Das Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Trump und dem russischen Präsidenten Putin in Anchorage, Alaska am 15. August 2025 hat die Präsidentin des Schiller-Instituts Helga Zepp-LaRouche zu einem Offenen Brief bewogen, um beide Politiker aufzufordern: „Verhindern Sie den Atomkrieg und bauen Sie den Beringstraßen-Tunnel!“. Ein Tunnel unter der Beringstraße würde eine rund 100 km lange Verbindung zwischen Alaska und Russland schaffen, bestehend aus zwei 50 km langen Tunneln, die von beiden Seiten der Beringstraße zur (russischen) Großen und (amerikanischen) Kleinen Diomeden-Insel führen sollen, die dicht nebeneinander etwa in der Mitte der Beringstraße liegen.

Schon zuvor hatte Zepp-LaRouche erklärt: „Da uns das Schicksal gewissermassen eine Chance liefert, indem dieser Gipfel in Alaska stattfindet, wollen wir an eine Kampagne erinnern, für die wir uns jahrzehntelang eingesetzt haben, nämlich die Möglichkeit, Alaska mit Russland über die Beringstraße zu verbinden. Wir haben uns für den Bau eines Tunnels bzw. einer Brücke eingesetzt, um den eurasischen Kontinent mit Amerika zu verbinden.“
Die ersten Reaktionen auf den Offenen Brief waren „sehr interessant“, so Zepp-LaRouche: „Wir erhielten positive Rückmeldungen aus Russland, Mexiko und Brasilien. Auch in der Vergangenheit hatten viele Länder Interesse an einer Teilnahme an einem solchen Projekt bekundet. Denn der Beringstraßen-Korridor würde potentiell nicht nur die riesigen Öl- und Gasvorkommen und Seltenen Erden Alaskas erschließen, sondern auch den Fernen Osten und Sibirien für die Entwicklung öffnen. Ein Großteil davon liegt unter Permafrostboden, aber dort findet man alle Elemente des Periodensystems, so dass es eine riesige Ressource nicht nur für Russland wäre, sondern auch für jedes Land, das hier investieren möchte. Das war auch schon mehrfach Thema auf dem Wirtschaftsforum in Wladiwostok.“
So urteilte am 8. August 2025 auch Dr. Gilbert Doctorow, ein in Brüssel ansäßiger amerikanischer Analyst, in einem Interview mit RT, dass gemeinsame Wirtschaftsprojekte ein zentrales Thema zwischen Trump und Putin am 15. August sein sollten. Doctorow wies insbesondere darauf hin, dass „Kirill Dmitrijew, der Leiter des [russischen] Direktinvestitionsfonds, ein fester Bestandteil aller Diskussionen war. Und jeder weiß, dass er ein Befürworter der alten Idee eines Tunnel-Brücken-Verbindungsprojekts zwischen Russland und den Vereinigten Staaten über die Beringstraße ist.“ Dmitrijew hatte auf X die Ansicht geäußert, dass die USA und Russland „in den Bereichen Umwelt, Infrastruktur und Energie in der Arktis und darüber hinaus zusammenarbeiten sollten.“ Daneben war ein Bild mit Eisenbahnschienen zu sehen, die sich in Richtung der hohen Berge Alaskas erstrecken. Auf einen Kommentar mit dem Titel „Zeit für den Beringstraßen-Tunnel“, den Daniel Burke vom Schiller-Institut auf X gepostet hatte, antwortete Dmitrijew: „Möglich.“
Selbst aus den USA kamen wichtige zustimmende Äußerungen zu dem Projekt. So sagte Prof. Peter Kuznick, Direktor des Instituts für Nuklearstudien an der American University in Washington, D.C., in einem Interview mit TASS am 10. August über das Tunnelkonzept: „Ich würde mir ein Folgetreffen zwischen Trump, Putin und [dem chinesischen Präsidenten] Xi Jinping anlässlich der Gedenkfeier zum Zweiten Weltkrieg [am 3. September] in China wünschen. Noch besser wäre es, wenn [der indische Premierminister Narendra] Modi und [der brasilianische Präsident] Lula [da Silva] ebenfalls daran teilnehmen würden.“ Er drängte auf eine Zusammenarbeit zwischen Russland, den Vereinigten Staaten und möglicherweise anderen Nationen bei gemeinsamen Entwicklungsprojekten in der Arktis, „und vielleicht einem Beringstraßentunnel, der Russland und die USA mit Hochgeschwindigkeitszügen verbindet“. Eine solche Zusammenarbeit könnte „die Welt wieder auf den Weg zum Frieden bringen…“.
Aus Europa kam ein gemeinsamer Aufruf von Claudio Celani, Redakteur von Executive Intelligence Review in Deutschland, und von Prof. Enzo Siviero, Rektor der Online-Universität eCampus in Italien, der als italienischer „Brückenbauer“ bekannt ist. Beide riefen am 9. August die Präsidenten Putin und Trump dazu auf, sich von Italiens Entscheidung zum Bau der Messina-Brücke, die das Festland mit Sizilien verbinden wird, inspirieren zu lassen und mit dem Bau des Beringstraßentunnels zu beginnen. In ihrem Aufruf beziehen sie sich auf Lyndon LaRouches Konzept der „Weltlandbrücke“ und schreiben: „Die Messina-Brücke bringt Europa näher an Afrika heran, und die beiden Kontinente werden endlich Teil der Weltlandbrücke sein, wenn das nächste Projekt, die Verbindung zwischen Sizilien und Tunesien namens TUNeIT, gebaut wird. Mit diesen großartigen Infrastrukturprojekten und dem Beringstraßentunnel nährt die Menschheit den Traum, alle Kontinente in einer Zukunft zu verbinden, die auf Zusammenarbeit ohne Kriege basiert.“ Siviero hatte zudem in einemVideointerview am 29. Juni zu „visionärem Ingenieurwesen“ aufgerufen.
