Kurznachrichten 04/1998

Mehr Eis an den Mondpolen als bisher angenommen

Wissenschaftler der NASA, die die von der Sonde Lunar Prospektor in den letzten sechs Monaten gesammelten Daten auswerten, berichteten Anfang September, daß sie ihre bisherigen Schätzungen über das auf dem Mond vorhandene Wasser noch oben korrigieren müssen. Am Nord- und Südpol des Mondes lagern demnach nicht 300 Millionen, sondern bis zu 6 Milliarden Tonnen Wassereis. Das Eis, das sich in Kratern an den in ewiger Dunkelheit liegenden Mondpolen angesammelt hat, soll höchstwahrscheinlich von wasserhaltigen Kometen stammen, die auf der Mondoberfläche aufgeschlagen sind. Die neuen Analysen zeigen, daß nahezu reine Wassereislager unter bis zu einem halben Meter dicken Schichten trockenen Regoliths (unverfestigtes Mondsediment) begraben sind. Solche Wasservorräte könnten bei der künftigen Besiedlung des ansonsten völlig trockenen Mondes äußerst wertvoll sein.

Umstrittene Versuche mit menschlichen Stammzellen

Die Meldung, daß es Forschern in den USA gelungen ist, unspezialisierte Zellen aus einem menschlichen Embryo (sogenannte Stammzellen) zu kultivieren und zu vermehren, hat weltweit einerseits eine Art Euphorie über ganz neue Perspektiven in der Transplantationsmedizin und Gentechnik, aber auch scharfe ethische Kritik hervorgerufen. Stammzellen besitzen noch die Fähigkeit, sich zu sämtlichen Körpergeweben zu entwickeln, zu Herz-, Muskel-, Knochen- oder Nervenzellen. Die von den Forschern benutzten Zellen stammten von wenige Tage alten menschlichen Embryos aus Israel, die im Rahmen von künstlichen Befruchtungen entstanden waren. Eine solche „verbrauchende Embryonenforschung“ ist in Deutschland aus guten Gründen gesetzlich untersagt, denn niemand kann sich um die ethische Frage herumdrücken, daß es schließlich ein werdender Mensch war, der das „Material“ für derartige Experimente lieferte. Auch wenn es sich hierbei nicht um einen Eingriff in die Keimbahn handelt, so sind neben den grundsätzlichen ethischen Bedenken den Möglichkeiten des Mißbrauchs Tür und Tor geöffnet. Auch in den USA durften die Forscher ihre Arbeiten nicht mit öffentlichen Geldern finanzieren, sondern waren auf die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie angewiesen. Die Frage muß dringend beantwortet werden, ob das gleiche Ziel, nämlich die Züchtung menschlicher Gewebeimplantate aus embryonalen Stammzellen, nicht mit anderen Mitteln erreicht werden kann, die nicht mit so großen ethischen Vorbehalten befrachtet sind.

Erste Sonde mit Ionenantrieb

Am 24. Oktober startete von Cape Canaveral ein ungewöhnliches Raumfahrzeug in Richtung des Asteroiden 1992 KD. Deep Space 1 soll in erster Linie keine wissenschaftlichen Beobachtungen anstellen, sondern mehrere neue Weltraumtechnologien testen. Vor allem verwendet Deep Space 1 zum ersten Mal einen Ionenantrieb, der die Sonde im All kontinuierlich beschleunigen kann. Bisher erhalten die Raumfahrzeuge lediglich beim Start einen starken Beschleunigungsimpuls, der dann nur noch geringfügig korrigiert werden kann. Zudem ist die Sonde so ausgestattet, daß sie praktisch für sich selbst sorgt und zahlreiche potentielle Probleme eigenständig lösen kann, ohne auf ständige Kontrolle von der Bodenstation angewiesen zu sein. Obwohl das Konzept des Ionenantriebs nicht neu ist – Raumfahrtpioniere wie Dr. Ernst Stuhlinger entwickelten schon sehr früh Ideen, daß man mit ionisierten Atomen einen sehr viel höheren Schub erreichen kann als mit chemischen Treibstoffen –, dauerte es bis heute, daß diese Technologie in der Praxis eingesetzt wird. Der Grund dafür liegt hauptsächlich in dem großen Energiebedarf des Antriebs, weswegen die ideale Energiequelle für ein Ionenraumschiff eigentlich ein Kernreaktor wäre. Deep Space 1 erhält seine Energie indes aus neuartigen Solarzellen mit hoher Leistungsfähigkeit, die mit wachsender Entfernung zur Sonne immer weniger Strom liefern werden. Auch wenn beim Betrieb des Ionenmotors offensichtlich Probleme auftraten, ist dies die Raketentechnologie der Zukunft.

