle jungen Leuten heute verstehen sollten.

Fußnote(n)

  1. So hat die inzwischen verstorbene britische Königin Elisabeth II. eine schnelle Reduzierung der menschlichen Spezies von sieben Milliarden auf eine Milliarde oder weniger gefordert.[]
  2. Jasper Hopkins, Nicholas of Cusa’s Debate With John Wenck, The Arthur J. Banning Press, Minneapolis, 1981–84.[]
  3. Die Hauptsache ist der Effekt“, aus dem deutschen Spielfilm Das Spukschloss im Spessart von 1960.[]
  4. Ich verweise hier auf meinen Artikel „Nikolaus von Kues, Kepler und Shakespeare“. [Veröffentlicht in Neue SolidaritätNr. 28/2013 u. 29/2013, die Red.]. Die Gründlichkeit, mit der Shakespeare die Rolle des Chors in diesem Drama behandelt, gehört zu den provokantesten Beispielen treffender Ironie in der Geschichte. Zugegeben, Shakespeare ist, vor allem in seinen großen späteren Werken, außergewöhnlich; aber die Verwendung des „Chors“ in König Heinrich V. weist eine Mehrdimensionalität in der Tiefe auf, die in dieser Form über alle anderen seiner Werke hinausragt. Mit ziemlicher Sicherheit war Shakespeares „tiefe klassisch-griechische Dimensionalität“ wohl fast für sein gesamtes Publikum zu tiefgründig.[]
  5. Es gibt zwei eng miteinander verbundene Belege hierfür: Korinther 1, Kapitel 13, sowie der Unterschied zwischen der Hexenkunst der Euklidischen Geometrie und einer kompetenten physikalischen Geometrie, wie sie in Bezug auf die Arbeit von János Bolyai von seinem Vater Farkas diskutiert wurde, und die zurückhaltende Unterstützung durch Carl F. Gauss. Euklids Geometrie gründet sich auf einen üblen Plan, der von wirklichen Gelehrten in der Behandlung rein deduktiver Methoden erkannt werden sollte.[]
FUSION
Privacy Overview

This website uses cookies so that we can provide you with the best user experience possible. Cookie information is stored in your browser and performs functions such as recognising you when you return to our website and helping our team to understand which sections of the website you find most interesting and useful.