Ein lang diskutiertes Projekt
Vor allem zeigt auch China seit langem Interesse an der Beringstraßen-Verbindung. So wurde Dr. Viktor Rasbegin, der stellvertretende Vorsitzende des Russischen Rats für das Studium der Produktivkräfte (SOPS), bereits 2010 von China auf der Shanghaier Weltausstellung „Expo 2010“ für den Entwurf des „interkontinentalen multimodalen Transporttunnels“ der Beringstraße zwischen Sibirien und Alaska mit dem Großen Preis für Innovation ausgezeichnet, für den sich über hundert Projekte beworben hatten.

Spätestens seit 2014 denken auch chinesische Eisenbahningenieure über die Voraussetzungen für einen Tunnel unter der Beringstraße nach, um eine „Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke China-Russland-Alaska-Kanada-USA“ zu bauen. Im Mai 2014 skizzierte Wang Mengshu, einer der bekanntesten Tunnel- und Eisenbahningenieure Chinas, in einem Interview mit der Beijing Times Chinas ehrgeizige Gesamtpläne für den Bau transkontinentaler Hochgeschwindigkeitsbahnen weltweit. Die vierte der von ihm genannten transkontinentalen Hauptstrecken erregte internationale Aufmerksamkeit: die Idee, Eurasien mit Kanada und den Vereinigten Staaten zu verbinden.
Wang berichtete, die Planung für eine etwa 13.000 km lange Strecke habe begonnen, „die im Nordosten [Chinas] beginnt und nach Norden durch Sibirien bis zur Beringstraße führt, den Pazifik durch einen Tunnel nach Alaska unterquert, dann von Alaska nach Kanada und schließlich in die Vereinigten Staaten verläuft… Wenn das Projekt fertiggestellt ist, müssen Menschen von China in die Vereinigten Staaten nicht mehr fliegen. Sie können mit dem Hochgeschwindigkeitszug fahren und dabei die Landschaft vieler Länder entlang der Strecke genießen. Bei einer geplanten Geschwindigkeit von 350 km/h können Passagiere mit dem Hochgeschwindigkeitszug in weniger als zwei Tagen die Vereinigten Staaten [südlich von Kanada] erreichen.“
Als der 2019 verstorbene US-Eisenbahnexperte Hal Cooper, der sich jahrzehntelang mit dem Schiller-Institut für den Bau eines Tunnels unter der Beringstraße eingesetzt hat, damals von Wangs Interview hörte, erklärte er gegenüber der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti, es bestünden zwar weiterhin politische Hindernisse für eine Zusammenarbeit zwischen China, Russland und den USA, „aber nach dieser Ankündigung der chinesischen Seite kann das nicht mehr unterbunden werden. Es wird nie wieder unter den Teppich gekehrt werden.“
Sieben Monate später, am 18. Dezember 2014, erklärte Wang in einem Interview mit der New York Times, die Unterquerung der Beringstraße sei „nicht nur ein Wunsch und Traum der chinesischen Eisenbahnfachleute, sondern auch der Eisenbahningenieure in Russland, Kanada und den USA, mit denen ich gesprochen habe… Es ist ein Traum, aber ein Traum, der in greifbarer Nähe liegt.“
Die New York Times wollte wissen, wie die Chancen stünden, dass diese große Idee jemals umgesetzt wird. Wang antwortete: „Das hängt ganz von der Politik ab, denn die Technologie haben wir. Es hängt davon ab, ob die Regierungen der vier Länder zusammenarbeiten können, um diesen Traum zu verwirklichen und unseren Kindern dieses erstaunliche Vermächtnis zu hinterlassen… Einige Regierungen geben ihre Ressourcen lieber für Kriege aus. Ich denke, der Bau einer Eisenbahn ist viel sinnvoller, als Kriege zu führen.“
Unterstützung aus Alaska
Der ehemalige Vizegouverneur von Alaska, Mead Treadwell, sagte am 13. August 2025 gegenüber TASS:„Wenn dieser Gipfel eine neue Ära des Friedens einläuten kann, wird dies für die Welt eine Erleichterung sein und vielleicht zu einer Erneuerung des konstruktiven Engagements zwischen den Menschen in der Arktis führen.“ Obwohl er den Tunnel unter der Beringstraße in diesem Interview nicht namentlich erwähnte, ist er seit langem ein Befürworter des Projekts und sprach sich auf einer von der Washington Times gesponserten Konferenz im Jahr 2024 dafür aus. Treadwell war von 2010 bis 2014 Vizegouverneur und von 2006 bis 2010 Vorsitzender der US-Arktisforschungskommission.
Der ehemalige Gouverneur von Alaska, Walter Hickel (1919–2010), war ein weiterer weltweiter Fürsprecher des Beringstraßen-Tunnels und bezeichnete ihn als vorrangiges „Welt-Megaprojekt“. Im April 2007 sprach er auf einer Konferenz des Rates für Produktivkraftforschung der Russischen Akademie der Wissenschaften zu diesem Thema, auf der auch ein Papier von Lyndon LaRouche mit dem Titel „Die politische Landkarte der Welt verändert sich: Mendelejew hätte zugestimmt“ vorgestellt wurde. Auf dem Arktischen Energiegipfel im Oktober 2007 in Anchorage, an dem eine große russische Delegation teilnahm, betonte Hickel: „Dieser Tunnel wird gebaut werden.“