Die Sonde Deep Space 1 hat erstmals einen Ionenantrieb. Foto: JPL

In dem Ionenmotor von Deep Space 1 wird Xenongas mit Elektronen bombardiert, wodurch positiv geladene Ionen entstehen, die dann in der Kammer beschleunigt werden und mit einer Geschwindigkeit von über 100.000 km/h austreten, wodurch die Sonde einen ständigen, wenn auch nur sehr kleinen Schub erhält.

Treibhauseffekt: Tendenz stark fallend

Der bisher vom IPCC für eine angenommene Verdoppelung der CO2-Konzentration stets angegebene Strahlungsantrieb von 4,3 W/m2 fällt rapide. Zunächst hatte die Auswertung eigener Labormessungen des Wiesbadener Chemikers Dr. Heinz Hug für den vom IPCC 1990 angegebenen Spektralbereich 13,7–16 æm des CO2 eine spektakuläre Reduktion auf 1/80 des IPCC-Wertes ergeben (siehe Chemische Rundschau vom 20.02.98 sowie im Internet unter http://www.vision.net.au/~daly/guests.htm). Das konnte die etablierte Klimawissenschaft natürlich nicht hinnehmen. So wurden von einem GKSS/DLR-Team um Prof. E. Raschke anhand von Berechnungen mit HITRAN-Spektren und Labormessungen in Oberpfaffenhofen die Absorptionsflanken des CO2 in den Wellenzahl-Bereichen zwischen 550 und 830/cm, d. h. außerhalb des o. g. Frequenzbands ermittelt (siehe Chemische Rundschau vom 23.10.98).

Das Ergebnis: Nur 2–3,5 W/m2 für eine CO2-Verdoppelung. Eine graphische Spektralauswertung durch Dipl.-Ing. P. Dietze lieferte einen Wert von etwa 2,5 W/m2. Weiter ergab die Überprüfung, daß von dem Forscherteam außer acht gelassen wurde, daß der gesamte CO2-Absorptionsbereich vom Wasserdampf überlagert ist. Wird dies berücksichtigt, so ergibt sich eine Reduktion auf ca. 1,2 W/m2, d. h. nur 28 % des IPCC-Wertes. Weiter hält der renommierte MIT-Klimatologe Prof. R. Lindzen die vom IPCC angenommene Wasserdampf-Rückkoppelung vom Faktor zwei für unrealistisch. Wird noch berücksichtigt, daß sich der CO2-Anstieg für business as usual (Szenario IS92a) bis 2100 im Kohlenstoffmodell nach Dietze auf 62 % verringert, so reduziert sich die globale Erwärmung durch CO2 gegenüber IPCC-Modellen insgesamt auf etwa ein Zehntel.

Eurasisches Glasfaserkabel in Betrieb

Ein erfreulicher Erfolg ist beim Ausbau der „Eurasischen Landbrücke“ zu verzeichnen: Nach längerer Bauzeit konnte am 14. Oktober das eurasische Glasfaserkabel TAE in Betrieb genommen werden. Die Fertigstellung wurde an den beiden Endpunkten Frankfurt am Main und Schanghai mit einer parallelen Zeremonie gefeiert. Mit 17000 km ist es das längste Landkabel der Welt. Wenn alle „Verzweigungen“ fertiggestellt sind, wird das Trans-Asia-Europa-Kabel (TAE=Trans-Asia-Europe Optical Fibre Cable System) 20 Nationen über insgesamt 27.000 km Glasfaser bedienen. Jedes Land baut sein Segment selbst, das Investitionsvolumen beträgt insgesamt etwa 1 Mrd. DM.

Die Deutsche Telekom ist einer der Initiatoren und Koordinator des Projekts. Gerd Tenzer vom Vorstand Technik Netze der Telekom bezeichnete das Projekt als „Meilenstein in der Telekommunikation der beteiligten Partner“ und Einstieg in ein „neues Telekommunikationszeitalter“. Das TAE steht für digitale Sprach-, Daten- und Videoübertragung zur Verfügung. Seine Kapazität entspricht der Übertragung von 4.000 gleichzeitigen Telefongesprächen rund um die Uhr, und dies kann bei Bedarf in Zukunft durch ein „Upgrade“ erhöht werden.

Wie die Telekom in einer Pressemitteilung am Tag der Fertigstellung berichtete, folgt die Haupttrasse des TAE der Route der alten Seidenstraße „von Schanghai/China über Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Iran, Türkei, das Schwarze Meer, Ukraine und Polen bzw. Rumänien, Ungarn und Österreich“ nach Frankfurt.

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